Geht es nach Andreas Kubli, dem Social-Media-Spezialisten der UBS, werden manche Fintech-Startups 2015 den Durchbruch schaffen – und zahlreiche untergehen. Was das Swiss Banking angeht, sieht er weniger schwarz als beispielsweise sein oberster Chef.

Andreas Kubli (Bild) ist einer der schillerndsten Köpfe in der aufstrebenden Schweizer Fintech-Szene. Das kommt nicht von ungefähr: Als Leiter Multichannel Management & Digitalization bei der UBS Schweiz obliegt es ihm, die grösste Bank des Landes ins Zeitalter der Social Media zu führen.

Und das hat Kubli bisher mit einigem Erfolg getan. Unter anderem entwickelte das Team um den Ex-McKinsey-Mann den online-Kanal zum Vermögensverwaltungs-Angebot UBS Advice; nach dessen Einführung im Laufe von 2015 werden sich UBS-Kunden online über den Zustand ihres Vermögens informieren können. Die Dienstleistung wird auch in anderen Märkten, etwa in Asien, eingeführt.

Ebenfalls aus Kublis Küche stammt die Idee zur Zusammenarbeit mit dem Schweizer Fintech-Start-up SumUP. Die gemeinsam entwickelte App ermöglicht es, Zahlungen übers Handy vorzunehmen. Für das Gewerbe entfällt damit die Installation teurer Karten-Terminals.

«Einige verschwinden»

Entsprechend hat Kublis Meinung Gewicht, wenn es um die Zukunft der Schweizer Fintech-Szene geht: Gegenüber dem Branchenportal «Paymentandbanking.com» erklärte der oberste Social-Media-Banker der UBS Schweiz, was in den nächsten Monaten auf die aufstrebenden Tech-Unternehmen zukommt – und warum sich auch die Banken gehörig sputen müssen.

Tatsächlich ist Kubli der Meinung, dass 2015 zum «Jahr der Entscheidung» für Schweizer Fintech-Start-ups wird. «Einige werden zeigen, dass sie echt innovativ sind und effektiv einem Kundenbedürfnis entsprechen, wofür diese auch zu zahlen bereit sind.» Andere, sagt Kubli, würden noch in diesem Jahr verschwinden.

Paypal und Lending Club als Vorbilder

Aber auch für die Finanzinstitute, die sich einer digitalen Strategie verschrieben haben, würden die nächsten Monate zum Test, ist der Digitalisierungs-Vordenker überzeugt. «Von den Banken erwarte ich, dass erste Digitalisierungs- und Multikanal-Initiativen Früchte zeigen werden.»

Auch die UBS dürfe hier nicht ruhen, findet Kubli. «Als grösste Universalbank in der Schweiz gibt es kaum ein Fintech-Modell, dass wir uns leisten können, nicht zu studieren.»

Dazu passt, dass die grossen Vorbilder von Kubli im Fintech-Bereich meist keine Banken sind: So die Ebay-Tochter Paypal, der amerikanische Zahlungsabwickler Square oder der Online-Kreditvermittler Lending Club, an dem sich Google beteiligte. Von Apple, Google und Ebay wird dabei erwartet, dass sie bald mit eigenen Online-Bezahlsystemen in die Schweiz drängen werden – und damit ins Gärtchen der hiesigen Finanzdienstleister treten.

Retail-Banking wird überleben

Trotzdem glaubt Kubli, dass das Schweizer Retail-Banking, das der digitalen Konkurrenz direkt ausgesetzt ist, auch in fünf Jahren noch existieren wird. «Typischerweise gehen Veränderungen langsamer vonstatten, als man sich das zumeist vorstellt», sagt der Social-Media-Banker.

Er schliesse deshalb nicht aus, dass es auch im Jahr 2020 noch Retailbanken geben werde, «die sehr traditionell unterwegs sein werden», so Kubli weiter.

Weniger schwarzmalerisch als Sergio Ermotti

Auch wenn er ganz klar der Meinung ist, dass jene Banken Gewinner sein werden, welche die Digitalisierung meisterten, malt der UBS-Mann dennoch ein deutlich weniger schwarzes Bild des Swiss Banking als kürzlich sein Chef. So sagte UBS-CEO Sergio Ermotti in einem Interview im vergangenen Dezember, das in den nächsten Jahren noch bis zu 80 Schweizer Banken untergehen würden.

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