Aus Marketinggründen ein grünes Mäntelchen umhängen? Nicht ganz so einfach. Denn Zivilgesellschaft und NGOs schauen Banken genau auf die Finger. In einer neuen Studie eines Schweizer Hilfswerkes kommen zwei Schweizer Banken jetzt besonders schlecht weg.

Nicht überall, wo Nachhaltigkeit draufsteht, ist auch Nachhaltigkeit drin. Kommt hinzu, dass der Begriff oder verwandte Vokabeln wie Corporate Social Responsibility (CSR) bereits als Worthülsen abgestempelt werden. So erstaunt es nicht, dass Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und andere Weltverbesserer das Monopol der Nachhaltigkeitsdefinition in Anspruch nehmen.

Doch das Pendel hat zurückgeschlagen. Die Frage nach Verantwortung ist in einer globalen Wirtschaft kaum mehr wegzudiskutieren. Auf der Suche nach Übeltätern scheuen politisch orientierte, karitative Organisationen oder Umweltschützer heute vor nichts mehr zurück. Wissenschaftlich abgestützte Studien und Prangerlisten gibt es zuhauf.

Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung

So durchleuchtet eine aktuelle Studie des evangelischen Hilfswerks «Brot für alle» die Nachhaltigkeitskonzepte von Schweizer Banken. In der Analyse, die den Titel «Swiss banks and institutional investors financing landgrabbing companies» trägt, stellt der Berner Entwicklungsdienst die Aufrichtigkeit dieser Bekenntnisse nun infrage.

Die Institution suchte aus öffentlich zugänglichen Daten nach finanziellen Beziehungen der Banken zu 17 umstrittenen Unternehmen. Alles Firmen, die bekannt sind, dass sie sich auf illegale oder illegitime Art und Weise Land aneignen, Menschenrechte verletzen oder die Umwelt zerstören.

Wasser predigen – Wein trinken

Schlecht schnitt darin vor allem die Privatbank J. Safra Sarasin ab. Ausgerechnet diejenige Bank, die sich für ihre nachhaltigen Investments rühmt. Der Grund: Die Bank beteiligt sich mit 400 Millionen Franken am malaysischen Unternehmen IOI.

Der Palmöl-Produzent wird für die Zerstörung von Regenwald verantwortlich gemacht und steht seit Jahren auf der schwarzen Liste von Umweltschützern. Der bekannte norwegische Staatsfonds ist hierbei etwas sensibler. 2013 hat der 700 Milliarden Dollar schwere staatliche Pensionsfonds sämtliche Beteiligungen an der Firma IOI abgestossen.

Eine Handvoll Banken tragen eine weisse Weste

Auch die Credit Suisse wird vom Hilfswerk gerügt. Zwar können nur wenige der umstrittenen Anlagen der CS mit «Land Grabbing» in Verbindung gebracht werden. Doch die Grossbank hält laut Studie über ihre Tochterfirma in Hongkong zehn Prozent der Aktien der vietnamesischen Hoang Anh Gia Lai. Hoang Anh Gia Lai ist in die Kritik geraten, weil sie laut Medienberichten bereits die Lebensgrundlagen mehrerer Dörfer zerstörte.

Gar nichts auszusetzen hat «Brot für alle» hingegen bei anderen Schweizer Instituten. Keine umstrittenen Beteiligungen oder finanzielle Beziehungen halten Vontobel, Migrosbank, PostFinance oder Raiffeisen, wie aus der Studie hervorgeht.

Sarasin erneut in den Schlagzeilen

«Brot für alle» fordert die Banken auf, die finanzielle Unterstützung an umstrittenen Unternehmens einzustellen. Für die Bank J. Safra Sarasin im Fall von IOI kein Thema: Sie will an der Beteiligung festhalten. Man tue dies auf Anordnung eines Kunden, teilt die Bank auf Anfrage der Basler Wochenzeitung «TagesWoche» mit.

Das ist bereits das zweite Mal, dass die Bank trotz ihrer Ausrichtung auf «Sustainability» einen Dämpfer hinnehmen muss. Bereits vor einer Woche nahm Eric Sarasin, stellvertretender CEO und Mitglied der Geschäftsleitung der Privatbank Sarasin, wegen einem vermuteten Steuerdelikt seinen Hut. Er, der vor allem in den vergangenen zwanzig Jahren so stark und bewusst auf Nachhaltigkeit gesetzt hatte.

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.6%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.44%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.41%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.26%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.29%
pixel