Nachdem die CS in den vergangenen Jahren für ihre unklare Strategie nicht selten getadelt wurde, konnte sie nun an der Börse punkten. Die überraschende Dividende half über das erneut mittelmässige Ergebnis hinweg. Doch wie geht es nun wirklich weiter?

1. Brady Dougan bleibt, wo er ist

Es wäre eine schon fast magische Gelegenheit zum Rücktritt gewesen. 2015 feiert Brady Dougan sein 25-Jähriges bei der Credit Suisse (CS), und sieben Jahre lang ist er schon deren Chef. Obwohl er damit einer der dienstältesten CEO unter den weltweiten Grossbankern ist, denkt der stets reservierte Amerikaner nicht an den Rücktritt. Im Gegenteil: Am Donnerstag führte er wieder routiniert durch die Präsentation zum Jahresergebnis.

Dabei ist die CS nicht zuletzt von Ihren Investoren gehalten, aus der Routine auszubrechen. Die Bank muss mehr strategisches Profil zeigen, so der Wunsch aus diesen Reihen. Der Aktie der Bank, die in den letzten zwölf Monaten einen Drittel ihres Werts einbüsste, zeugt eindrücklich davon. Ein Wechsel im Top-Management hätte hier ein klares Zeichen gesetzt.

Doch auf dieses wartete man nun vergebens. Wie auch finews.ch berichtete, könnte die Nachfolgeregelung bei der CS nun noch im Rahmen der Generalversammlung erfolgen. Derweil hat es die Bank versäumt, behutsam Kandidaten dafür aufzubauen. Einiges Profil gewonnen hat mit dem Umbau der CS-Privatbank der Schweizer Hans-Ulrich Meister, der Co-Chef des Private Banking. Dennoch kamen vom Verwaltungsrat bisher keine Signale, dass er für höhere Weihen bestimmt ist.

2. Der ewige Kampf ums Kapital

Die Kapitalausstattung der Credit Suisse ist notorisch unterdurchschnittlich. Unter anderem hat sie in der jüngeren Vergangenheit versucht, auch mit Immobilien-Verkäufen die regulatorischen Vorschriften besser zu erfüllen. Die Verkäufe haben immerhin für erforderliche Liquidität im Kernkapital gesorgt.

Auf 10,2 Prozent beläuft sich per Ende Jahr die Quote des harten Kernkapitals. 10 Prozent wären das Ziel gewesen, langfristig will die Credit Suisse 11 Prozent erreichen. Die Bank hat nun angekündigt, ihre Bilanz weiter zu verkürzen, um die Leverage Ratio auf dem Kernkapital von derzeit 2,4 auf 3 Prozent zu heben.

Doch was ist, wenn die Kapitalvorschriften wie erwartet auf 3,5 Prozent angehoben werden? Dann hätte die Credit Suisse eine neuerliche Kapitallücke. Ein Analyst der Zürcher Kantonalbank schätzt diese auf 5 Milliarden Franken.

3. Eine Bank mit gleich langen Beinen

Die Weisungen der Investoren ist klar: Das Private Banking muss bei der CS gestärkt werden, um das notorisch volatile Investmentbanking auszugleichen. CS-Präsident Urs Rohner schwebte dabei ein Verhältnis von 50:50 vor. Bezüglich Vorsteuergewinn und Nettorertrag scheint dies nun erreicht zu sein.

Beide Divisionen lieferten 2014 gut 2 Milliarden Franken Gewinn ab, bei einem Nettoertrag von jeweils über 12 Milliarden Franken. Die beiden Beine sind nun gleich lang, aber nicht gleich stark: Die Kapitalrendite beträgt im Investmentbanking knapp 9 Prozent, im Private Banking ist die Kennzahl mit 15 Prozent fast doppelt so hoch.

4. Lecks müssten gestopft werden

Derweil hat die CS-Privatbank noch immer mit Altlasten aus dem Steuerstreit mit den Ausland zu kämpfen. 2014 zogen Westeuropäische Kunden nochmals mehr als 11 Milliarden Franken Vermögen ab – von einem Versiegen der Abflüsse kann damit keine Rede sein: Das Leck war letztes Jahr noch grösser als 2013, als es 10,5 Milliarden Franken bei der Bank abgezogen wurden.

Demgegenüber steht das Votum von Co-Private-Banking-Chef Hans-Ulrich Meister, der die «Bereinigung» der unversteuerten Vermögen bis Ende 2015 vollzogen haben will. Doch die alten Geister scheint die Bank nicht so schnell loszuwerden.

5. Die Investment Bank ein Fragezeichen

Die Strategie der Credit Suisse mit ihrer Investment Bank ist eine andere als jene der UBS. Während ihre grosse Rivalin die Investment Bank als komplementäre Division zu ihrem Wealth Management sieht, möchte die Credit Suisse nach wie vor im Konzert der Grossen mitmischen und die ganze Dienstleistungs- und Handelspalette anbieten.

Das gelingt ihr je nach Marktentwicklung mal besser, mal schlechter. Im vierten Quartal boomte das Aktienbrokerage, während das Bond-Geschäft einmal mehr einbrach. Die Credit Suisse legt zwar wert auf die Feststellung, dass sie mit ihrem diversifizierten Geschäftsmodell Marktschwankungen auffangen kann.

Doch ist fraglich, ob diese eher leichtgewichtige Investment Bank ihre Generalisten-Strategie mittelfristig durchhalten kann – oder ob sie von der Konkurrenz erdrückt oder geschluckt wird.

6. Das Asset Management hat einen langen Weg

Eigentlich möchte die Credit Suisse das Asset Management zu einer wichtigen Ertragssäule aufbauen. Doch davon ist sie noch ein gutes Stück entfernt. Dies spiegelt auch die Organisationsstruktur: Das Asset Management wird als Einheit im Private Banking und Wealth Management geführt.

Die Entwicklung im vergangenen Jahr zeigt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen – im Gegenteil: Der Vorsteuergewinn lag 10 Prozent tiefer als 2013. Wegen tieferer gebührenabhängiger Erträge, wie die Credit Suisse anfügt.

Würde die Wachstumsstrategie mit dem Aufbau einzelner spezialisierter Investmenteinheiten aufgehen, wäre das Umgekehrte der Fall. In der Einheit, in der seit 2013 eine für die Credit Suisse ungewöhnliche Ruhe herrschte, könnte es darum bald wieder lauter werden.

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