Boris Collardi ist sicher, dass ihn die Coutts-Muttergesellschaft RBS noch kontaktieren wird. Den Gerüchten über eine Fusion mit der CS erteilt er eine klare Absage, und er warnt vor einer Amerikanisierung des schweizerischen Rechtssystems.

Ein Teil der britischen Prominentenbank Coutts, zu deren Kunden die Queen, Elton John und David Beckham gehören, könnte bald Teil der Bank Julius Bär werden.

Im Interview mit dem «SonntagsBlick» (Artikel kostenpflichtig) zeigt Julius-Bär-CEO Boris Collardi (Bild) reges Interesse an dem Institut: «Coutts muss ein Thema für uns sein, allein schon wegen des Namens und der Marke.»

Nur noch fünf Bieter im Rennen?

Konkrete Gespräche mit der Coutts-Mutter Royal Bank of Scotland (RBS) hätten bislang zwar noch nicht stattgefunden. «Ich bin sicher, dass uns RBS noch kontaktieren wird, sobald sie sich entschieden hat, was mit Coutts passieren soll. Wir sind in der komfortablen Position, dass wir warten können. Es gibt nicht viele Banken, die ein Geschäft dieser Grösse integrieren können», so Collardi weiter.

Wie finews.ch bereits am Freitag meldete, lichtet sich das Feld der potenziellen Käufer des internationalen Geschäfts von Coutts. Gemäss dem Hongkonger Branchenmagazin «Asian Private Banker» (Artikel kostenpflichtig) sind noch fünf Konkurrenten im Rennen. Nachdem RBS ursprünglich von einer Preisvorstellung von umgerechnet einer Milliarde Franken ausgegangen war, sind es weiteren Informationen zufolge bloss noch 800 Millionen Franken.

Fusion mit CS war eine Falschmeldung

An einer Auktion werde Julius Bär nicht teilnehmen, sagt Collardi gegenüber dem «SonntagsBlick» weiter. «So wird nur der Preis in die Höhe getrieben. Das ist Zeitverschwendung.»

Die Gerüchte über eine Fusion mit der Credit Suisse sind hingegen ohne Grundlage, wie Collardi weiter unterstrich. «Zwischen uns läuft nichts. Viele unserer Kunden haben sehr negativ reagiert.»

Gefahr der Amerikanisierung

Politisch spricht sich Collardi gegen die Bankgeheimnis-Initiative von Thomas Matter aus. «Seine Initiative würde ich nicht unterschreiben. Sie bringt uns nicht weiter.»

Beim Finanzdienstleistungsgesetz Fidleg fordert Collardi Retouchen. Werde die Vorlage ohne Anpassungen umgesetzt, führe dies zu einer «Amerikanisierung des schweizerischen Rechtssystems».

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