Richard Titherington von J.P. Morgan Asset Management hält die Diskussion über die Attraktivität der Schwellenländer-Märkte für müssig. Man müsse die zyklischen Risiken erkennen, sagt er.

«Die Schwellenländer-Märkte sind und bleiben volatil», sagte Richard Titherington (Bild) unlängst an einer Präsentation in Zürich. Der Experte für Emerging-Markets-Aktien, der schon seit 1986 im Sold von J.P. Morgan steht, will damit sagen, dass Anlagen in solchen Ländern stets komplex sein werden.

Er sieht denn auch keine strukturellen Veränderungen in diesen Märkten, wie selbst in Fachkreisen nun gern behauptet wird, sondern eine langfristige Entwicklung, die regelmässig von massiven Korrekturen geprägt wird.

Instabil und undemokratisch

Im Prinzip, sagt Titherington, werde sich genau das fortsetzen, was wir schon die vergangenen 25 Jahre erlebt hätten, dass nämlich die Schwellenländer höhere Renditen mit einer gleichzeitig höheren Risikoprämie abliefern. Denn Emerging Markets würden sich auch in Zukunft instabil, politisch undemokratisch und immer wieder verlockend sein.

Die Kunst liege allein darin, die Wendepunkte in diesen Zyklen zu erkennen, sagt Titherington, wobei er sich selber sehr bewusst ist, dass dies nicht einfach ist. Doch für seine Einschätzungen liefert ihm eine Beobachtung stets gute Hinweise. «Wenn sich ein Markt der Talsohle nähert, sprechen die Leute stets von strukturellen Problemen, was natürlich falsch ist. Denn umgekehrt spricht auch niemand von strukturellen Problemen, wenn sich der Markt auf dem Höchst befindet, folgert Titherington.

Kalter Krieg?

Offenbar dreht sich in der Anlegerwelt nun alles um die Frage, ob die Schwellenländer mit strukturellen Problemen konfrontiert seien – und der J.P.-Morgan-Veteran sagt klar: «Nein.» Vielmehr sieht er für Emerging-Markets-Investments in den kommenden sechs bis neun Monaten enorme Opportunitäten.

«Sofern wir nicht in die Zeiten des Kalten Krieges zurückfallen, sind die aktuellen Probleme zyklischer Natur», sagt der Engländer und erwartet, dass sich daher auch die Probleme mit Russland über kurz oder lang lösen werden. Russland sei stets eine Bedrohung gewesen, mit welcher der Westen umgehen musste, sagt Titherington.

Enorme Risiken

Auch die Wachstumsabschwächung in China sieht der J.P.-Morgan-Mann in diesem Kontext durchaus gelassenen und wehrt sich, von strukturellen Problemen zu sprechen, selbst wenn das Bankensystem im Reich der Mitte wie auch der Immobilienmarkt ein enormes Risiko darstellen würden.

Doch China werde auch in Zukunft überdurchschnittlich wachsen, weil die Grundbedingungen dafür nach wie vor gegeben seien. «Die Menschen wollen konsumieren, sie wollen in die Mittelklasse aufsteigen, und China wird sich als Grossmacht des 21. Jahrhundert etablieren», erklärt Titherington.

Blogger und Twitterer beinflussen

Wird das Reich der Mitte dadurch demokratischer werden? Nein, sagt der Fachmann. Doch Peking werde einen Weg finden müssen, um mit den Bloggern und Tweeters im eigenen Land zurecht zu kommen. Das sei die grosse Herausforderung, die wiederum einigen Einfluss auf den Informationsfluss und damit auf die Märkte haben werde.

«Das wird zwar zu einer Annäherung der Schwellenländer ganz allgemein an die westlichen Industriestaaten führen, aber nicht weniger Probleme bereiten. Darum bleiben auch die Renditen in den Emerging Markets höher, aber gleichzeitig auch mit einem höheren Risiko behaftet, so der Anlageexperte.

Als besonders günstige und damit attraktive Schwellenländer-Märkte stuft Titherington derzeit Russland, China, Brasilien und Taiwan ein.

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