Für viele Banken ist das geplante Regelwerk Fidleg ein Fluch – für die Schweizer Börse SIX angeblich ein Segen. Die Börsenbetreiberin erhofft sich davon ein zweistelliges Wachstum im Bereich «Financial Information».

KAG, MiFID II, Finig, FinfraG und Fidleg – für die meisten Vermögensverwalter bedeuten diese teilweise schwer aussprechbaren Abkürzungen von geplanten Gesetzeswerken vor allem eines: explodierende Kosten.

Urs Rüegsegger (Bild) sagte an der Bilanzmedienkonferenz am Montag, dass die Regulation den Grossteil des Investitionsbudget vieler Banken verschlinge. Für Investitionen ins Neugeschäft bliebe hingegen nicht mehr viel übrig, so der Chef der Schweizer Börse SIX.

Doch gerade dieses Missverhältnis könnte ausgerechnet die SIX eine «potenzielle Cashcow» gebären. «Die Regulation spielt uns in die Hände», sagte Rüegsegger am Montag.

Zugang zu Europa

Konkret geht es um das Finanzdienstleistungsgeschäft (Fidleg). Diese Regelwerk, über das derzeit im Parlament beraten wird, soll den Kundenschutz verbessern und einheitliche Bedingungen für alle Anbieter in der Finanzbranche schaffen. In Deutschland ist ein vergleichbares Gesetz bereits in Kraft.

Will die Schweiz den Zugang zu den europäischen Märkten erhalten, müssen die hiesigen Asset Manager diese Regulation Wohl oder Übel schlucken. Und davon verspricht sich die Schweizer Börse einiges. «Wir wollen im Bereich «Financial Information» zweistellige Wachstumsraten erzielen», sagte Rüegsegger zu finews.ch.

Die Börsenbetreiberin hat in diesem Markt bereits Kompetenzen aufgebaut. So stellt sie für Vermögensverwalter ausführliche Produktbeschreibungen zusammen, teilt die Anlageinstrumente einer Risikoklasse zu und prüft sie auf Übereinstimmung mit den Compliance-Regeln. Dabei arbeitet die SIX mit Spezialisten in den entsprechenden Ländern zusammen.

Das letzte Wort folgt noch

Bei der Herstellung dieser Informationen ist die SIX laut eigenen Angaben weit kostengünstiger als jede einzelne Bank. Und angesichts des anhaltenden Margendrucks im Vermögensverwaltungsgeschäft sei es für die Asset-Manager sinnvoll, diesen Prozess auszulagern, sagte Rüegsegger weiter.

Allerdings ist das letzte Wort beim Fidleg nicht gesprochen. So bleibt unklar, ob jedes Anlageprodukt von der Obligation über die Aktie bis hin zum komplexen Strukturierten Produkt unter das Fidleg. Komplex ist überdies die Durchsetzung von Rechtsansprüchen für Kunden von Finanzdienstleistern. Der Schweizerische Verband für Strukturierte Produkte (SVSP) stellt sich hier quer.

Kein Geschäft mit Deutschland

Es kann tatsächlich auch anders kommen, wie ein Blick in die Geschichte zeigt. So erhoffte sich die SIX nach der Unterzeichnung der Abgeltungssteuer mit Deutschland – dem grössten Private-Banking-Markt Europas – das grosse Geschäft. Sie hatte für ihre Kunden Lösungen für die Implementierung der Abgeltungssteuer vorbereitet. Doch Ende 2012 fiel das Gesetz im Deutschen Bundestag und Bundesrat durch. Kurzum: Ausser Spesen nichts gewesen.

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