Valiant-CEO Markus Gygax gibt sich im Interview mit finews.ch überraschend angriffig. Er erklärt, wo Personal abgebaut und aufgestockt wird. Weiter äussert er sich zur Konkurrenz und zur Digitalisierungs- strategie mit dem neuen Partner Swisscom.

Markus Gygax, Sie sind nun ein Jahr als CEO von Valiant tätig. Wie lautet ihre Zwischenbilanz?

Es lief sehr erfreulich. Meine persönlichen Ziele habe ich erreicht. In erster Linie ging es darum, das Vertrauen der Kunden und der Mitarbeiter wieder zu gewinnen. Mit der Trendwende ist dies nun gelungen. Heute können die Mitarbeitenden wieder stolz sein, bei der Valiant zu arbeiten. Und der Zuwachs an Kundengeldern zeigt auch, dass uns die Kunden wieder Vertrauen schenken.

Verwaltungsratspräsident Jürg Bucher sagte, die Trendwende sei das Verdienst aller Mitarbeiter. Profitieren diese nun auch vom gesteigerten Gewinn?

Ja, absolut. Wir haben eine einfache Formel: Pro 10 Franken Gewinn gehen 9 Franken an den Aktionär und ein Franken wandert in den Bonustopf. Davon profitieren alle Mitarbeiter inklusive der Geschäftsleitung. Hinzu kommt, dass wir 2014 etwas weniger Mitarbeiter beschäftigten. Im Schnitt gibt es somit mehr pro Mitarbeitenden.


«Wir haben ein Ausbildungsprogramm aufgegleist»


Stichwort Mitarbeiter: Die Mitarbeiterzahl ging in den letzten Jahren kontinuierlich zurück auf aktuell 883 Vollzeitstellen. Wie sieht es für das laufende Jahr aus?

Wir werden weiter Stellen abbauen müssen. Zum einem haben wir auslaufende Backoffice-Projekte. Weiter kürzen wir die Schalteröffnungszeiten und werden somit weniger Leute am Schalter brauchen. Auf der anderen Seite bauen wir aber den Vertriebskanal aus. Hier entsteht rund um Vertriebsleiter Christoph Wille eine neue Equipe. Unter dem Strich schrumpft der Personalbestand per Ende Jahr um etwa 20 Stellen.

Zusätzliche Mitarbeiter werden Sie für den Ausbau der Standorte Freiburg, Basel, Biel und Lausanne benötigen.

Genau. Es gibt eine Verlagerung vom Schalterpersonal hin zu Kundenberatern für Privat- und Firmenkunden. Ich möchte noch festhalten: Wir werden dem Schalterpersonal nicht aus wirtschaftlichen Gründen kündigen. Stattdessen bieten wir betroffenen Personen an, sich zum Kundenberater umzuschulen. Dafür haben wir extra ein Ausbildungsprogramm aufgegleist.


«Was Moneypark macht, passt uns nicht»


 Das Motto der Valiant lautet: einfach und ehrlich. Wie sind sie dazu gekommen?

Schauen Sie, im Schweizer Markt gibt es die Universalbanken. Die bieten zwar von allem etwas an, aber man weiss nicht so genau, wofür sie stehen. Dies gilt im Übrigen nicht nur für die Grossbanken, sondern auch für Raiffeisen. Dort wird nur noch über das Anlagegeschäft geredet und nicht mehr über das Kerngeschäft. Wir kommunizieren hingegen ganz klar, wofür wir stehen: nämlich für einfache und ehrliche Bankprodukte sowie Beratung aus einer Hand.

Die Digitalisierung des Bankgeschäftes ist im vollen Gange. Doch den scheint die Valiant verschlafen zu haben.

Das stimmt. Doch wir haben nun zur Aufholjagd geblasen. Zum einen haben wir nun mit Swisscom einen kompetenten Partner an der Seite. Weiter werden wir Anfang April unsere Mobile-App lancieren. Diese wird das leisten, was Konkurrenzangebote auch leisten. Aber es geht noch weiter...

Und das wäre?

Nehmen Sie als Beispiel den Hypothekenvergleichsdienst Moneypark. Moneypark nistet sich zwischen Kunde und Bank ein. Und das passt uns nicht. Wir müssen uns überlegen, wie wir diesen ausschalten können. Diesbezüglich stellen sich diverse Fragen: Muss man auch eine Plattform erstellen, mit der man Hypotheken vergleichen kann? Muss ich Hypotheken auf eigene Bücher nehmen oder kann ich sie auch an Dritte verleihen? Hier entstehen ganz neue Geschäftsfelder und neue Herausforderung. Und um diese zu meistern, haben wir die Swisscom als Partnerin ins Boot geholt.


«Wir werden unsere Investitionen erhöhen müssen»


Da müssen Sie aber ziemlich Gas geben. Denn Fintech-Firmen schiessen wie Pilze aus dem Boden.

Dem ist so. Aber Valiant und Swisscom haben einen Vorteil. Beide Marken sind bekannt und geniessen das Vertrauen der Kunden.

Wie viel Geld haben Sie denn für die digitale Aufholjagd auf die Seite gelegt?

Das kommunizieren wir nicht, aber wir werden unsere Investitionen sicher erhöhen müssen.

Wo sehen Sie den digitalen Auftritt von Valiant in zwei Jahren?

Der klassische Mechanismus im Bankgeschäft im Sinne von «ich nehme etwas und gebe etwas», wird anders aussehen. Und hier wollen wir eine wichtige Rolle spielen.

Zum Beispiel indem sie einen Hypomat wie die Glarner Kantonalbank anbieten?

Das ist denkbar, aber es wird darüber hinausgehen.

Das heisst?

Ich gehe davon aus, dass eine Bank künftig auch Zinssätze der Konkurrenz anbieten muss. Hier agiert dann die Bank als Hypothekenbrokerin und kassiert dafür eine Gebühr. In Deutschland gibt es das bereits.

Und dieses Geschäftsmodell ist für Valiant eine Option?

Ja, durchaus.


Markus Gygax ist seit gut einem Jahr CEO der Valiant. Zuvor war der 53-Jährige als Leiter des Retail Bankings bei der Banque Cantonale Vaudoise (BCV) tätig. Vor seinem Engagement bei der BCV arbeitete er von 2002 bis 2008 als Leiter Distribution und Geschäftsleitungsmitglied bei der PostFinance und führte sowohl den Vertrieb Privatkunden als auch den Vertrieb Geschäftskunden. Zwischen 1987 und 2002 war Markus Gygax in verschiedenen Funktionen unter anderem für den Schweizer Bankverein, die heutige UBS, tätig.

Markus Gygax studierte nach einer Bankausbildung Betriebsökonomie an der HWV Zürich und verfügt über ein eidgenössisches Diplom als Marketingleiter und einen MBA-Abschluss der Universitäten St. Gallen, Vlerick (Belgien) und Nyerode (Niederlanden) mit Fokus auf Management von Banken und Versicherungen.

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.28%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
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  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.31%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.76%
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