Nach über 200-jähriger Verschwiegenheit haben die grössten Genfer Privatbanken diese Woche erstmals ihre Geschäftszahlen präsentiert. Den Anfang machte Pictet.

(Geneva Lake © Shutterstock)

Jahrhundertelang haben die Privatbankiers mit ihrem persönlichen Vermögen vollumfänglich für die Verbindlichkeiten ihres Hauses gehaftet. Mit diesem Rechtskonstrukt waren sie nicht verpflichtet, irgendwelche Zahlen zu veröffentlichen. Zum Teil ist das heute noch der Fall, allerdings nicht bei den beiden grossen Instituten Pictet und Lombard Odier.

Diese haben ihr Rechtskleid per Anfang 2014 geändert und firmieren seither als Kommanditaktiengesellschaften, was zur Folge hat, dass sie ihre Geschäftszahlen innerhalb von zwei Monaten nach dem Abschluss der sechsmonatigen Berichtsperiode publizieren müssen. Und das ist heute Dienstag – bei Pictet – der Fall, während Lombard Odier am kommenden Donnerstag folgen wird, wie ein Sprecher auf Anfrage von finews.ch bestätigte.

Urgesteine im Swiss Banking

Die Zahlen sind in mehrfacher Hinsicht interessant. Pictet und Lombard Odier gehören hinter den Grossbanken UBS und Credit Suisse sowie Julius Bär zu den grössten Vermögensverwaltern der Schweiz. Das 1805 gegründete Finanzinstitut Pictet verwaltete und verwahrte per Ende Juni 2014 insgesamt 404 Milliarden Franken für Kunden in mehr als 80 Ländern. Das Unternehmen beschäftigt rund 3'500 Personen an 26 Standorten rund um den Globus.

Im Vergleich dazu wies die 1796 gegründete Lombard Odier gemäss den zuletzt verfügbaren Angaben 188 Milliarden Franken an anvertrautem Kapital. Das Unternehmen beschäftigt gegen 2'000 Mitarbeiter in 24 Niederlassungen weltweit.

Zusätzlicher Fokus auf das Asset Management

Gemäss früheren Aussagen werden die beiden Genfer Privatbanken diese Woche detaillierte Kennziffern zu ihrer Geschäftstätigkeit publizieren, namentlich auch Gewinnzahlen sowie Angaben zu den Eigenmitteln. Interessant wird auch das Ertragsverhältnis sein zwischen der Vermögensverwaltung für Private (Private Banking) und jener für institutionelle Kunden (Asset Management).

Beide Häuser haben vor dem Hintergrund des sich verändernden Bankgeheimnisses und dem faktischen Ende des klassischen Offshore-Banking in Europa ihr Asset Management massiv ausgebaut. Dieses Geschäft geht zwar mit tieferen Margen einher, weist aber wesentlich grössere Volumina aus und erfordert mehr Kompetenz als das Private Banking, weil institutionelle Anleger, wie Pensionskassen und andere Vorsorge-Einrichtungen, höhere Ansprüche an die Performance, also an die Wertentwicklung der Vermögen, stellen. Zudem handelt es sich dabei ausschliesslich um deklariertes Geld.

Generationenwechsel auch bei den Partnern

Die beiden Privatbanken stehen auch organisatorisch vor einem Generationenwechsel. Sowohl Pictet als auch Lombard Odier haben in den vergangenen Jahren mehrere jüngere Teilhaber nachgezogen, an denen es nun liegen wird, ihre Finanzinstitute in die «neue Normalität» zu überführen. Von den acht Partnern bei Lombard Odier sind dies insbesondere die jüngeren Bankiers Hubert Keller sowie Frédéric Rochat.

Ebenfalls ein Vertreter der sozusagen neuen Generation ist Hugo Bänziger. Er hat zwar keine Privatbanken-Vergangenheit, dürfte aber mit seiner langen Erfahrung bei der Credit Suisse und danach bei der Deutschen Bank wesentliche Impulse liefern können, sobald Lombard Odier im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit steht.

In die Zukunft führen

Bei Pictet mit ebenfalls acht Partnern sind es Marc Pictet sowie Bertrand Demole, die, beide gut 40-jährig, die neue Generation verkörpern. Sie stiessen 2010 zum Teilhabergremium und lösten damals Ivan Pictet ab, der fast dreissig Jahre im Sold der Bank gestanden hatte. «Sie bringen alle Voraussetzungen mit, um das Teilhaberkollegium zu verstärken und die Bank sicher in die Zukunft zu führen», sagte Ivan Pictet damals.

Ebenfalls zur jüngeren Garde der Teilhaber gehören der frühere UBS-Banker Renaud de Planta, der 1998 zu Pictet stiess, sowie Rémy Best, der vor 2003 beim Strategieberater McKinsey arbeitete.

Bedrohung aus den USA

Last but not least zählt Pictet zu jenen Schweizer Banken (in der Kategorie 1), gegen die vom US-Justizministerium wegen angeblicher Beihilfe zur Steuerhinterziehung bei amerikanischen Bürgern ermittelt wird. Man darf gespannt sein, ob das Finanzinstitut auch dazu etwas kommuniziert. Lombard Odier gehört mit etwas mehr als 100 Banken zur Kategorie 2 im US-Steuerprogramm, was so viel bedeutet, dass die Bank nach Verhandlungen mit den US-Behörden einen bestimmten Geldbetrag wird bezahlen müssen.

Die erstmalige Publikation von Geschäftszahlen in dieser Woche stellt für beide Banken die ganz grosse Herausforderung dar, auch in Zukunft so glaubwürdig und solid dazustehen, wie dies in den vergangenen zweihundert Jahren der Fall gewesen ist.

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