Im Europa-Geschäft der UBS Investmentbank bleibt kein Stein auf dem anderen. Wie nun durchsickert, kämpft Chef Andrea Orcel insbesondere mit der alten Garde von UBS Warburg.

Die zahlreichen Abgänge in der UBS Investmentbank Europa sind auch bei finews.ch in den letzten Monaten ein Thema gewesen. Sie setzten mit derBerufung von William Vereker (Bild) ein, der im Juni vor einem Jahr von Investmentbank-Chef Andrea Orcel von Nomura geholt worden war.

Verekers Titel ist Head of Corporate Client Solutions für Europa, den Nahen Osten und Afrika. Das Londoner Finanzportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) lässt in einem Artikel einen UBS-Banker Verekers Job aber so beschreiben: «Andrea Orcel musste der Division in den Hintern treten. Und William Vereker ist sein Schuh.»

Über ein Dutzend Manager ausgewechselt

Orcel mache enormen Druck. Er sei frustriert, dass die UBS in der Vergangenheit so viele grosse Deals verpasst habe. Tatsächlich befindet sich das Europa-Geschäft der UBS Investmentbank seit Jahren auf dem absteigenden Ast. Im Beratungsgeschäft war sie noch auf dem elften Rang, als Orcel mit Vereker seinen Mann einsetzte.

Und der räumt seither auf: Allein im laufenden Jahr seien zwölf Teamchefs ersetzt worden, zählt «Financial News» auf: Der Leiter für das Öl- und Gasgeschäft, der für M&A, der Chef für Grossbritannien, jener für Russland, der Chef Health Care, der Chef Sponsoring, der für Leveraged Finance und der Leiter Capital Securities – die Liste ist unvollständig.

Alte Warburg-Garde unter Beschuss

Im Artikel kommt eine ganze Reihe von UBS-Bankern zu Wort, gegenwärtige wie ehemalige, welche den Umbau der Division kritisch, aber anonym,  betrachten. Dabei kommen zwei Meinungen klar zum Ausdruck. Erstens: In der Division herrscht ein Kulturkampf.

Orcel und Vereker prallen mit ihrer performanceorientierten Strategie und ihren aggressiven Forderungen auf eine alte Garde von UBS-Warburg-Bankern. Die britische Bank S.G. Warburg war 1995 vom Schweizerischen Bankverein (SBV) übernommen worden.

Und zweitens: Orcel und Vereker haben recht, dass sie eine neue Kultur in der Investmentbank etablieren. Sonst würde die Division noch ganz untergehen.

Dennoch ist das Team gespalten und verunsichert: Besonders die Abgänge von alten Warburg-Kämpen wie Simon Warshaw und Tim Waddell, aber auch eines Nick Reid, hätten den verbliebenen Warburg-Bankern schonunslos gezeigt, dass das Investmentbanking wie sie es kannten, wohl vorbei sei.

Wie auf der Schulbank

Vereker wird dabei mit den Worten zitiert: «Unsere Strategie ist nicht die Neuerfindung des Investmentbankings. Aber wir wollen die besten Teile der UBS-DNA stärken und weiter aufbauen: Der Fokus auf die Kunden, Integrität und hervorragende Beratung.»

Die UBS müsse in allem herausragen, was sie anbiete. «Das schafft man nicht, indem man still steht,» so Vereker. Dieser bestimmte Ton schlage bei internen Meetings schon mal in eine aggressivere Lage um, wird ein Banker zitiert, der die UBS dieses Jahr verlassen hat.

Vereker versammle seine Managing Directors jeweils Montagmorgen, wo er deutlich sage, was er verlange. «Ich fühlte mich wieder auf die Schulbank versetzt», so der frühere UBS-Banker.

UBS holt tatsächlich auf

Aus einem anderen Lager der Investmentbanker heisst es dagegen, genau dieser neue Umgangston sei notwendig. Bislang habe niemand so deutlich gesagt, dass die UBS in allen Beratungsbereichen während sechs Jahren nur Marktanteile verloren habe.

Orcels und Verekers Ansage zeigt Wirkung: Die UBS hat gemäss Dealogic im laufenden Jahr rund 500 Millionen Dollar Beratungserlöse in Europa erzielt, immerhin 100 Millionen Dollar mehr als vor Jahresfrist. Damit liegt der Marktanteil der UBS bei 3,4 Prozent. Der Weg zurück nach oben ist noch lang.

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