Um internes Fehlverhaltung und Manipulationen zu verhindern, setzt die Credit Suisse eine Überwachungs-Software ein. Bald will sie diese auch im Kundenkontakt einsetzen – schliesslich verdient sie an diesem «Big-Brother-Tool» auch noch.

Vorsicht ihr Banker: «Big Brother is watching you». Die Credit Suisse (CS) setzt seit einiger Zeit eine spezielle Software zur Überwachung sämtlicher interner Kommunikationswege ein.

Publik wurde dies, weil das entsprechende Software-Unternehmen, Digital Reasoning, dieser Tage mitteilte, dass ihm die CS und Goldman Sachs in einer Finanzierungsrunde 24 Millionen Dollar frisches Kapital zugeführt hätten.

CIA gehörte zu den ersten Investoren

Digital Reasoning hat sich bislang einen Namen gemacht, weil es die US-Regierung in ihrem Kampf gegen den Terrorismus unterstützte, wie das Wirtschaftsmagazin «Businessweek» am Donnerstag berichtete.

Das Software-Unternehmen verfügt über eine Computer-Technologie zur Daten-Analyse und Dechiffrierung. Das heisst, es sucht und filtert aus dem unendlichen Datenstrom im Internet und in Kommunikationsnetzen spezifische Informationen und bereitet diese auf.

Das Unternehmen war 2000 gegründet worden und hatte kurz darauf die CIA als ersten Investoren gewinnen können. Von da an ging es nur noch aufwärts.

«Schnüffelei» begründet

Seit 2012 hat Digital Reasoning sein Geschäftsmodell erweitert. Das Unternehmen, das Büros in Washington D.C., New York und London hat, bietet seine Technologie auch Banken an, die sie gegen die eigenen Mitarbeiter einsetzen.

Mit Hilfe von Digital Reasoning soll mögliches Fehlverhalten von Angestellten so früh entdeckt werden, dass es zu Fällen wie der Manipulation von Liborzinssätzen oder Devisenkursen gar nicht erst kommen kann.

Die «Schnüffelei» bei den eigenen Angestellten hat natürlich einen konkreten Grund: 170 Milliarden Dollar haben Banken seit 2008 an Bussgeldern ausgegeben.

Beste Prävention gegen neue Bussen

Die Ratio der Banken: Die Überwachung von Email, Telefon, Chatrooms und weiteren Kommunikationskanälen ist die beste Prävention und kann Milliarden an weiteren Bussen möglicherweise vermeiden.

«Die Banken wollen ein Mittel haben, das es ihnen erlaubt, alles zu überwachen und zu erkennen, was intern läuft», sagt Tim Estes, Chef von Digital Reasoning. 

Die Credit Suisse war zusammen mit Goldman Sachs und J.P. Morgan die erste Bank gewesen, die auf Digital Reasoning aufmerksam geworden war. Das Unternehmen hatte sich im Rahmen einer Startup-Veranstaltung präsentiert. Die Bankenmanager seien wie elektrisiert gewesen, schreibt «Businessweek».

Beachtliche Erfolgsquote

Die Credit Suisse und Goldman Sachs hätten die Software zunächst probeweise eingesetzt, später seien dann Jahresverträge abgeschlossen worden. Jetzt nutzten bereits 50 Banken den Daten-Detektiv.

Ob mit Hilfe der Software bereits grössere Fehltritte verhindert worden sind?

Tim Estes berichtet, dass Fälle entdeckt wurden, in denen gegen interne Verhaltungsregeln verstossen worden sei. Etwa, wenn manche Banker ihre Kunden zu teuren Veranstaltungen oder Fussballspielen mitgenommen hätten, ohne dies vorher zu melden.

Überwachung total

Digital Reasoning will den Banken aber auch eine Überwachung bieten, die fürs effektive Geschäft genutzt werden kann. So soll die Software künftig auch in der Kommunikation mit Kunden eingesetzt werden – offiziell, um auf diese Weise massgeschneiderte Produkte oder Dienstleistungen anzubieten.

Wie der Einsatz solcher Mittel mit dem Schutz von Persönlichkeitsrechten einher geht, kümmert Digital Reasoning nicht. CEO Estes meint lakonisch, wenigstens würden die Banker nicht von Menschen, sondern von einem Computer überwacht, denn: «Computer machen weniger Fehler.»

 

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