Bereits Ende vergangener Woche hiess es, der Verkauf der britischen Privatbank Coutts International stehe unmittelbar bevor. Bis jetzt ist aber nichts geschehen. Doch verschiedene Indizen lassen auf eine baldige Ankündigung schliessen.

Die Würfel sind gefallen. Bereits Ende vergangener Woche mehrten sich die Stimmen, die davon ausgingen, der Käufer der Privatbank Coutts International werde die Union Bancaire Privée (UBP) sein. Allerdings gibt es bis heute weder von den Genfern noch von der Royal Bank of Scotland (RBS) eine Bestätigung dafür. Die RBS ist das Mutterhaus von Coutts.

Aus gut unterrichteten Kreisen heisst es jedoch, mit dieser Annahme liege man nicht ganz falsch. Dafür gibt es auch triftige Gründe: Erstens hat sich die UBP in der Vergangenheit mehrmals bei der Konsolidierung im Swiss Private Banking profiliert. Erinnert sei hier etwa an den Kauf und die Integration der Schweizer Ableger von ABN Amro und Lloyds Private Banking.

Zurückhaltende Credit Suisse

Zweitens dürfte die Credit Suisse (CS), die eine ganze Weile als potenzielle Käuferin von Coutts International gehandelt wurde, etwas Abstand von einer allfälligen Transaktion genommen haben. Und zwar, weil der designierte CEO Tidjane Thiam (er fängt Mitte 2015 an) wohl selber die nächsten Expansionsschritte mitgestalten möchte, und weil die nicht-asiatischen Depots von Coutts (rund 20 Milliarden Franken) vermutlich doch keinen wesentlichen Quantensprung bei der CS bewirken würden. Die Schweizer Grossbank verwaltet insgesamt fast 1'400 Milliarden Franken an Depots.

Die 12 Milliarden Franken an asiatischen Kundengeldern von Coutts hätte die DBS Bank in Singapur übernommen. Aber offenbar ist das Interesse dort auch nicht mehr so gross.

Zur Klarstellung: Verkauft wird «nur» das internationale Geschäft von Coutts (International), während das britische Coutts-Business beim Mutterhaus verbleiben soll.

Beim Verkauf spielen zwei Traktanden eine nicht zu unterschätzende Rolle: Einerseits die Höhe der Busse, welche Coutts International im Rahmen des Steuerstreits mit den USA den dortigen Behörden noch wird bezahlen müssen; andererseits läuft in Deutschland eine Untersuchungen wegen Verdachts auf Beihilfe zur Steuerhinterziehung bei Kunden. Auch dies dürfte vermutlich eine Sanktion nach sich ziehen. Beides hat entsprechend einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Kaufpreis. 

Bestätigter Wechsel bei RBS

Dass die Coutts-International-Transaktion unmittelbar ansteht, zeigt sich auch darin, dass es im Top-Management der RBS zu einem wichtigen Wechsel gekommen ist, der bislang unter dem Radar blieb. So ist der bisherige Chief Executive von Coutts, Rory Tapner, von seinem Posten zurückgetreten.

Gerüchte darüber hatte es bereits gegeben, wie auch finews.ch berichtete. Doch dabei blieb es. Unterdessen hat die Bank den Abgang bestätigt. An seiner Stelle rückt Donald Workman nach. Er war zuletzt verantwortlich für das «Corporate & Institutional Banking Business» verantwortlich. Dieser Wechsel bestärkt die Annahme, dass die RBS in Sachen Coutts ein neues Kapitel aufgeschlagen hat.

Erfolgsverwöhnter Manager

Tapner ist Brite. Dennoch hat er im Swiss Banking tiefe Spuren hinterlassen: Bei der Grossbank UBS gehörte er zu den Senkrechtstartern, bis er 2010 überraschend zur RBS wechselte. Dort übernahm er die Leitung des Wealth Managements, also die Vermögensverwaltung, zu der auch die noble Privatbank Coutts und deren Schweizer Tochter Coutts International gehört.

Mit der Zerlegung der Vermögensverwaltung sei auch das Standing von Tapner innerhalb der Grossbank RBS geschwunden, mutmasste unlängst der britische Sender «Skynews». Das sei der Grund dafür, dass der erfolgsverwöhnte Bank-Manager das Handtuch geworfen habe.

Architekt der UBS-Dominanz in Asien

Tatsächlich passt die Rückstufung bei der RBS schlecht zur Bilderbuch-Karriere des Briten. Tapner, der in den achtziger und neunziger Jahren Führungspositionen bei den Banken Rowe & Pitman sowie S.G. Warburg in London innegehabt hatte, gelangte durch die Übernahme jenes Hauses (S.G. Warburg) durch das UBS-Vorgänger-Institut Schweizerischer Bankverein (SBV) zur UBS.

Dort verantwortete er von 2004 bis 2009 das aufstrebende Geschäft im Raum Asien-Pazifik – und legte damit die Basis für die heutige Dominanz der UBS als Vermögensverwalter in der Region. Die heutige Wealth-Management-Chefin für Asien bei der UBS, Kathryn Shih, arbeitete in dieser Zeit direkt unter Tapner.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
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