Eine Schlappe der Schweizer Grossbank in Hongkong zeigt: In Asien wird auch im Investmentbanking mit ganz harten Bandagen gekämpft.

Hongkong©Shutterstock

Es sind nicht nur die Privatbanken, die sich im Kampf um asiatische Kunden einen Kampf aufs Messer liefern. Auch im Investmentbanking in der Region halten Sitten Einzug, die eines Machiavelli würdig wären. Das musste dieser Tage offenbar auch die Credit Suisse (CS) zu ihrem Leidwesen erfahren.

Wie nämlich das britische Blatt «Financial Times» unter Berufung auf Insider schreibt, wurde der Schweizer Grossbank ein gewaltiger Deal in China quasi vor der Nase weggeschnappt.

Zusammen mit der mächtigen amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs hatten sich die Schweizer den Lead für die Privatplatzierung von Aktien des zweitgrössten chinesischen Versicherers Ping An in Hongkong gesichert. Ein grosser Fisch, wie die «Financial Times» berichtet: Das Transaktionsvolumen hätte sich auf 4,7 Milliarden Dollar belaufen.

Ein «Deal Steal», wie es ihn noch nie gab

Für die Schweizer blieb es beim Konjunktiv. In geheimen hatten sich die Investmentbanker der amerikanischen Konkurrentin Morgan Stanley an Ping An herangepirscht – und der CS und Goldman den Handel «gestohlen», wie die britische Zeitung schreibt.

Credit Suisse nahm gegenüber der «Financial Times» keine Stellung zu den Vorkommnissen. In Hongkonger Banker-Kreisen spricht man jedoch von einem Eklat. Ein «Deal Steal» in dieser Grössenordnung habe es dort noch nie gegeben.

CS vom Podest gestossen

Die CS-Investmentbanker, die sich offenbar schon jenseits der Ziellinie wähnten, verlieren dabei mehr als nur eine fette Gebühr. Sie müssen auch noch zusehen, wie die Gegner von Morgan Stanley die Lorbeeren einheimsen, wie die «Financial Times» schreibt. Die schiere Grösse der Transaktion katapultiert die Amerikaner nämlich an der Spitze der «League Tables» für Aktien-Transaktionen in Asien, dem ultimativen Fetisch aller Investmentbanker.

Die CS hingegen wird dadurch vom Podest auf den vierten Platz verwiesen.

Und noch etwas dürfte die Schweizer wurmen. Zu den von Morgan Stanley präsentierten Käufern der Ping-An-Aktien zählt offenbar auch Jack Ma. Der chinesische Milliardär unterhält eigentlich beste Beziehungen zur CS-Investmentbank: Die Schweizer gehörten zu den Lead-Banken, als Ma das von ihm gegründete chinesische Online-Portal Alibaba letzten September an die Börse brachte.

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