Trotz Konsolidierung entstehen auch neue Institute. Ihnen gemeinsam ist, dass dahinter profilierte Persönlichkeiten stehen. Einige Beispiele aus Zürich.

Wenn es einen Preis für modernste und erst noch attraktive Büroräumlichkeiten in Zürich gibt, ist die Neue Privat Bank (NPB) ein Favorit. Das kleine Institut residiert seit kurzem am Limmatquai 1, also unmittelbar am Bellevue, und beschäftigt aktuell 12 Mitarbeiter.

Gegründet wurde die Bank im Jahr 2001 vom Ostschweizer Rémi Notter, einem früher für den SBG-Rechtsdienst tätigen Anwalt, der zuvor bereits als Initiator der IBI Bank aufgefallen war. Alle administrativen Dienstleistungen hat die NPB an die Bank Wegelin ausgelagert, wo mit Konrad Hummler und Otto Bruderer alte Weggefährten von Notter tätig sind.

Die derzeit aufstrebende NPB steht unter der Leitung des 55-jährigen Markus Ruffner. Er zählt ebenfalls zu den Gründungspartnern der Bank. Er ist Chief Investment Officer sowie Leiter Asset Management und seit Anfang 2009 CEO.

Vor seiner Tätigkeit bei der NPB arbeitete Ruffner für die Credit Suisse und andere Schweizer Banken im Makro- und Investment Research wie auch im Asset Management. Markus Ruffner lehrt überdies als Titularprofessor an der Universität St. Gallen.

Mit ihrem auf Kundenberatung fokussierten Geschäftsmodell ist es der NPB jüngst wieder gelungen, neue Berater anzuziehen.

Konzentration auf Offshore-Geschäft

Vorerst noch weniger bekannt dürfte die P&P Privatbank sein, die 2006 aus der BAGEFI (Banque de Gestion et Finance) entstand. Treibende Kraft dahinter ist der 65-jährige Karl Preisig, der zuvor unter anderem als CEO die Guyerzeller Bank geleitet hatte. Der promovierte Betriebswirt sitzt auch im Verwaltungsrat von Henri Meiers Investmentgesellschaft HBM.

Preisig will sich ganz auf das traditionelle Offshore-Geschäft konzentrieren und den Fokus auf Kapitalerhalt legen. Er überlegt sich zu diesem Zweck auch, einen Standort in Singapur aufzubauen.

Private Banking nach alter Väter Sitte

Klassisches Private Banking nach alter Väter Sitte bietet seit letztem Februar auch die Bank von Roll. Sie ist mit rund einem Dutzend Mitarbeiter im Bereich der Vermögensverwaltung und Anlageberatung für Privatkunden und kleinere institutionelle Anleger (Pensionskassen) tätig sein. Ihr Standort ist am Bleicherweg 37 in Zürich, also im ehemaligen BSI-Gebäude.

Die Bank von Roll geht auf eine Initiative der Von Roll Holding zurück, die wiederum vom deutschen Investor und Geschäftsmann August von Finck kontrolliert wird. Die Gründung des Finanzinstituts erfolgt via Kapitalerhöhung.

Keine eigenen Produkte

Das Hauptaugenmerk liegt auf internationalen Kunden aus Europa, ein wichtiges Standbein soll aber auch der Schweizer Markt sein. CEO der Bank Von Roll ist Cyrill Escher, der früher bei Lombard Odier und bei der Bank Frey arbeitete.

Nach seinen Angaben will die Bank sehr konservativ operieren und ausschliesslich Anlagen empfehlen, die transparent und nachvollziehbar sind. Ein Fokus liege auch auf Direktanlagen in Aktien, Obligationen und Gold. Eigene Produkte will das Institut nicht anbieten.

Südafrikanische Wurzeln

In diesem Jahr nahm auch die erste Schweizer Privatbank mit südafrikanischen Wurzeln in Zürich ihre Geschäftstätigkeit auf. Der Geschäftssitz der Banque Louis SA befindet sich an der Klausstrasse 19 im Zürcher Seefeld, im «Louis Building». Geschäftsführer ist Martin Forster. Er verfügt über eine gut 30-jährige Erfahrung in der Vermögensverwaltung.

Unter anderem arbeitete er in New York und Hongkong. Von 1998 bis 2005 baute er die Niederlassung der Bank Wegelin in Zürich auf und war Mitglied der Geschäftsleitung. Danach war er als Geschäftsleitungsmitglied bei der Hyposwiss Privatbank in Zürich tätig, wo er den Bereich Private Banking führte.

Als Chairman amtet Alain Louis von der südafrikanischen Besitzerfamilie. Mit den Synergien innerhalb der Gruppe und der Familie strebt das Institut ein rasches Wachstum an. Bis Ende 2011 wolle man die Marke von 1 Milliarde Franken an Kundengeldern überschritten haben, erklärte CEO Martin Forster auf Anfrage von finews.ch.

Hochkarätiger Verwaltungsrat

Interessant bei all diesen Neugründungen ist, dass zwei Banknamen immer wieder auftauchen: Wegelin und Frey. Offenbar generieren diese beiden Institute immer wieder unternehmerisch denkende Personen, die sich über kurz oder lang selbständig machen respektive einen neue Bank aufbauen.

Die Bank Frey aus Zürich geht auf die Initiative von Markus Frey, Sohn des Mitgründers der renommierten Anwaltskanzlei Niederer Kraft und Frey, zurück, der das Institut 2002 gründete. Zunächst als «First Zurich Private Bank» tätig, wurde die Bankboutique im Jahr 2004 in Bank Frey umbenannt.

Eindrücklich präsentiert sich der Verwaltungsrat der Bank Frey: Neben Markus Frey sitzen dort Otto Bruderer (Teilhaber Bank Wegelin), Ernst Bütler (ehemals Kommerzchef der Credit Suisse und Partners Group) sowie Jürg Maurer (ehemals Pensionskassenverwalter Rieter). Operativ leitet die Bank Gregor Bienz, früher Anlagechef bei der Dresdner Bank. Interessant auch hier, die Verbindung zur Bank Wegelin.

Offene Plattformen, schlanke Strukturen

Allen erwähnten Newcomer-Privatbanken ist gemeinsam, dass hinter ihnen sehr gut vernetze, mitunter finanzkräftige Persönlichkeiten stehen. Ferner bieten sie kaum eigene Produkte an, sondern setzen auf offene Plattformen. Schlanke Strukturen und eine weitgehende Freiheit von Interessenkonflikten – das dürften wichtige Faktoren sein für ein erfolgreiches Private Banking in der Welt von morgen.

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