Pierre-Oliver Pourcelot, Chef von Robeco (Schweiz), spricht mit finews.ch über «guided architecture», Newcomers in Zeiten der Rezession und Julius Bär.

Herr Pourcelot, welche Banken haben Ihrer Meinung nach am konsequentesten die «offene Architektur» umgesetzt?

Pierre_Olivier_PourcelotDie Mehrheit der Banken in der Schweiz hat heute die «open architecture», wie es in der Fachsprache heisst, umgesetzt. Die Frage ist eher: Was wird sich in Zukunft durchsetzen: Die «open architecture» oder die «guided architecture». Eine offene Architektur bedeutet, dass die Kunden die besten Produkte erhalten sollen, also auch Produkte von Fremdanbietern aus der ganzen Welt. Man ist als Bank völlig unabhängig von Partnern und hat eine grosse Auswahl an Produkten, die man dem Kunden für sein Portfolio anbieten kann.

Was ist die Alternative dazu?

Die so genannte «guided architecture», bei der man als Bank eine bestimmte Anzahl von Partnern auswählt, um dann mit diesen auf Produkteebene zusammenzuarbeiten. Es scheint so, dass die aktuelle Vertrauenskrise die Banken mehr in Richtung dieser zweiten Variante führen wird. Das ist eine Entwicklung, die wir aufmerksam verfolgen, denn als Mitglied der Rabobank-Gruppe, welche über ein AAA-Rating verfügt, stehen wir sehr gut da.

Wer sind Ihre Hauptkunden?

Die Robeco (Schweiz) AG ist ein aktiver Asset Manager. Einerseits betreuen wir Kunden, die über eine professionelle Trésorerie verfügen. Dies sind in erster Linie institutionelle Anleger wie Pensionskassen, Versicherungen sowie Family Offices. Andererseits sind dies Distributionskunden, also Banken und unabhängige Vermögensverwalter.

Erachten Sie das Pure-Player-Modell von Julius Bär für zukunftsweisend im Private-Banking?

Bei Julius Bär bin ich der Meinung, dass es ein guter Entscheid ist. Dieses Modell ermöglicht Investoren, sich für eine Gesellschaft zu entscheiden. Das heisst: Die Investoren haben mehr Auswahl. Ob das Modell wegweisend ist, wird sich zeigen. Das Pure-Player-Modell ist auch von der Grösse des Anbieters abhängig. Aber in dem Fall von Julius Bär glaube ich, dass es sicher ein weiser Business-Entscheid war.

Welches ist aktuell das führende Fondsdomizil aus strategischer Sicht, und warum?

In Europa, also im so genannten UCITS-Raum, sind es definitiv Luxemburg und Dublin. Sie haben die führende Position im EU-Raum inne. Diese Domizile haben mit ihren Rahmenbedingungen auch gute Chancen in Asien.

Welche Möglichkeiten bestehen für den Finanzplatz Schweiz, Marktanteile im Fondsgeschäft (zurück)zugewinnen?

Für Fonds nach Schweizer Recht scheint es mir sinnvoll, dass eine weitere Spezialisierung stattfindet. Insbesondere auch für die Bedürfnisse von Schweizer Kunden und institutionellen Anlegern.

Gibt es noch Potenzial für neue Produkte im Fondsgeschäft, wenn ja, für welche?

Ich bin der Meinung, dass es mittelfristig ein grosses Potenzial für neue Produkte gibt. Wenn man sie mit bestimmten alternativen und strukturierten Produkten vergleicht, dann hat man gesehen, dass sich die UCITS-Fonds in dieser Krise sehr gut behauptet haben. Aus diesem Grund sieht man heute viele Hedge-Fonds-Manager, die UCITS-Produkte an den Markt bringen. Die Investoren werden daher in den nächsten Jahren tendenziell eine noch grössere Auswahl unter diesem Dach vorfinden.

Welche wichtigsten Trends sehen Sie in der weiteren Konsolidierung auf dem Schweizer Finanzplatz?

Konsolidierungen gibt es immer. Vielleicht ein paar mehr während einer Rezession. Man darf aber nicht vergessen, dass es immer wieder neue Anbieter gibt. Auf der einen Seite Banken und Firmen die sich zusammenschliessen, auf der anderen Seite die Newcomer – auch aus dem Ausland, wie die Bank of China, die vor sechs Monaten eine Filiale in Genf eröffnet hat.

Wie gross ist Robeco in der Schweiz; umsatzmässig, personalmässig?

Grundsätzlich veröffentlicht Robeco die Zahlen der lokalen Ländergesellschaften nicht. Wir können aber sagen, dass Robeco (Schweiz) AG einer der grössten ausländischen Fondsanbieter in der Schweiz ist. Auf Gruppenebene verwaltet Robeco heute rund 120 Milliarden Euro. Die Kunden von Robeco (Schweiz) werden von einem Team betreut, welches momentan 11 Berater zählt.

Was sind Ihre nächsten Wachstumsschritte?

Unsere Ziele sind qualitativer Natur: Im Fondsbereich wollen wir weiter unsere Position stärken und systematischer Partner von Banken und unabhängigen Firmen sein. Im institutionellen Bereich haben wir uns als Know-how-Transfer-Plattform zwischen dem holländischen Markt, der einer der ältesten und höchstentwickelten in Europa ist und dem Schweizer Markt, etabliert. Das heisst, dass wir immer wieder neue und innovative Lösungen auf den Schweizer Markt bringen möchten.

 

Die Robeco-Gruppe in der Schweiz hat derzeit 4 Jobs ausgeschrieben.

 

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.74%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.14%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.75%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.21%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.16%
pixel