Die Ernennung von zwei weiteren Investmentbankern in die Geschäftsleitung der Credit Suisse lässt auf weitere personelle Veränderungen schliessen.

Natürlich greift es zu kurz, die Kräfteverhältnisse auf der Chefetage der Credit Suisse (CS) nur anhand der Nationalitäten beurteilen zu wollen, wie das manche Vertreter der hiesigen Finanzbranche zu wissen glauben.

Die CS war in den vergangenen fünfzig Jahren schon immer eine international und vor allem angelsächsisch ausgerichtete Schweizer Grossbank – wesentlich stärker als etwa die Schweizerische Bankgesellschaft, also die spätere UBS.

Investmentbanking schon lange wichtig

Zudem spielte das Investmentbanking bei der CS schon immer eine überaus wichtige Rolle, was nicht zuletzt auf den CS-Ehrenpräsidenten Rainer E. Gut zurückzuführen ist, der in dieser Geschäftssparte gross wurde und die CS zu einem wichtigen Player in diesem Geschäft machte – wenn auch mit wechselndem Erfolg.

Erklärtes Ziel der CS ist es heute, die Kapitalallokation ausgeglichener zu machen. Das heisst, rund 50 Prozent der risikogewichteten Aktiven sollen künftig der Division Private Banking & Wealth Management zugeteilt sein. Per Ende des zweiten Quartals 2014 lag dieses Verhältnis bei 57 Prozent im Investmentbanking und 43 Prozent im Private Banking.

Startklar für den Wachstumsmodus

Dass die CS dieses Verhältnis auf 50/50 bringen will, ist sicherlich ein interessantes Ansinnen. Ob jedoch dieses Ziel erreicht wird, hängt zu einem grossen Teil von der weiteren Entwicklung der Weltwirtschaft sowie von den politischen und juristischen Konstellationen (sprich: Steuerstreitigkeiten) in anderen Ländern ab.

Wie CS-Private-Banking-Chef Hans-Ulrich Meister unlängst gegenüber finews.ch verlauten liess, ist die Bank in der Vermögensverwaltung, die Meister in Co-Leitung mit dem Amerikaner Robert Shafir verantwortet, mittlerweile «gut aufgestellt» und somit startklar, um in einen Wachstumsmodus zu wechseln.

Gestandene Leute

Vor diesem Hintergrund ist der Handlungsbedarf im Investmentbanking logischerweise grösser, zumal der bisherige Co-Chef Eric Varvel kürzer tritt und neue Aufgaben als Chairman übernimmt, wie die Credit Suisse am vergangenen Freitag mitteilte.

Dass dem anderen, bisherigen Co-Chef im Investmentbanking, Gaël de Boissard, nun zwei gestandene Investmentbanker, Jim Amine und Tim O'Hara, zur Seite gestellt werden, macht insofern Sinn, weil sie als Amerikaner im angelsächsisch dominierten Investmentbanking vermutlich mehr Expertise mitbringen als de Boissard.

Kommt hinzu, dass beide Neuen, schon sehr lange für die CS tätig sind – O'Hara seit 1988, Amine seit 1997.

Das Gelbe vom Ei?

Ob indessen eine Dreier-Leitung im Investmentbanking das Gelbe vom Ei ist, darüber kann man geteilter Meinung sein. Langfristig haben sich solche Modelle tatsächlich nie bewährt. Vielleicht ist die neue Konstellation an der Spitze der CS-Investmentbank aber auch ein Hinweis dafür, dass weitere Personalentscheide im Verlauf der nächsten Monate folgen werden – bis hinauf zum CEO-Posten.

Dafür gibt es zwar keine Indizien, doch ein kluges Revirement auf der operativen Führungsebene könnte der CS durchaus neue Impulse verleihen. Ausserdem dürften weitere Personalentscheide allein schon deswegen anfallen, da die CS – analog zur UBS – eine Schweizer Banktochter gründen wird. In dieser Einheit/Tochter dürfte das Schweizer Element ohnehin voll zum Tragen kommen.

Wertvolle Erträge

In dem weltweit nun sowohl politisch wie auch wirtschaftlich volatilen Umfeld, das die vermögenden Privatkunden stark verunsichert und zögerlich macht, könnte die Investmentbank der CS im Geschäft an den Kapitalmärkten durchaus jenen wichtigen Ertragsbeitrag liefern, der möglicherweise dem Private Banking – auf Grund der volatilen Situation – vorerst entgehen könnte.

Unter diesen Prämissen ist es unsinnig, dauernd über den geringen Anteil an Schweizern in der Geschäftsleitung zu lamentieren und die angeblich wachsende Macht von CEO Brady Dougan (Bild) als Bedrohung heraufzubeschwören.

Ein Vierteljahrhundert bei der CS

Nächstes Jahr wird Dougan ein Vierteljahrhundert für die CS gearbeitet haben. Damit hatte er ohne Zweifel ausreichend Zeit, um sich seine Hausmacht aufzubauen; die jüngsten Ernennungen dürften da kaum mehr eine Rolle spielen.

Letztlich geht es bei der CS darum, die besten Leute auf der Kommandobrücke zu haben, ungeachtet ihrer Nationalität. Die Frage, die sich stellt, ist eher, ob die derzeitige funktionale Organisation die richtige ist.

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