Der Chef der Genfer Union Bancaire Privée hat eines seiner raren Interviews gegeben – und sparte nicht mit überraschenden Feststellungen – in Sachen Swiss Banking und Konsolidierung, und wer die nächsten Übernahmeopfer sein könnten.

Mit der Ende März erfolgten Übernahme der Privatbank Coutts rückte auch deren Käuferin, die Genfer Union Bancaire Privée (UBP), ins Rampenlicht. Die Besitzerfamilie sieht sich dadurch gedrängt, das zu tun, was sie eigentlich (fast) nie tut: sich in der Öffentlichkeit äussern.

So geschehen am Dienstag in der britischen «Financial Times»: Dort gab der Sohn von UBP-Gründer Edgar de Picciotto und derzeitiger CEO der Genfer Privatbank, Guy de Picciotto (Bild), eines seiner raren Interviews (Artikel bezahlpflichtig). Und wusste dabei durchaus Überraschendes zu berichten.

Kosten treiben Konsolidierung

So ist auch der UBP-Chef felsenfest davon überzeugt, dass die Konsolidierung im Schweizer Private Banking erst richtig anrollt. «Der wichtigste Treiber wird die Kosten-Ertrags-Verhältnis sein», ist sich de Picciotto sicher. Und obwohl die UBP im Zuge der Coutts-Übernahme erklärte, dass sie jetzt eine «Pause» bei Übernahmen einlegen wolle, nimmt sie sich trotzdem nicht gänzlich aus dem Rennen.

«Wie werden definitiv zu den Konsolidierern gehören», verspricht de Picciotto – und reiht sich damit in dieselbe Liga ein wie die Banken Julius Bär, Credit Suisse oder Vontobel, die sich ebenfalls zum Lager der Käufer zählen.

Scharf beobachtete Franzosen

De Picciotto nannte gegenüber der «Financial Times» auch gleich die nächsten Übernahme-Ziele: So zog er das «Commitment» der französischen Banken BNP Paribas, Société Générale und Crédit Agricole zum Swiss Private Banking in Zweifel. «Bei den Franzosen kann man nie wissen», so der UBP-Chef.

Trifft seine Prognose zu, dann befänden sich bald drei der 25 grössten Schweizer Privatbanken auf dem Markt. Reichlich Beute also für die Konsolidierer.

Kalkulierter Aderlass bei Coutts

Von seiner letzten Übernahme, der RBS-Tochter Coutts, erhofft sich der UBP-Chef derweil eine rasche Expansion in den asiatischen Märkten. «Alles von der grünen Wiese aufzubauen, ist schwierig», so de Picciotto.

Gleichzeitig rechnet der UBP-CEO damit, bei der Integration von Coutts-Kunden zu verlieren. Gar jeder fünfte Coutts-Kunde könnte abspringen, schätzt de Picciotto. Um wenigstens deren Berater zu halten, habe die UBP derweil spezielle Anreizpakete vorbereitet, so der Bankchef. Tatsächlich wirken bei Coutts seit der Übernahme durch die UBP bereits beträchtliche Fliehkräfte.

Was nicht heissen will, dass UBP nun gänzlich auf ihre bekanntermassen schlanke Kostenbasis verzichtet. Im Gegenteil: «Adjustierungen» der Kosten von Coutts seien wohl nötig, so die Mahnung de Picciottos an seine neuen Mitarbeiter.

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