Nachdem die USA dem Schweizer Offshore-Banking den Garaus gemacht haben, kommen nun Singapur und Hongkong unter Druck. Das zumindest behauptet eine mächtige US-Anwaltskanzlei.

Seit die USA die Schweiz gezwungen haben, die knapp 4'500 Datensätze von UBS-Kunden auszuliefern, wird der Berg an verwertbaren Informationen aus den Quellen von Schweizer Banken für die US-Steuerbehörden laufend grösser.

Von besonderem Interesse ist dabei, wo die Hunderte von Milliarden an Kundengeldern nun liegen, welche in den vergangenen Jahren aus der Schweiz abgeflossen sind, und wie die USA darauf nun reagieren werden.

Auf der Spur des Geldes

Diese Frage beantwortete die US-Anwaltskanzlei Latham & Watkins an einer Pressekonferenz in Hongkong am vergangenen Montag, wie die lokale Finanznachrichten-Website «Asianinvestor.net» berichtet. Die USA würde den Spuren der US-Kundengelder folgen und diese führten nach Asien – sprich in die dortigen Private-Banking-Hochburgen Hongkong und Singapur.

«Es ist zu erwarten, dass diese Standorte als nächste untersucht werden», sagte an der Konferenz Harvey Kelly, ein Finanzberater und Spezialist für Rechtsfälle von den Bostoner Alixpartners.

Die USA wissen mehr

Die Steuerbehörde IRS und das Justizdepartement würden die Informationen aus der Schweiz nutzen, weitere Offshore-Banken-Standorte mit undeklarierten US-Steuergeldern trocken zulegen.

Dies hatte bereits Kathryn Keneally, die kürzlich abgetretene Chefin der Steuerdivision des US-Justizdepartement, angedroht: Das US-Steuerprogramm für die Schweizer Banken erlaube es, jenem Geld von Kontoinhabern zu folgen, das in andere Gerichtsbarkeiten verschoben worden sei. «Wir wissen, wo wir als nächstes suchen müssen», hatte sie gesagt.

Gesucht: Rund 250 Milliarden Franken

Für die Anwälte von Latham & Watkins ist es recht eindeutig, dass dies in Hongkong und Singapur sein wird. Sie beziehen sich unter anderem auch auf die jüngst veröffentlichte Studie des Beratungshauses PWC, in der 350 Milliarden Franken genannt werden, die als Offshore-Gelder in den vergangenen sechs Jahren aus der Schweiz wegtransferiert wurden.

Rund 100 Milliarden Franken seien davon als Steuernachzahlungen und Bussen abzuzählen. Der Rest liege nun – undeklariert – woanders.

An der Pressekonferenz in Hongkong äusserten Latham & Watkins aber nicht nur Spekulationen. Sie bezogen sich auch auf Quellen aus dem US-Justizdepartement.

Folgen für Schweizer Banken noch unklar

Demnach soll für Hongkong und Singapur sowohl ein Programm ähnlich dem in der Schweiz in Vorbereitung sein, welches den Banken bei einer Kooperation eine Anklage ersparen würde, aber eine Busse zur Folge hätte. Derzeit liefen auch verdeckte Ermittlungen des IRS und des Justizdepartements, um Steuerdelikte aufzudecken, war weiter zu erfahren.

Dieses Vorgehen hatte im letzten Monaten auf den Cayman Islands bereits zur Verurteilung von zwei Bankberatern und einem Anwalt zu mehrmonatigen Gefängnisstrafen geführt. Für Latham & Watkins ist klar: Das Vorgehen der US-Behörden ist methodisch. Sie nehmen sich einen Offshore-Standort nach dem anderen vor.

Die Folgen für die Schweizer Banken, welche in Hongkong und in Singapur Private Banking anbieten, sind bei einer US-Offensive in Asien noch völlig unklar. Es ist sehr wohl möglich, dass sie auch US-Kunden auf den dortigen Plattformen gebucht haben, was eine weitere erzwungene Teilnahme an einem US-Steuerprogramm zur Folge haben könnte.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.67%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.11%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.8%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.19%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.23%
pixel