Auf diese Rehabilitation haben Banker lange gewartet. Jetzt wird sie wissenschaftlich geliefert: Bonuszahlungen sind durchaus sinnvoll. Vorausgesetzt, sie werden im richtigen Umfang eingesetzt.

Diese Studie kommt so kurz vor Jahresende zum richtigen Zeitpunkt. Sie besagt, dass erfolgsabhängige Vergütungen gar nicht so übel sind, wie es der in der Öffentlichkeit verankerte Glaube vermuten lässt.

Forscher der Universitäten in Genf, Köln und Dresden haben in einer Studie jetzt nämlich herausgefunden, dass Boni weniger unsozial und gefährlich sind, als gemeinhin angenommen – vorausgesetzt, sie werden im richtigen Umfang eingesetzt.

Datenreichste Studie überhaupt

Leistungsabhängige Bonus-Zahlungen können sogar wünschenswert sein, so die Wissenschaftler, die Bonuszahlungen von 1,2 Millionen Bankangestellten in den Jahren 2004 bis 2011 unter die Lupe genommen haben. Dabei ging es um Angestellte von 66 Banken in Österreich, Deutschland und der Schweiz.

Die Akademiker haben dabei anonymisierte Bonuszahlungen nach Geschäftsbereichen der Banken geordnet. Insbesondere die Bereiche Investment Banking und das Kapitalmarktgeschäft standen im Fokus der Untersuchung. Statt nur die Boni der Führungskräfte und Manager zu betrachten, werteten die Forscher die Sonderzahlungen jedes einzelnen Bankangestellten unabhängig von seiner Position wissenschaftlich aus.

Die Ergebnisse – das schränken die Studienautoren bewusst ein – gelten allerdings nur für Banker im deutschsprachigen Raum. Im Angelsächsischen würden nach wie vor deutlich höhere Boni gezahlt.

Die Resultate hat das deutsche Magazin «Wirtschaftswoche» wie folgt zusammengefasst:

  • Der Anteil der Boni an der Gesamtvergütung ist umso höher, je stärker die Bonuszahlungen schwanken. Den Wissenschaftlern zufolge ist das ein Indiz dafür, dass es sich tatsächlich um variable Gehaltsbestandteile handelt.
  • Bei den meisten Banken sanken die Bonusanteile am Gesamteinkommen nach Ausbruch der Finanzkrise 2007 deutlich – und zwar nicht aufgrund sinkender Bankengewinne, sondern aufgrund öffentlichen Drucks. Der Bonusanteil am Gesamteinkommen erreicht dabei in der Spitze 60 Prozent des Einkommens. Der Bonus selbst bleibt in seiner Höhe stark abhängig von der Höhe der Gewinne aus dem Börsenhandel.
  • Steigende Handelsgewinne einer Bank gehen mit hohen Boni einher. Dabei sorgt ein hoher Bonus für mehr Ehrgeiz und Mitarbeiterleistung, was die Bankengewinne erhöht. Die umgekehrte Kausalität, dass hohe Gewinne in der Folge hohe Bonuszahlungen generieren, ist den Wissenschaftlern zufolge deutlich weniger ausgeprägt.
  • Eine ausgeprägte Bonuskultur in einer Bank sorgt für deutlich ausgeprägtere Risikobereitschaft in einer Bank. Höhere Boni sorgen demnach für überproportional steigende Bankgewinne unter Inkaufnahme steigender Anlagerisiken.
  • In den Jahren vor Ausbruch der weltweiten Finanzkrise verbesserte sich das Gewinn-Risiko-Verhältnis mit sinkenden Bonuszahlungen. Nach der Finanzkrise verbesserte sich das Gewinn-Risiko-Verhältnis mit steigenden Bonuszahlungen, wenn auch nur leicht. Die Boni stiegen langsamer, als die durch sie hervorgerufene Gewinnsteigerung bei der Bank.

Forscher brechen Lanze für Boni

Eine sture Deckelung der Bonuszahlungen, wie vielfach gefordert, halten die Wissenschaftler für zweifelhaft, da sich Boni durchaus auch positiv auf die Gewinnentwicklung der Banken und ihre Risikoneigung auswirken.

Die Empfehlung der Akademiker für die Politik lautet daher: Höhere Eigenkapitalanforderungen an die Bank. Dies würde helfen, die Interessen der Aktionäre mit den öffentlichen Interessen in Einklang zu bringen, so die Forscher.

Zudem könnte mehr Transparenz hinsichtlich der Vermögenspositionen der Banken Investoren, Aktionären und Kontrollorganen dabei helfen, die Angemessenheit der eingegangenen Risiken im Bankgeschäft besser zu beurteilen und zu kontrollieren und somit die richtigen Anreize für die Mitarbeiter zu setzen.

 

 

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