Der Asien-Chef der Credit Suisse über Sportskarossen, göttliche Eingebung, Sonnenbrillen, und was er von Mutter Teresa gelernt hat.

Francesco de Ferrari (Bild) blickt zwar von seinem Büro aus direkt auf die Formel-1-Rennstrecke in Singapur. Doch schnelle Autos beeindrucken den Chef der Credit Suisse Privatbank in Asien überhaupt nicht.

«Ich habe fünf Kinder. Anstelle eines Sportautos haben wir einen Familienvan», so der aus Italien stammende Banker gegenüber dem US-Finanzmagazin «Barron's».

Mit Vollgas unterwegs ist hingegen «sein» Private-Banking-Geschäft in Asien. Für de Ferrari ist die Region aus seiner Sicht ein noch wenig durchdrungener Markt. «Das Wachstum war phänomenal in den vergangenen Jahren. Und das Potential in Asien ist riesig.»

Zweistellige Wachstumsraten

Diesen Private-Banking-Boom spürt auch die Credit Suisse. Wie für viele andere Grossbanken ist Asien die am schnellsten wachsende Region. Ferraris Einheit verbuchte in der ersten Jahreshälfte 2014 Netto-Neugelder von 10 Milliarden Dollar. Die Wachstumsrate auf das Jahr gerechnet: 16 Prozent.

Mehr noch: In den vergangenen zweieinhalb Jahren sind die verwalteten Vermögen (Assets under Management) in diesem Weltteil um fast die Hälfte auf 135 Milliarden Dollar gestiegen. Das sind rund 14 Prozent des globalen Vermögensverwaltungsgeschäfts der CS, wie de Ferrari unterstreicht.

Grosse Chancen für Privatbanken

«Immer mehr Kunden in Asien möchten ihre Vermögenswerte geografisch diversifizieren», sagt der Asienchef der CS. Und hier wittert er die grosse Chance. Denn die meisten Kunden würden derzeit ihr Geld in asiatische Aktien und Anleihen stecken.

Er ist deshalb überzeugt: «Die grosse Herausforderung für Privatbanken ist es, die Kunden aus China, Indien, Indonesien bei ihren Investitionen in US-Aktien oder europäische Immobilien zu unterstützen – respektive ihr Geld auf einer globalen Basis anzulegen.»

Talente fehlen an allen Ecken und Enden

Doch keine Rosen ohne Dornen: «Asien ist eine sehr vielschichtige Region. China ist anders als Japan, und Indien ist anders als Australien», so de Ferrari weiter. Die verschiedenen Regeln und Vorschriften seien eine grosse Herausforderung. In Asien müssten Privatbanken ihr Business anders als etwa in den USA auf mehrere Banklizenzen und Geschäftsmodelle verteilen.

Eine weitere grosse Schwierigkeit sei der Faktor Personal. In Asien würden rund 6,5 Millionen Millionäre leben. Wenn ein Berater 35 solcher Kunden betreuen würde, bräuchte es 200'000 Personen. Doch effektiv gebe es in der Region rund 10'000 Kundenberater, sagt de Ferrari und illustriert damit deutlich, wie gross der Personalbedarf an sich wäre. Und: «Talente zu finden, um das Geschäft zu beschleunigen, ist eine ganz grosse Herausforderung», sagt der CS-Mann.

Göttliche Eingebung vor Jahren

Seine Aufgabe ist es, solche Herausforderungen erfolgreich zu meistern. De Ferrari ist nur zufällig Private Banker geworden. Ursprünglich zog es den Absolventen der renommierten New York University Stern School of Business an die Wall Street, genauer gesagt zur Investmentbank Goldman Sachs.

Doch es kam anders als geplant. Nach dem Studium reiste der gläubige Katholik nach Indien. Dort baute er Häuser für Leprakranke. Während diesen sechs Monaten arbeitete er in Kalkutta und lernte dabei auch die Ordensschwester und Missionarin Mutter Teresa kennen.

In den Slums von Kalkutta

Diese Erfahrung veränderte sein Leben von Grund auf. Danach wollte er nicht mehr Investmentbanker werden. Die Wall Street und Goldman Sachs seien von diesem Moment an plötzlich weit weg gewesen, so der Sohn eines Chemikers.

Über die Beratungsfirma Deloitte und den Nahrungsmittelkonzern Nestlé landete de Ferrari bei McKinsey. Danach gründete er noch unter 30 Jahre drei Unternehmen, darunter eine Internetfirma und eine Handelsfirma für Sonnenbrillen.

Im Jahr 2002 landete der heute 45-Jährige schliesslich bei der Credit Suisse, zuerst als CEO Credit Suisse Private Banking in Italien. Seit März 2011 verantwortet er das Asiengeschäft.  

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