Der Wechsel eines bekannten Nahost-Profis von Juilius Bär zur Liechtensteiner LGT zeigt: Im Gerangel und Wachstum schenken sich die Privatbanken nichts.

Schaer 160Eifrig war darüber spekuliert worden, wo Peter Schaer (Bild links) wieder auftauchen würde. Anfang September war bekannt geworden, dass der langjährige Chef von Julius Bär in der Marktregion Mittlerer Osten die Zürcher Bank verlassen hatte und in die Schweiz zurückgekehrt war. Seither blieb es still. Bis jetzt: Wie das Branchen-Portal «Wealth Briefing» berichtet, fängt Schaer bald bei der liechtensteinischen Fürstenbank LGT an – als deren neuer Private-Banking-Chef für den Mittleren Osten in Dubai.

Doppelter Verlust für Julius Bär

Die Ernennung Schaers dürfte die Bären gleich doppelt schmerzen. Nicht genug, dass einer ihrer Top-Kader in exakt derselben Position beim Konkurrenten tätig wird. Die Privatbank muss auch mit einem Knowhow-Verlust zu Rande kommen. Schaer, der vor Julius Bär schon für die UBS in Dubai tätig war, galt vor Ort als einer der erfahrensten Banker überhaupt.

Der Coup der Fürstenbank zeigt aber auch, wie wichtig die Golfregion inzwischen für die europäischen Privatbanken geworden ist. Fehltritte will sich die Branche dort auf keinen Fall leisten. Umso begehrter sind erfahrene Leute vom Schlage Schaers.

Das gilt nicht nur für Julius Bär, die als erste internationale Privatbank 2004 eine Lizenz erhielt, um im Dubai International Financial Center zu arbeiten – und deren Chef Boris Collardi den Mittleren Osten zur Fokus-Region erklärt hatte. Mittlerweile ist dort alles vor Ort, was im Private Banking Rang und Namen hat. Kürzlich zog gar die Schweizer Online-Bank Swissquote nach Dubai.

LGT mit ehrgeizigen Zielen

Auch die Fürstenbank LGT gehört in Dubai zu den Newcomern mit ehrgeizigen Zielen. Gemäss «Wealth Briefing» hatten die Liechtensteiner der Schweizer Grossbank Credit Suisse ein ganzes Team von Nahost-Spezialisten ausgespannt, bevor sie 2012 im Golfstaat vor Ort gingen. In mindestens drei Jahren will die LGT nun die verwalteten Kundenvermögen in der Region von 4 auf 6 Milliarden Franken steigern, heisst es weiter.

Tatsächlich erhoffen sich die Banken vom Geschäft mit schwerreichen Arabern viel. Der Markt gilt in einer stagnierenden Weltwirtschaft als einer der wenigen Wachstumstreiber.

Erdöl und Grossanlässe

Laut einer Studie der Grossbank Credit Suisse etwa sind die Vermögen im Nahen Osten gegenüber dem Vorjahr um fast 5 Prozent auf 1'719 Milliarden Dollar gestiegen. Das sprudelnde Öl, aber auch Grossanlässe wie die Weltausstellung 2020 in Dubai oder den Fussball-Weltmeisterschaften in Qatar 2022 sollen das Vermögenswachstum noch beschleunigen.

Reichlich Potenzial also, das die Privatbanken anzapfen wollen. Dazu investieren sie kräftig – in Niederlassungen vor Ort, aber vor allem in Banking-Talente. Schaer wird nicht der letzte Wechsel gewesen sein.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.33%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.87%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.4%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.62%
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