Banken, so die gängige Meinung, würden sicherer, wenn mehr Frauen an den Schalthebeln sässen. Doch das ist Wunschdenken. Vielmehr sind Frauen bisweilen «verrückt, unverantwortlich und haben eine Zockermentalität».

Wie diese Woche aus dem Bundeshaus verlautete, will der Bundesrat in den Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten von wirtschaftlich bedeutenden, börsenkotierten Gesellschaften eine Frauenquote von mindestens 30 Prozent anstreben. Was wirtschaftlich bedeutend heisst, ist allerdings nicht ganz klar definiert.

Aber dass eine Credit Suisse, eine UBS, eine Swiss Re, Swiss Life und Zurich auch gemeint sind, ist wohl klar. Möglicherweise auch eine Julius Bär oder Vontobel, die ebenfalls kotiert sind.

Die Vorlage ist so umstritten wie die Forderung an sich nicht neu ist. Insbesondere für Banken war im Zusammenhang mit der Ursachenforschung zur Finanzkrise schon verschiedentlich von internationalen Gremien eine höhere Frauenquote verlangt worden.

Schweiz knapp ein Entwicklungsland

Tatsächlich stünden gerade den Schweizer Banken durchaus mehr Frauen in exekutiven Positionen gut an, wie eine Grafik von Oliver Wyman in der neuen Studie «Women in Financial Services» zeigt. Darin geht die Schweiz knapp als Entwicklungsland durch.

 Banken Frauen Grafik

Erst in den vergangenen sechs Jahren zeigt sich überhaupt eine Entwicklung hin zu mehr Frauen auf bedeutenderen Posten in Banken. Aber die Realität ist: Im internationalen Vergleich zeigt sich der Schweizer Finanzsektor nach wie vor als (fast) lupenreine Männerdomäne – reiner ist nur noch Japan.

Ob der feststellbare Anstieg der Frauenquote in den Führungsgremien der Schweizer Banken seinen Auslöser in der Finanzkrise hatte, ist nicht feststellbar. Die zeitliche Koinzindenz der hier gezeigten Entwicklung und der Post-Finanzkrise kann diesen Schluss naheliegen. Und er wäre ganz im Sinne der Verfechter einer höheren Frauenquote in Banken und Finanzinstituten.

Lehman Sisters?

Denn diese sind der Meinung: Mehr Frauen in Banken hätten die Finanzkrise in diesem Ausmass wohl verhindert. Man stelle sich vor, Lehman Brothers hätte Lehman Sisters geheissen...

Die britische parlamentarische Kommission für neue Standards im Banking war zum Schluss gekommen, dass «mehr Frauen an den Handelsdesks den Banken einen Dienst erwiesen hätten». Auch die Regulatoren der EU sind der Meinung, dass im Banking eine bessere Risikokultur herrschen würde, wenn mehr Frauen im Sektor arbeiten würden.

Bekannt sind die einschlägigen Studien, welche Frauen in Führungspositionen insgesamt ein besseres Zeugnis ausstellen, weil sie weniger Risiken nähmen und damit für eine nachhaltigere Strategie stünden. Auch durchbrächen Frauen das Gruppendenken in männerbeherrschten Gremien, was sich auf die Entscheidungsgrundlagen auswirke.

Unterschiedliche Aussagen

Das mag stimmen, aber ganz so einfach ist der Schluss – gerade im Banking – nicht, wie Lindsey Naylor in der Oliver-Wyman-Studie schreibt. Zunächst, so hält sie fest, sei es zweifelhaft, dass Frauen tatsächlich risikoaverser seien als Männer. Sie stützt sich bei dieser Aussage auf eine Reihe von Befragungen in Banken. Die Aussagen seien sehr unterschiedlich ausgefallen.

Hier ein Auszug:

  • «Frauen gehen überlegter mit Risiken um, aber darum sind sie nicht notwendigerweise risikoaverser.» (Euleen Goh, Verwaltungsrat DBS Group Singapur)
  • «Frauen vertrauen viel stärker ihren Entscheidungen, darum scheuen sie sich nicht vor Risiken.» (Jenny Kott, CEO-Beraterin, Standard Bank)
  • «Ich glaube nicht, dass es einen Unterschied gibt bezüglich Risikoaversion bei Männern und Frauen.» (Gunnar Palme, Chairman Skandia Mutual)

Keine stereotypen Frauen

Es gibt noch einen wichtigen Punkt. Laut Studie existieren keine Belege dafür, dass Frauen, die beispielsweise bei Banken im Handel tätig sind, dem Stereotyp einer Frau entsprechen.

Im Gegenteil: Frauen im Handel seien alles andere als durchschnittlich. Viele von ihnen seien sogar «verrückt, unverantwortlich und hätten eine Zockermentalität», wie es ein CEO ausdrückte.

Frauenquote kein Heilmittel

Gleiches gelte für Frauen, die in Führungsgremien tätig seien. Schliesslich brauche es für die Führungtätigkeit in Banken einen besonderen Schlag von Menschen, egal ob Frau oder Mann. Zudem, so hält die Autorin fest, würden Frauen auch mit Quote im Banking eine Minderheit bleiben, während Männer weiterhin den Ton angäben.

Eine Frauenquote sei darum kein Heilmittel für eine bessere Risikokultur in der Finanzwelt. Eine Quote könnte sogar kontraproduktiv sein, wenn sich Finanzhäuser auf eine solche verliessen, um ihre Risikokultur zu verändern.

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