Schon jetzt steht fest: Die Bekanntgabe der Boni in den nächsten Wochen wird für hitzige Debatten sorgen. Denn bei der Verteilung der Sondervergütungen herrschen oftmals feudale Zustände. Die Gründe.

inequality@shutterstock

Jeweils im Februar und März verraten die Schweizer Grossbanken, wer das grösste Stück vom Bonuskuchen abbekommt. Doch bereits jetzt ist klar: Die Bekanntgabe der Boni wird erneut für hitzige Debatten sorgen.

Zum einen echauffieren sich Nicht-Banker über die stolzen Zusatzvergütungen – vor allem, wenn eine Bank ihre Gewinnziele verfehlt oder gar Verluste schreibt. Aber auch viele Banker fühlen sich oft ungerecht behandelt, wenn sie ihren Bonus mit demjenigen ihrer Arbeitskollegen vergleichen.  

Realitätsferne Durchschnittswerte 

Auf den ersten Blick ist das Jammern der Banker unverständlich in Anbetracht der stattlichen Durchschnittsboni. Bei der Credit Suisse (CS) zum Beispiel erhielten laut dem letztjährigen Geschäftsbericht fast 42'000 Angestellte einen Anteil am Bonustopf, der mit rund 3,6 Milliarden Franken gefüllt war.

Über den Daumen gepeilt fällt damit für jeden Beschäftigten eine durchschnittliche Vergütung von 86'000 Franken ab. Bei der UBS lagen 2013 rund 3,2 Milliarden Franken zur Verteilung für die gut 60'000 Mitarbeiter bereit.

Doch solche Durchschnittswerte verzerren die Realität. So geht jeweils der grösste Batzen an eine relativ kleine Gruppe von so genannten Risk Takern. Dabei handelt es sich um jene Beschäftigte, die eine besondere Verantwortung für Risiken und Gewinne schultern. Dazu zählen zwar die Investmentbanker, bei weitem aber nicht alle. 

Investmentbank-Könige sahnen ab

Die höchsten Boni sind einem kleinen Kreis von Investmentbankern vorbehalten, wie der Londoner Think-Thank «New Financial» unlängst in einer Studie ausgerechnet hat.

Bei der UBS zum Beispiel teilten 2013 die Top-1-Prozent der 11'615 Investmentbanker 22 Prozent unter sich auf. Bei der Credit Suisse wurden gar 28 Prozent für die Top-1-Prozent der rund 20'000 Investmentbanker reserviert (vgl. Grafik).

Bonus Grafik 500

Zum erlauchten Kreis der Top-Investmentbanker zählt Andrea Orcel. Der UBS-Investmentbankchef strich für 2013 ein Grundgehalt von 1,5 Millionen Franken ein, zuzüglich eines Cash-Bonus von 1 Million Franken und aufgeschobenen Bonuszahlungen von total 8,9 Millionen Franken. «Normale» Investmentbanker sind meilenweit von solchen Summen entfernt. 

Bis zu zehn Mal höherer Bonus 

Das zeigt die Untersuchung von «New Financial» bei der Boniverteilung innerhalb der Deutschen Bank eindrücklich auf. Und darf näherungsweise auch für die UBS und die Credit Suisse angenommen werden.

Bei der Deutschen Bank bekamen im Vorjahr 4 Prozent oder 1'100 Investmentbanker die Hälfte des Bonuspools zugesprochen. In Euro bedeutet dies: Die Top-4-Prozent der Investmentbanker erhielten mindestens zehn Mal mehr als die anderen 96 Prozent der Investmentbanker. Der Durchschnittsbonus lag laut Schätzungen  bei 83'000 Euro.

Somit herrscht nicht nur eine höchst ungleiche Verteilung der Boni zwischen den einzelnen Bankdivisionen. Auch innerhalb der Investmentbank klaffen diese Sondervergütungen unerwartet deutlich auseinander. 

Teilverzicht des Chefs

Vermutlich fallen die Boni für das 2014 aber etwas kleiner aus. Dies könnte zumindest bei der Credit Suisse der Fall sein: So gab CS-Chef Brady Dougan jüngst bekannt, auf 20 Prozent der variablen Vergütung zu verzichten. Was die Kürzung effektiv bedeutet, wird aber erst der kommende Geschäftsbericht zeigen. 

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.58%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.48%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.27%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.23%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.44%
pixel