Die Credit Suisse sollte sich auf ihre DNA besinnen und ihr Private Banking verkaufen. Dies sagte Beat Wittmann vor bald zwei Jahren in einem Interview mit finews.ch. Jetzt ist von Aufpaltung die Rede.

Offenbar überlegt sich die Credit Suisse (CS) eine Aufspaltung ihrer Geschäftsaktivitäten, wie die «Sonntagszeitung» (Artikel kostenpflichtig) an diesem Wochenende berichtete.

Demnach soll die Bank aufgeteilt werden – die Vermögensverwaltung würde in der Schweiz und in Singapur konzentriert, das Investmentbanking von London und New York aus betrieben, heisst es in der Zeitung weiter.

Brady Dougan sanft abgeschoben

Damit hätte die Bank wieder eine ähnliche Struktur wie vor zehn Jahren, als es mit Oswald Grübel und John Mack eine Doppelspitze gab. Eine elegante Lösung könnte darum sein, den bei den arabischen Aktionären beliebten CEO Brady Dougan, der in der Schweiz aber einen schlechten Ruf hat, sanft abzuschieben, wie es weiter heisst.

Diese Überlegungen entsprechen im Prinzip jenen Aussagen, die der frühere CS-Banker und heutige Vermögensverwalter Beat Wittmann im Interview mit finews.ch seinerzeit machte.

Back to the roots

Damals sagte er: «Wenn die Credit Suisse am Investmentbanking festhält, sollte sie sich voll darauf konzentrieren – wie vor 150 Jahren, sozusagen: «Back to the roots». Denn was war die Schweizerische Kreditanstalt in ihren Ursprüngen eigentlich anderes als eine Investmentbank, die die Industrialisierung unseres Landes finanziert hat? Das Investmentbanking ist die DNA der Credit Suisse.»

Diese Aussage entspricht ganz dem Statement, das der Schweizer Investmentbankingchef der CS, Marco Illy, unlängst in der CS-Personalzeitschrift «One» machte, wie finews.ch ebenfalls berichtete.

Vor 150 Jahren als Investmentbank gegründet

Auf die Frage, wie er damit umgehe, dass im Land des Private Bankings seine Disziplin als grosse Unbekannte gelte, antwortete Illy: Es stimme, die Kernkompetenz der Schweiz liege eher in der Vermögensverwaltung, während die grossen Finanzplätze in London und New York fürs Investmentbanking bekannt seien.

Doch weiter sagte Illy: «Was die meisten nicht wissen, ist, dass die Credit Suisse vor mehr als 150 Jahren als Investmentbank gegründet wurde.»

Tatsächlich ist die Bank als Schweizerische Kreditanstalt (SKA) von Alfred Escher mit dem Zweck gegründet worden, grosse Infrastrukturprojekte wie den Eisenbahnnetzbau zu finanzieren. Was damals noch eine Kreditanstalt war, gilt heute im modernen Banker-Jargon als Investmentbank.

Private Banking verkaufen

Illy liefert mit dieser Aussage möglicherweise auch den Hauptgrund für das Beharren der Credit Suisse auf ihrem Investmentbanking: «Es gehört zu ihrem Selbstverständnis, ist ihr Erbe und spiegelt den Ursprung ihrer Geschichte.»

Darauf, findet wiederum Beat Wittmann, sollte sich die CS zurückbesinnen und das Private Banking verkaufen – beispielsweise der Bank Julius Bär, die damit zur Nummer zwei im Markt aufsteigen würde und erst noch zu einer hoch modernen IT-Infrastruktur käme.

Die Börse wurde das honorieren

«Wenn sich die UBS bereits aufs Wealth Management ausrichtet, wäre es doch nur logisch, dass sich die Credit Suisse aufs Investmentbanking fokussiert. Sie hat ein hervorragendes Corporate und Merchant Banking, für das es bei vielen KMUs in ganz Europa eine enorme Nachfrage gibt» sagt Wittmann.

Und weiter: «Die Börse würde einen solchen Schritt sicherlich mit einer Avance von 30 Prozent honorieren. Denn ich glaube nicht, dass das Universalbanken- oder integrierte Modell der letzten zehn Jahre nachhaltig Erfolg haben kann. Die Börsenbewertung hat das ganz klar gezeigt,»

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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