Das Investmentbanking gilt als letzte Bastion des Machotums. Doch jetzt bröckelt auch sie: Ausgerechnet bei den Boni überrunden die Investmentbankerinnen in der Londoner City ihre männlichen Kollegen – selbst bei der UBS und der Credit Suisse.

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Tagsüber werden die Konterfeis von Kolleginnen im Intranet mit Pin-ups ausgetauscht, nachts wird im Cabaret gefeiert. Keine Frage: Das Cliché der Investmentbank als frauenfeindlicher Boys-Only-Club sitzt tief.

Doch das Cliché hat immer weniger mit der Realität zu tun. Ausgerechnet bei den im Investmentbanking so wichtigen Boni zeichnet sich eine überraschende Veränderung ab. Wo früher in typisch männlicher Manier galt, dass der Kerl mit dem grössten (Bonus) auch sonst der Grösste ist, so heisst es heute: Sie hat den grösseren.

Rund 60'0000 Franken mehr für die Frau

Das legt jedenfalls eine neue Studie nahe, die das auf Kadervergütungen spezialisierte Unternehmen Emolument bei 2'780 Investmentbanken in der Londoner City durchführte – unter anderem auch bei Beschäftigten der Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse.

Das Resultat sei deutlich, berichten das britische Branchenportal «Financial News» (Artikel zahlungspflichtig) oder die Website «Chief Investment Officer». Investmentbankerinnen im Alter um die Dreissig würden im Schnitt höhere Extravergütungen als ihre männlichen Kollegen erhalten. Gemäss der Umfrage erzielt eine 33-jährige Bankerin in einem Londoner Investmenthaus durchschnittlich 245'000 Franken an Boni. Das sind 60'000 Franken mehr als ein Mann, der die selbe Arbeit verrichtet.

Der Baby-Knick

Von da an nimmt die Geschichte jedoch eine (für die Frauen) betrübliche Wende. Denn der Studie zufolge steigen die «weiblichen» Boni ab einem Alter von 34 Jahren nicht mehr. Noch schlimmer: Sie sinken. Laut den weiteren Studienergebnissen ist es die Baby-Pause, die den Investmentbankerinnen einen Strich durch die Rechnung macht.

Und das erleichtert den Männern die Aufholjagd: In der gleichen Zeit bleiben deren Boni nämlich stabil oder steigen weiter.

Ein Verlust an Talent und Erfahrung

Schliesslich endet alles wieder beim altbekannten Muster: Der Anteil an über 50-jährigen Frauen in der Branche liegt bei gerade noch 10 Prozent. Von den leicht angegrauten Kollegen bleiben hingegen rund 21 Prozent dem Investmentbanking erhalten.

Beides ist recht eigentlich ein Verlust an Talent und Erfahrung, den sich eine so hochspezialisierte Branche eigentlich nicht leisten dürfte.

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