Nun interessiert sich auch ein italienisches Finanzinstitut für die britische Bank Coutts International. Die Italiener schielen sogar auf das britische Geschäft, das bislang eigentlich nicht zum Verkauf stand.

Seit Monaten steht das internationale Private-Banking-Geschäft der Royal-Bank-of-Scotland-Tochter Coutts zum Verkauf. Entsprechend hoch gehen die Spekulationen darüber, wem es letztlich zufallen wird. Potenzielle Käufer gibt es zahlreiche.

Darunter finden sich auch einige Schweizer Institute, die mehr oder weniger explizit ihr Interesse an diesem Geschäft bekundet haben. Dazu gehören die Credit Suisse, Julius Bär, die Bank Syz und vermutlich auch die Genfer Union Bancaire Privée (UBP).

Italiener gehen aufs Ganze

Ausländische Institute, die ebenfalls ein Auge auf Coutts International geworfen haben, sind die Deutsche Bank, die DBS Bank aus Singapur sowie seit neustem auch die italienische Intesa Sanpaolo, wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) am Montag berichtete.

Offenbar hat das Instiut überschüssiges Kapital in der Höhe von 16 Milliarden Euro, wie Intesa-CEO Carlo Messina erklärte – und daraus ableitete, dass seine Bank zu den Konsolidierern in Europa gehört. 

Das Novum am Ganzen: Intensa möchte nicht nur das internationale Geschäft erwerben, sondern auch die Kunden und Vermögen in Grossbritannien. Bislang hatt die Muttergesellschaft RBS signalisiert, dieses Geschäft behalten zu wollen.

Wird die Milliarde erreicht?

Mit dem Vorstoss der Italiener von Intesa, die die Finanzkrise sehr gut überstanden haben, erhält die Ausmarchung eine gänzlich neue Dimension. Zumal der RBS-Konzern, der zu rund 80 Prozent in Staatsbesitzt ist, so wohl einen wesentlich höheren Preis lösen könnte.

Mit dem Verkaufsauftrag auf Seiten RBS/Coutts wurde im vergangenen September die Investmentbank Goldman Sachs mandatiert, die angeblich einen Preis von umgerechnet 750 Millionen Franken bis zu einer Milliarde Franken aushandeln soll. Inklusive dem England-Geschäft dürfte dieses Ziel sogar am oberen Ende der Banbreite erreicht werden.

Sowohl Intesa als auch RBS wollten zu allfälligen Verhandlung nichts sagen.

Verkaufsprozess beschleunigen

Wie aus dem Innern von RBS und Coutts International zu vernehmen ist, sollte der Verkaufsprozess nicht allzu lange dauern, da dies sowohl die Belegschaft als auch die Kunden paralysiert. Eine solche Situation musste die Tessiner BSI drei Jahre lang durchmachen, bevor sie heuer von ihrer Mutter, der italienischen Generali-Versicherung, endlich an die brasilianische BTG-Pactual-Gruppe veräussert werden konnte.

Beobacher gehen davon aus, dass der Verkauf noch vor Weihnachten über die Bühne geht. Die in Singapur ansässige und in jüngster Zeit stark expandierende DBS Bank hatte bereits vor wenigen Monaten ihr Interesse am asiatischen Geschäft von Coutts International bekundet. Mit diesem Ansinnen, war das Institut jedoch nicht auf offene Ohren bei RBS gestossen.

Intakte Chancen für die Schweizer

Vor diesem Hintergrund sind die Chancen für eine Credit Suisse oder für eine Julius Bär durchaus intakt, zumal diese beiden Schweizer Institute am gesamten Kunden- und Depotvolumen interessiert wären.

Laut jüngsten Angaben verwaltet Coutts International rund 32 Milliarden Franken an Private-Banking-Vermögen. Für die CS könnte eine derartige Transaktion durchaus ein Befreiungsschlag sein.

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