Die Fondsgesellschaft Fidelity Worldwide Investment stellte sich mit drei anderen Grossaktionären gegen den Verkauf von Sika an den französischen Konzern Saint-Gobain – und heizte den Machtkampf um den Schweizer Chemiekonzern weiter an. Nun erklärt Fidelity exklusiv gegenüber finews.ch, wie es zu diesem Stellungsbezug kam.

Die Überraschung am 14. Januar 2015 war perfekt: Scheinbar aus dem Nichts bezogen drei Grossaktionäre Position im schwelenden Streit um den geplanten Verkauf des Schweizer Chemiekonzerns Sika an die französische Konkurrentin Saint-Gobain.

Erst recht aufmerken liess, wer da das Wort egriff: In der Gruppe vertreten sind Cascade Investment L.L.C. und die Bill & Melinda Gates Foundation Trust – beides Investmentvehikel des Microsoft-Gründers Bill Gates – sowie die beiden auch in der Schweiz aktiven Fondshäuser Fidelity Worldwide Investment und Threadneedle.

In einem Brief stellten sich die prominenten Investoren, die zusammen 4,6 Prozent der Stimmrechte an Sika halten, unmissverständlich gegen den Deal. Nach ihrer Meinung würde die Transaktion die Interessen der Mehrheit der Aktionäre «schwerwiegend und nachhaltig schädigen», hielten sie fest.

Am 29. Januar doppelten sie sogar noch nach: Sie verlangten unter anderem eine Sonderprüfung, die herausfinden sollte, ob Saint-Gobain und den verkaufenden Aktionären Insider-Informationen zugespielt worden seien.

«Wir waren sehr verärgert»

Doch was hatte die als äusserst verschwiegen geltenden Investoren eigentlich bewogen, öffentlich Position in einem solchen Streit zu beziehen? Trelawny Williams (Bild unten), Leiter des Bereichs Corporate Finance bei Fidelity Worldwide Investment, erklärt nun erstmals gegenüber finews.ch, wie die Gruppe zustande kam – und was hinter dem Konfrontationskurs steckt.

Trelawny Williams 500

«Wir waren sehr verärgert über das Vorgehen von Saint-Gobain», sagt Williams. Dies insbesondere deshalb, weil das französische Unternehmen die Kontrolle über die Firma anstrebte, ohne sämtlichen Aktionären der Firma ein Angebot unterbreitet zu haben.

Zur Erinnerung: Saint Gobain war mit der Holding der Sika-Erbenfamilie Burkard übereingekommen, deren Anteil an der Firma und damit 52 Prozent der Stimmrechte zu übernehmen.

Tiefes Misstrauen

Wie sich ziegt, überschritt Saint-Gobain eine rote Linie im Anlage-Kodex von Fidelity: Dieser hält fest, dass das Fondshaus als Anteilseigner stets im besten Interesse aller Aktionäre zu handeln hat. Da konnte Saint-Gobain lange versprechen, die Aufsicht über Sika bleibe unabhängig: Fidelity traute den Franzosen nicht mehr über den Weg. «Die Abgesandten von Saint-Gobain hätten im neuen Verwaltungsrat die Mehrheit gestellt», so Williams. «Wir fühlten uns nicht wohl mit dieser Situation.»

Interessanterweise stellt sich Fidelity aber nicht gegen die als Verkäuferin auftretende Holding der Familie Burkard. «Wir hatten kein Problem mit der Kontrolle der Firma durch die Gründerfamilie, da sie dieselben Interessen verfolgte wie wir», so Williams weiter.

Suche nach Gleichgesinnten

Dennoch: Fidelity sah sich zum Eingreifen veranlasst – und suchte nach Gleichgesinnten. «Wir haben von Anfang an mit mehreren bedeutenden institutionellen Aktionären von Sika gesprochen», berichtet Williams. Mit Threadneedle und Cascade sei man dann übereingekommen, dass man als Gruppe «effektiver» wäre.

Welche Rolle die New Yorker Übernahme-Spezialisten von Perella Weinberg Partners bei der Organisation des Widerstands spielten, wie der «Tages-Anzeiger» kürzlich berichtete, bleibt dabei offen.

In Kontakt mit den Rebellen

Auch mit der Firmenführung stehe man in ständigem Kontakt, so Williams weiter. Wie erinnerlich wehrten sich Teile des Managements und der Verwaltungsrats öffentlich gegen den Verkauf des Konzerns.

Wohl als Vergeltungsmassnahme forderte die Familien-Holding, im Rahmen einer ausserordentlichen Generalversammlung, die Verwaltungsräte Paul Hälg, Monika Ribar und Daniel Sauter abzusetzen. Sauter ist überdies Präsident der Zürcher Privatbank Julius Bär.

Auch hier bekennt sich Fidelity und ihre Mitstreiter zu den «Rebellen». «Wir unterstützen den Verwaltungrat».

Harte Bandagen

Gleichzeitig macht Fidelity klar, dass man unabhängig von Sika agiere – und zwar im Einklang mit dem eigenen Investmentansatz. Denn keinesfalls will Fidelity mit Firmen-Raidern und aktivistischen Hedge Funds in einen Topf geworfen werden. «Wir werden nur dann aktiv, wenn wir die Interessen von Minderheitsaktionären gefährdet sehen und ein Eingreifen gerechtfertigt erscheint.»

Dass Fidelity und ihre Mitstreiter künftig von ihren Forderungen abrücken, ist nicht zu erwarten. Derweil wird der Machtkampf um Sika mit immer härteren Bandagen ausgefochten. Die Erben-Familie Burkard will nun den Sika-Verwaltungsrat gerichtlich zur Einberufung einer ausserordentlichen Generalversammlung zwingen.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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