Tidjane Thiam, der designierte Konzernchef der CS, dürfte zunächst viele Erwartungen erfüllen, um die Schweizer Grossbank wieder auf Kurs zu bringen. Doch das Eis, auf dem er sich bewegen wird, ist dünn.

Es musste so kommen, wie es gekommen ist. Zuletzt war die Credit Suisse auf der obersten Führungsstufe personell dermassen ausgedünnt oder ungeeignet, dass es nur ein «Externer» sein konnte, der die Nachfolge von Brady Dougan antritt.

Dass es bis zu dieser Wachablösung so lange gedauert hat, hing damit zusammen, dass kein Top-Manager diesen Posten übernehmen wollte, solange zumindest der US-Steuerstreit (verbunden mit einer Verurteilung und Busse) gelöst war. Und dann gab es noch ein paar andere Themen rund um die Eigenmittelausstattung der Bank, die es zu klären gab.

Ein Vierteljahrhundert im Dienst der CS

Das alles ist inzwischen geschehen, und ohne Dougan allzu sehr zu desavouieren, konnte nun Anfang 2015 die Nachfolgeregelung beschlossen werden, so dass der Amerikaner nach einem Vierteljahrhundert bei der Credit Suisse nun weiterziehen kann. Mit Tidjane Thiam (Bild) kommt ein Manager an Bord, der weniger Affinitäten zu den USA und zum entsprechenden Investmentbanking hat.

Das ist ein gutes Zeichen, denn der CS konnte man über die vergangenen acht Jahre stets vorwerfen, unter der Ägide Dougans dem Investmentbanking immer mehr Raum gegeben zu haben. Mit Thiam, einem früheren (politischen) Minister, einem McKinsey-Berater und Versicherungsfachmann mit enormer Asien-Expertise, wird die CS unzweifelhaft einen anderen Kurs einschlagen und dort expandieren, wo sie bereits erfolgreich unterwegs ist: in Asien, wo ihre private Vermögensverwaltung (Private Banking/Wealth Management) dem Investmentbanking ebenbürtig ist.

Im Sinn der Schweizer?

Gleichzeitig dürften wohl einige Amerikaner in der Konzernleitung über kurz oder lang durch andere Manager ausgewechselt werden. Zum einen, um das US-Übergewicht abzubauen, zum anderen, weil Thiam selber seine Leute einbringen wird. Das könnte durchaus im Sinne der Schweizer Belegschaft sein, die sich in den vergangenen Jahren zusehends fremd fühlte in dem Konzern. So dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach die Vermögensverwaltung (Private Banking/Wealth Management) wieder mehr Gewicht innerhalb der Gruppe erhalten.

Dass sich in dieser Hinsicht etwas tut, war bereits vergangene Woche spürbar, als der Schweiz- sowie Private-Banking-Co-Chef Hans-Ulrich Meister – fast im Alleingang – ein Umbau in seinem hiesigen Bereich vornahm, wie finews.ch berichtete. Er kündigte an, den Firmenkunden-Bereich zu reorganisieren und enger in seine Abteilung einzubinden. Als Konsequenz verlässt der langjährige Firmenkunden-Chef Barend Fruithof das Unternehmen, an seine Stelle rückt ein (klassischer) Private Banker, André Helfenstein.

Eigenmächtig gehandelt

Dass Meister in dieser Sache relativ eigenmächtig handelte (Dougan war zu dem Zeitpunkt bereits eine «lame duck») und ohne, dass offiziell eine Medienmitteilung über diesen doch nicht unerheblichen Wechsel erschien, ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich die Kräfteverhältnisse innerhalb der Credit Suisse verändern und das Private Banking neue Bedeutung erlangt.

Dass nicht Meister selber zum Handkuss respektive zum CEO-Posten kam, dürfte vor allem damit zusammenhängen, dass der Verwaltungsrats nun unmissverständlich ein Signal des Aufbruchs setzen wollte – was die Börse denn auch deutlich honoriert hat. Meister wäre, trotz all seiner Verdienste, in dem Kontext eine allzu gewichtige «Legacy» gewesen.

Kein Sonntagsspaziergang

Allerdings wird der CEO-Posten für Tidjane Thiam kein Sonntagsspaziergang sein. Nach heutigem Informationsstand ist er nicht unbedingt mit den Schweizer Verhältnissen vertraut. Und diese mangelnde Affinität, die man bereits Dougan notorisch vorgeworfen hat, könnte auch ihm mittelfristig zum Verhängnis werden. So gesehen hat der übergangene Hans-Ulrich Meister dennoch eine besondere Machtfülle erlangt, die ihn in eine gar nicht so unvorteilhafte Position bringt.

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