Die Schweizer Private Banker sollten sich endlich zusammenraufen. Sonst würden ihnen die Felle definitiv davonschwimmen, sagt Boris Collardi, Chef der Bank Julius Bär. Und er hat auch gleich ein paar Ratschläge auf Lager.

Gewöhnlich geraten Konferenzen von Finanz-Verbänden zu Jeremiaden. Gejammert wird dabei meist über die anderen: Die Politik (ein verlängerter Arm des Auslandes), die Behörden (regulieren das Banking zu Tode) und konkurrierende Finanzplätze (Wir sind im Krieg!).

Geradezu erfrischend nahm sich deshalb am Dienstag die jährliche Konferenz der Vereinigung Schweizerischer Privatbanken (VSPB) aus. Der Hauptgrund: Am Anlass nahm erstmals auch die Vereinigung Schweizerischer Assetmanagement- und Vermögensverwaltungsbanken (VAV) teil – und deren Präsident Boris Collardi (Bild).

Es geht ans Eingemachte

Jeremiaden sind nicht Collardis Sache, den man besser in seiner Rolle als Chef der Bank Julius Bär kennt. Er ist ein Macher, der sein Institut auf einen ehrgeizigen Wachstumskurs trimmt. Gegenüber seinen Mitarbeitern gibt er sich gerne als Motivator. Dieses Rollenverständnis hat Collardi ganz offensichtlich ins Amt des VAV-Präsidenten mitgenommen.

An der Konferenz liess er keine Zweifel offen, dass es im Schweizer Private Banking ans Eingemachte geht. Und: Der Ball liege jetzt bei den Banken, sich gegen den drohenden Niedergang zu stemmen. Denn: «Wenn wir jetzt nichts tun, werden wir Marktanteile verlieren», so Collardi.

Keine Zeit zum Ausruhen

Die Schweiz sei zwar immer noch der wichtigste Platz für die grenzüberschreitende Vermögensverwaltung. Doch ausruhen, so Collardi, dürften sich die Schweizer Private Banker auf ihren Lorbeeren nicht. «Die Position des Schweizer Finanzplatzes ist gefährdet, und wir stehen in einem intensiven Konkurrenzkampf», hielt der «Bär-Chef» fest. Umso mehr, als Zürich und Genf im vergangenen Jahr von konkurrierenden Finanzzentren überholt worden seien.

Dass dies nicht angeht, scheint für Collardi ausser Frage zu stehen. So entwickelt er ein umso grösseres Sendungsbewusstsein: Die Schweiz sei für ein erfolgreiches Private Banking «prädestiniert» und müsse darauf achten, ihre «ausgezeichnete Stellung» zu halten.

Und Collardi wäre nicht der Motivator, der er ist, hätte er dazu nicht gleich einige Übungen parat, die darauf abzielen, die Branche fit zu trimmen.

1. Koordination

Im Spannungsfeld zwischen Kunden, Finanzmärkten, neuen Gesetzen und dem Wettbewerbsdruck müssten Schweizer Banken und Behörden an einem Strick ziehen, fordert Collardi. Insbesondere für die notorisch zerstrittene Bankbranche dürfte dies indes keine einfache Übung werden.

2. Fokus

Vermögensverwalter, die erfolgreich bleiben wollten, müssten sich auf ein klar definiertes Geschäftsmodell konzentrieren, erklärt Collardi. Er sieht das Heil der Branche ganz klar in der Spezialisierung.

3. Diät

Dazu gehört laut dem VAV-Präsidenten auch, dass man sich von gewissen Märkten und Kunden verabschiede. Die Schweiz werde daher für Kunden mit relativ geringem Vermögen «früher oder später» nicht mehr attraktiv sein.

4. Leistung

«Langfristig können wir nur Erfolg haben, wenn unsere Kunden zufrieden und von unseren Leistungen überzeugt sind», unterstreicht der Private Banker Collardi. Konkret brauche es dazu weniger Produkte, dafür mehr Service.

5. Teamgeist

Um den starken Kostendruck zu meistern, müssten Privatbanken noch viel mehr zusammenspannen, betont der Julius-Bär-CEO. Auf der Hand liege dies etwa im Back-Office oder bei der IT-Plattform.

Anwenden können die Banken Collardis Fitness-Tipps gleich in «real time». Denn die Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) habe die Situation für hiesige Vermögensverwalter und Privatbanken massiv verschärft.

Bereits in der Verlustzone

Im Schnitt verdienten die Institute 80 Prozent ihrer Erträge auf Vermögen in Euro und Dollar, während rund 80 Prozent der Kosten in Franken anfielen. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis (Cost-/Income-Ratio, CIR) habe sich deshalb über Nacht um 10 bis 20 Prozentpunkte verschlechtert, so Collardi: «Viele Institute starten das Jahr also in der Verlustzone.»

Das werde die Konsolidierung im Jahr 2015 noch beschleunigen, ist der Top-Banker überzeugt.

Dennoch bleibt Collardi ein Optimist, wenn er sagt: «Wenn wir unsere Hausaufgaben sowohl in den Banken als auch im regulatorischen Rahmen richtig machen, wird die Schweiz an der Spitze in der internationalen Vermögensverwaltung bleiben.»

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