Viele Banken meiden das kapitalintensive und risikoreiche Geschäft. Die Deutsche Bank macht nun genau das Gegenteil. Sie setzt damit die Credit Suisse unter Druck.

Die Deutsche Bank werde weiterhin eine globale Bank mit einem starken Investmentbanking bleiben. Dies sagte Co-CEO Anshu Jain (Bild) an einer Finanzkonferenz am Dienstag, wie die Nachrichtenagentur «Reuters» meldete.

Damit stellt sich Jain gegen den Trend. So haben zahlreiche europäische Geldhäuser ihre Investmentbanksparten bereits massiv verschlankt, sind daran dies zu tun oder haben es angekündigt; darunter die UBS, Barclays oder die Royal Bank of Scotland. Grund sind Regulierungen und Kapitalvorschriften, die viele Bereiche des Kapitalmarktgeschäfts verteuern oder gar unrentabel machen.

Auch die Investmentbank der Credit Suisse steht nach dem angekündigten Chefwechsel wohl wieder auf dem Prüfstand. Ein Teil der Beobachter erwartet vom designierten CEO Tidjane Thiam, dass er ähnlich wie die UBS den Fokus auf das Vermögensverwaltungsgeschäft legt und die Investmentbank schrumpft.

Von Rückzug profitieren

So gibt es auch Spekulationen, dass die Credit Suisse unter der neuen Führung zahlreiche Investmentbanker entlassen könnte. Bis zu 2'900 Stellen könnten betroffen sein. 

Eine solche Kehrtwende der Credit Suisse würde der Deutschen Bank in die Karten spielen. Jain sagte denn auch, dass der Rückzug der Konkurrenten der Deutschen Bank Chancen biete, denn sie könne in diese Lücken vorstossen.

Ob sich die Schweizer Grossbank von ihrer dualen Strategie – Investmentbanking gleich gross wie Private Banking – verabschiedet, muss ohnehin bezweifelt werden. Die Credit Suisse generiert rund 50 Prozent der Erträge im Kapitalmarktgeschäft. Zudem haben sich die Erträge im vergangenen Jahr verbessert.

Den US-Banken die Stirn bieten

Auch die Deutsche Bank erzielte dank ihrer Investmentbank im letzten Quartal 2014 überraschend einen Gewinn von 441 Millionen Euro.
Profitiert haben auch die Grossbanken in den USA. So kletterte 2014 der Nettogewinn im Investmentbanking bei Goldman Sachs um acht Prozent auf 6,5 Milliarden Dollar.

In den USA spricht man denn auch nur von einer vorübergehenden Flaute im Investmentbanking. Und über den Rückzug der Konkurrenz reiben sich die grossen US-Investmenthäuser die Hände.

Darin sieht Jain eine Gefahr für den europäischen Finanzplatz. «Natürlich können wir hier ein weiteres US-Monopol zulassen – ähnlich wie beim Internet», sagte er an der Finanzkonferenz. Die Fakten sprächen aber dagegen.

Denn Europa könne nur auf den Wachstumspfad zurückkehren, wenn sich die Unternehmen weniger abhängig von Bankkrediten machten und ihre Finanzierung auf eine breitere Basis stellten, erklärte Jain und ergänzte: Der Kapitalmarkt mit seiner weiten Bandbreite an Produkten spiele hier eine wichtige Rolle.

Unterstützung von Blackrock

Anders als hierzulande spürt die Deutsche Bank laut Jain keinen Gegenwind aus der Politik, die Investmentbank zu stutzen. Unterstützung geniesst die grösste Bank Deutschlands auch von Blackrock, ihrem grössten Aktionär. Blackrock-Chef Larry Fink und enger Vertrauter von Jain, sagte gegenüber dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel»: «Ich denke, dass es auch in Europa Banken geben sollte, die ihre Kunden weltweit begleiten.»

Diese Worte gelten möglicherweise auch für die Credit Suisse. Blackrock ist mit 3 Prozent an der Grossbank beteiligt.

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