Bei der Deutschen Bank greift Paul Achleitner durch: Weil die Bank unabsehbar hohe Rechtsrisiken mit sich herumträgt, kriegt das Top-Management keinen Bonus. Sogar Josef Ackermann soll noch davon betroffen sein.

Kulturwandel geht auch so: Das jetzige Top-Management der Deutschen Bank sowie frühere Chefs wie Josef Ackermann sehen von ihren Boni zunächst nichts. Wie das deutsche «Handelsblatt» am Dienstag schrieb, hat der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Paul Achleitner (Bild Mitte), durchgesetzt, dass frühere und aktive Chefs in diesem Jahr erhebliche Abstriche bei den erfolgsabhängigen Vergütungen verschmerzen müssen.

In diesem Jahr wären die Boni aus dem Jahr 2011 zur Auszahlung gekommen, doch wird dies nun nicht geschehen. Diese Gehaltskomponenten seien bis auf weiteres eingefroren worden, heisst es in dem Artikel. Der Grund dafür seien die Rechts- und Reputationsrisiken, deren Auswirkungen noch nicht abschätzbar seien.

1'000 grössere Rechtsverfahren

Die Deutsche Bank schlägt sich zurzeit mit rund 1'000 grösseren Rechtsverfahren herum. Dazu gehören Klagen im Zusammenhang mit US-Hypotheken. Zudem wird gegen die Deutsche Bank wegen Verdacht auf Manipulation des Liborzinssatzes und von Devisenkursen untersucht.

Der von Aufsichtsratschef Achleitner verordnete Kulturwandel bei der Deutschen Bank setzt damit erstmals auch bei den persönlichen Bezügen der Manager an. Dabei waren den Co-Chefs der Bank, Jürgen Fitschen (rechts) und Anshu Jain (links), die Bezüge für das Jahr 2013 noch verdoppelt worden.

Auszahlungen auch rückwirkend eingefroren

Dies, obwohl die Bank Milliarden von Euro für Rechtsrisiken zurückstellen musste. Betroffen vom Bonus-Stopp sollen neben Fitschen und Jain auch Finanzchef Stefan Krause und Privatkundenvorstand Rainer Neske sein. Ausserdem müssen laut «Handelsblatt» der frühere Chef Josef Ackermann sowie die Ex-Vorstände Hugo Bänziger (Risikomanagement) und Hermann-Josef Lamberti (Technik) ebenfalls auf Auszahlungen verzichten. Die Deutsche Bank kommentierte dies nicht.

Bei den Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse, die bezüglich Rechtsrisiken mit der Deutschen Bank im selben Boot sitzen und ebenfalls noch Bussen- und Vergleichszahlungen in Milliardenhöhe gewärtigen müssen, war die Frage nach den Folgen für die Manager-Boni auch schon aufgekommen.

Konsequenzen bei UBS und Credit Suisse noch unklar

So hatte die Anlagestiftung Ethos im vergangen Frühling die Grösse der Bonus-Töpfe der UBS und der Credit Suisse angesichts der Kosten und Rückstellungen für Rechtsfälle scharf kritisiert und die Vergütungsberichte zurückgewiesen.

Mit der Frage nach reduzierten Boni waren auch die Credit-Suisse-Chefs konfrontiert, nachdem die Bank wegen der Beilegung des US-Steuerstreits zu einer Busse von 2,5 Milliarden Franken bezahlen musste.

Verwaltungsratspräsident Urs Rohner hatte dazu angekündigt, dass über einen Bonusverzicht diskutiert würde. Auf jeden Fall sei das Salärsystem bei der Credit Suisse so aufgebaut, dass die Bussenzahlung Konsequenzen habe.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.53%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.15%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.86%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.22%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.23%
pixel