Warum der CEO der Bank Vontobel keinen Druck verspürt, in das Konsolidierungsrennen einzusteigen und weshalb die USA und Deutschland wichtige, aber schwierige Märkte sind.

Es ist die unvermeidliche Frage, die zurzeit jedem Chef einer Schweizer Privatbank von Journalisten gestellt wird - so auch Zeno Staub am Donnerstag in London, wie die Branchenplattform «Wealth Briefing» schrieb: Ob Vontobel auch Akquisitionen anstrebe, Übernahmeobjekte im Auge habe, möglicherweise auch an Coutts International interessiert sei?

Staub antwortete zurückhaltend, wie gewohnt. Er vermied es, irgendwelche Namen von Banken zu nennen und sagte: «Wir schliessen Zukäufe nicht aus, aber einen 'Merger of Equals' sehe ich für Vontobel nicht». Und fügte den bereits üblich gewordenen Zusatz an: «Wir wollen organisch und nachhaltig wachsen.»

Vontobel liess viele Kelche vorbeiziehen

Einen Quantensprung, wie ihn Julius Bär mit Merrill Lynch vollzogen hat, wird man bei Vontobel also nicht sehen. Und man wird auch keine Vontobel sehen, die sich eindeutig ins Lager der aktiven Konsolidierer im Private-Banking-Markt schlägt.

Die Zürcher Privatbank hat in der laufenden M&A-Welle bereits zahlreiche Kelche an sich vorbeiziehen lassen, während Julius Bär, LGT, Notenstein, J. Safra Sarasin und auch kleinere Privatbanken wie die Banque Cramer & Cie die Gelegenheiten nutzten, relativ günstig zu Kundenassets zu kommen.

Die Passivität der Vontobel geht einher mit der Einschätzung Staubs zur Marktaktivität. Die Konsolidierung im Private Banking verlaufe wohl weniger spektakulär und langsamer als es die Medien glauben machen wollten, wiegelte er ab.

Präsenz in USA ein Muss

Staub spricht lieber über die eigenen Wachstumsinitiativen der Bank, wie zum Beispiel in den USA. Die Erlöse wachsen dort jährlich um 10 Prozent, wie er festhielt. Vontobel erlangte 2009 eine Lizenz der SEC, zu einem Zeitpunkt als Privatbanken die USA mieden wie der Teufel das Weihwasser.

Für Vontobel sind die USA insbesondere für das Asset Management ein essentieller Markt. «Wenn man im Asset Management eine weltweites Angebot haben will, muss man in den USA präsent sein,» sagte Staub. Schliesslich mache der US-Aktienmarkt rund 40 Prozent des weltweiten Volumen aus.

Ausserdem sind die USA ein lukrativer Markt für Asset Manager: US-Kunden zahlten rund 80 Basispunkte als Gebühr auf ihren verwalteten Vermögen, während es in Deutschland bloss 50 Basispunkte seien, so der Vontobel-CEO. Von US-Kunden verwaltet die Bank rund 25 Milliarden Franken.

Deutschland ist der sichere Hafen

Was die USA für das Asset Management der Vontobel sind, ist Deutschland für das Private Banking. Es sei der der grösste Private-Banking-Markt in Europa, hielt Staub fest. «Und Deutschland hat die höchste Anzahl an Millionären.» Kämpfen muss Vontobel auch mit den Nachteilen dieses Marktes: Es gebe zu viele Anbieter und der Preiskampf sei enorm, so Staub.

Der Ausbau Vontobels in Deutschland zum Hub für ganz Europa hat aber noch einen triftigen Grund. «Wir sehen Deutschland als sicheren Hafen in Kontinentaleuropa,» sagte Staub weiter. Es sei nicht absehbar, wie sich die Diskussion um einen Marktzutritt in der EU entwickle. Darum sei ein Buchungs-Hub in der EU notwendig.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.74%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.81%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.47%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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