Seit zehn Jahren ist Julius Bär in der Golfregion präsent. Nun erklärt ihr Chef, was für Ambitionen er dort hegt. Und lässt ganz nebenbei durchblicken, dass er doch an der Privatbank Coutts interessiert sein könnte. 

Für Boris Collardi (Bild) hatte die Adventszeit wenig Beschauliches: So jettete der Chef der Schweizer Privatbank Julius Bär im Dezember noch nach Dubai, um dort das 10-jährige Jubiläum der Bär-Niederlassung gebührend zu begehen.

Allein, Collardi war nicht nur zum Feiern angereist. Sein Besuch ist auch ein Zeichen für die Bedeutung des Finanz-Hubs für die von ihm geführte Bank. Er selber hatte den Nahen Osten einst zum Fokus-Markt für das Zürcher Traditionshaus erklärt.

Entsprechend hegt Julius Bär, die als erste Schweizer Privatbank in Dubai vor Ort ging und damit zu den «First Mover» im heiss umkämpften Geschäft mit reichen Arabern zählt, grosse Pläne für die Region. Diese Absichten bekräftigte nun Collardi gegenüber dem Wirtschaftsmagazin «Gulf Business». «Wir sehen hier grosse Potenzial und werden weiter in den Markt investieren», so der Bär-Chef.

Zukunft dank Tradition

Dazu sei Julius Bär aufgrund seiner langen Tradition im Swiss Private Banking in einer guten Position, so Collardi weiter. «Wir haben immer noch einen Vorsprung, obschon wir es hier mit zahlreichen potenten Konkurrenten zu tun haben.»

Ebenfalls hilfreich sei der Umstand, dass mit der Integration des internationalen Private Banking der Bank of America/Merrill Lynch die Marktdurchdringung im Nahen Osten verstärkt worden sei, so der Bär-Chef weiter.

Nicht ganz ohne Turbulenzen

Bereits im Dezember vor einem Jahr seien die Merrill-Lnych-Angestellten im Libanon, Bahrain, Dubai und Abu Dhabi in die entsprechenden Einheiten von Julius Bär eingegliedert worden. «Der Personalabbau hielt sich in Grenzen, weil es kaum Überschneidungen gab – ausser in Dubai», berichtet Collardi über das Manöver.

Dabei behielt er für sich, dass es bei Julius Bär in Dubai zuletzt zu einigen Turbulenzen kam. Wie auch finews.ch berichtete, wechselte der als sehr erfahren geltende Bär-Chef im Nahen Osten, Peter Schaer, letzten November zur Liechtensteiner LGT. Für die Fürstenbank ist er nun als Private-Baking-Chef in Dubai tätig – und tritt damit in direkte Konkurrenz zu seinem alten Arbeitgeber.

Wettlauf um Ölmilliarden

Der Wechsel wirft auch ein Schlaglicht auf das Wettrennen, das sich Schweizer Privatbanken derzeit um die Vermögen in der Golfregion liefern. Laut einer Studie der Grossbank Credit Suisse etwa sind dort die Vermögen gegenüber dem Vorjahr um fast 5 Prozent auf 1'719 Milliarden Dollar gestiegen.

Das sprudelnde Öl, aber auch Grossanlässe wie die Weltausstellung 2020 in Dubai oder die Fussball-Weltmeisterschaften in Qatar 2022 sollen das Vermögenswachstum noch beschleunigen.

Dabei ist der Nahe Osten nur ein Schauplatz unter vielen, die Collardi derzeit im Auge behalten muss: Gegenüber dem Magazin «Gulf Business» gab der Julius-Bär-Chef einige interessanten Hinweise auf das, was ihn «zuhause» in der Schweiz umtreibt.

Technologie-Sprung anpacken

So wird 2015 das Jahr werden, in dem die ehrwürdige Privatbank den technologischen Sprung nach vorne wagt. Besonders dringend ist das bei ihrer Informatik-Plattform, die inzwischen stark in die Jahre gekommen ist. Collardi gibt zu, dass Julius Bär bezüglich Technologie zu den «Late Adopter» gehört. «Wir haben jetzt jedoch ein Projekt-Team gebildet, das sich nächstes Jahr mit der IT-Umgebung der Bank auseinandersetzten wird.»

Dabei gehe es nicht nur um Kernsysteme, sondern auch um Bereiche wie etwa das E-Banking, so Collardi weiter.

Noch zu einem weiteren im nächsten Jahr anstehenden Geschäft machte der Julius-Bär-Chef eine Aussage. Er selber hatte Julius Bär bei der Auktion um die Schweizer RBS-Tochter Coutts International aus dem Rennen genommen. Doch gegenüber «Gulf Business» liess er nun wieder Interesse durchscheinen. «Wenn der Preis stimmt», so Collardi, «muss man sich eine Sache immer ansehen.»

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