Der Chef von Julius Bär sieht sich als Vertreter einer neuen Generation von Bankern. Alle PEPs und Grosskunden würden über seinen Schreibtisch gehen, sagt er, und Kunden mit 50 Millionen Euro sehe er sich besonders genau an.

Er habe sich nie erträumt, einmal Bankchef zu sein, und er habe mehr erreicht, als ich sich je vorgenommen habe, sagt Boris Collardi (Bild), Chef der Zürcher Bank Julius Bär, in einem Interview mit der deutschen Wochenzeitung «Die Zeit».

Er stehe auf Grund seines Alters und seines internationalen Werdegangs mit fünf Jahren in Asien für eine neue Generation von Bankern und könne die momentan stattfindende Transformation glaubwürdig vertreten, so Collardi weiter. «Davon abgesehen – wenn ich mir die internationalen Medien anschaue, stelle ich fest, dass nicht nur die Schweizer Banken kritisiert werden», sagt der 40-jährige Westschweizer.

Steuern in Asien kein Thema

Collardi, der 2009 die operative Leitung von Julius Bär übernahm, baute unter anderem das Geschäft in Asien markant aus und bezeichnete diese Region als zweiten Heimmarkt der Bank. Heute macht das Institut rund die Hälfte des Geschäfts in Schwellenländern, namentlich in Asien.

Auf die Frage, ob er sich damit nicht neue (Steuer-)Probleme ins Haus hole, sagt Collardi im Interview: «Die regulatorischen Bedingungen gleichen sich auf der ganzen Welt immer mehr an. Steuern sind in Asien kein Thema. Unsere Klienten dort sind zum grossen Teil Unternehmer, die ihr Geld zu 95 Prozent in der Region halten.»

Sehr genau anschauen

Und weiter: «Wir sind verpflichtet, bei jedem Neukunden die Identität und die genaue Herkunft der Gelder zu prüfen und zu dokumentieren. Kommt einer mit mehr als 50 Millionen Euro zu uns, sehen wir uns zudem das ganze Umfeld an», so Collardi.

Angesprochen auf die Vorkommnisse rund um die Geschäftstätigkeit der HSBC Private Banking in Genf sagt Collardi: «Diese Enthüllungen bilden Zustände von 2007 und früher ab. Unsere Standards sind weltweit gleich. So gibt es die Kategorie der politisch exponierten Personen (PEP). Das kann ein Regierungschef oder dessen Cousin sein. Die müssen wir uns sehr genau anschauen.»

Neue Aufgaben?

Und: «Kommt da einer mit zwei Millionen Euro zu uns und sagt, das stamme aus einem Verkauf, lassen wir uns die Verträge schicken und prüfen alles. Das gilt für neue und für alte Kunden. Alle PEPs, alle Grosskunden gehen über meinen Schreibtisch und den unseres Risikovorstandes.»

Im Interview beantwortet Collardi auch die Frage, ob es ihn – gerade angesichts seines für einen CEO doch noch «jugendlichen» Alters – nicht bald zu neuen Aufgaben hinzuziehe.

Darauf antwortet er: «Nur eines wünsche ich mir: Irgendwann, nach Finanzkrise, Negativzinsen und Busszahlungen, wird auch wieder eine Zeit kommen, in der die Wirtschaft wächst, die Zinsen steigen und die Anleger optimistischer werden – das möchte ich noch erleben.»

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.22%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.76%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.98%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.41%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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