Der Chef der UBS-Investmentbank will zurück zum Beratungsgeschäft alter Schule. Dafür verlangt er seinen Untergebenen nun alles ab.

Andrea Orcel (Bild), der Chef der UBS-Investmentbank, will aus seiner Einheit eine Wall-Street-Firma der alten Schule machen. Eine «richtige Investmentbank», wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» den 51-jährigen Top-Banker zitiert. Eine Bank, die Käufer und Verkäufer zusammenbringt – das klassische Beratungsgeschäft also.

Doch er musste feststellen, dass es damit noch dauert. «Wir sind noch nicht angekommen», so Orcel gegenüber der Nachrichtenagentur.

Aus der Not eine Tugend

Mit der Rückbesinnung auf die Wurzeln des Investmentbankings macht der smarte Italiener aus der Not eine Tugend. Seit er 2012 bei der UBS antrat, baute die Investmentbank 5'000 Stellen ab, kürzte die Bilanz um zwei Drittel und reduzierte das kapitalintensive Geschäft mit Zinspapieren.

Das Resultat ist durchzogen. Auf der positiven Seite konnte Orcels Advisory, also die Einheit, die Firmen bei Fusionen oder Kapitalmassnahmen berät, ihre Erträge in diesem Jahr auf 2,5 Milliarden Franken steigern. Das ist ein Fünftel mehr als bei Orcels Stellenantritt.

Hurrikan statt Gegenwind

Doch das alles wird überschattet von der 800-Millionen-Franken-Busse, welche die UBS im Zusammenhang mit dem Devisen-Skandal zahlen musste; unschön sind natürlich auch die 1,8 Milliarden Franken an Rückstellungen, die die Bank per Ende des dritten Quartals 2014 für latente Rechtsrisiken tätigen musste.

Orcel spricht denn auch nicht mehr von Gegenwind. «Hurrikane» seien das gewesen, die dem Investmentbanking in den vergangenen Jahren entgegengeweht hätten.

«Wir liefern»

Dennoch gibt sich Orcel gegenüber «Bloomberg» überzeugt, dass eine abgespeckte, wenig kapitalintensive Investmentbank künftig einigen Mehrwert für den Kunden liefern könnte – ohne den Schweizer Steuerzahler neuerlichen Risiken auszusetzen. Der Markt für ein solches Business sei intakt, sagt Orcel – und widerspricht damit der gängigen Meinung, dass mittelgrosse Player im Investmentbanking keine Zukunft mehr hätten.

Das Gegenteil sei der Fall, so der UBS-Top-Banker. «Wir gewinnen neue Mitarbeiter, und wir gewinnen Kunden», berichtet der Investmentbank-Chef. «Wir liefern.»

Um das Standing der Bank in Europa und Amerika zu erhöhen, heuerte Orcel Orcel im vergangenen Jahr William Vereker als Leiter des Firmenkundengeschäfts in Europa und 2014 Ros Stephenson als Leiter Client Solutions in Amerika an.

Forcierter Kulturwandel

Doch das alles genüge noch nicht, findet Orcel. Er will erreichen, dass seine Mitarbeiter nicht mehr Richtlinien übertreten, die zu gewaltigen Schäden für die Kunden und die Bank führen. Die UBS hat nach eigenen Angaben die Überwachung in der Investmentbank denn auch massiv heraufgefahren.

Es brauche aber mehr als das, sagt Orcel. «Wenn wir überleben wollen, müssen wir ständig an an unserer Kultur arbeiten.»

Orcel verlange von seinen Leuten gar noch mehr als das, berichtet die Nachrichtenagentur mit Verweis auf interne Quellen. Ein Investmentbanker, findet Orcel, sei rund um die Uhr und an jedem Wochentag im Dienst, mache vor Verkaufsgesprächen die Nächte durch und sei «paranoid», wenn es ums Gewinnen von Deals gehe.

Kampf gegen den Abstieg

Tatsächlich gibt es gerade im Beratungsgeschäft noch einiges Aufholpotenzial. Bei den viel beachteten Ranglisten (League Tables) zu Fusionen und Übernahmen (M&A) ist die UBS seit 2007 vom siebten auf den zwölften Rang abgestiegen.

Orcel hat recht: Am Ziel ist die UBS noch lange nicht.

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