Mit Infrastruktur-Investments will die UBS ihren Kunden stabile Renditen bieten. Darum hat sie über einen Fonds mehrere hundert Millionen Franken in eine norwegische Gas-Pipeline investiert. Doch Norwegen will die Spielregeln ändern - und wird nun beklagt. Pikant: Norwegen ist UBS-Grossaktionärin.

Hier geht es um Milliarden von Franken, mit denen Investoren wie die UBS in den kommenden Jahrzehnten gerechnet haben: Abwerfen sollte diese Milliarden Gassled, ein von Norwegen kontrolliertes Gas-Pipeline-Netzwerk von fast 8'000 Kilometern Länge, an dem sich in den vergangenen Jahren mehrere Grossinvestoren beteiligt hatten. Darunter auch die UBS mit ihrem International Infrastructure Fund.

Doch die zukünftigen Renditen drohen auszubleiben, weil Norwegen die Gebühren für den Gas-Transport um 90 Prozent senken will. Wie das «Wall Street Journal» schreibt, startet am kommenden 27. April in Oslo ein wegweisender Prozess.

UBS-Fond drohen massive Ausfälle

Beklagter ist der Staat Norwegen. Kläger sind unter anderen Kanadas Pension Plan Investment Board, der Allianz-Konzern, die Abu Dhabi Investment Authority und die UBS über die Njordgas Infrastructure, an welcher der UBS-Infrastrukturfonds Anteile hat und welche die Gassled-Beteiligung hält. Auf Anfrage von finews.ch bestätigte die UBS die Klage. Direkte Klägerin ist Njordgas.

Für die Interessenvertretung der UBS bei Njordgas sorgen mit Paul Moy und Mark Gilligan zwei Topshots aus dem Asset Management. Sie sitzen im Njordgas-Verwaltungsrat.

Für das UBS Asset Management, wo der Infrastrukturfonds angesiedelt ist, hat der Prozess einiges an Gewicht. Wird Norwegen, wie geplant die Gebühren ab dem 1. Oktober 2016 massiv kürzen, entgehen dem Fond, der insbesondere für Institutionelle Kunden aufgelegt worden ist, über die Jahre hinweg stattliche Einnahmen, sprich Rendite.

UBS-Grosskunden im Fond

Das wäre schwer verdaulich. Denn Infrastruktur-Investments werden genau darum getätigt, um auf lange Dauer stabile Renditen zu erwirtschaften. Im aktuellen Tiefzinsumfeld sind solche Anlagen darum ein wichtiger Baustein in den Portfolios von Grosskunden.

Die an sich gute Prognostizierbarkeit der zukünftigen Renditen machen solche Investments relativ sicher. Kann der UBS-Fonds die Renditen nicht mehr liefern, könnten die Investoren aussteigen. Über den anstehenden Prozess sind sie informiert worden.

Das Ausmass lässt sich an den Angaben aus einer Klageschrift von Investoren aus dem Jahr 2013 ablesen: Sie würden 6,6 Milliarden Dollar in 20 Jahren verlieren, sollte die Gebührensenkung tatsächlich in Kraft treten. Allein 2014 bezahlte die UBS-Tochter Njordgas rund 43 Millionen Franken an Dividenden an ihre Besitzer.

Norwegen teilt sich Gassled mit Investoren

Gassled gehört zu 46 Prozent dem norwegischen Staat und zu 45 Prozent ausländischen Investoren. Die UBS hatte über Njordgas zusammen mit der französischen Caisse des Depots 2011 für 750 Millionen Dollar einen Anteil von 8 Prozent gekauft und in die Njordgas eingebracht. Der Wert des Investments dürfte heute bei rund 900 Millionen Dollar liegen.

Norwegen hatte nach einem Regierungswechsel 2013 die Gebührensenkung beschlossen, um Anreize für mehr Bohrungen und Investitionen in der Nordsee zu setzen. Die Investoren waren hingegen aufgrund von Zusagen davon ausgegangen, dass die Gebührenstruktur bis ins Jahr 2028 Bestand haben würde.

Rechtssicherheit ade

Nicht nur für die UBS steht viel auf dem Spiel – auch für Norwegen. Denn Investoren legen ihr Geld langfristig in Infrastrukturprojekte dort an, wo sie politische Stabilität und Rechtssicherheit erwarten können.

Plötzliche Änderungen der Spielregeln gehören nicht zum Plan und zeitigen nachhaltig Folgen. Spanien hatte mit der rückwirkenden Aufhebung ihrer Subventionen für nachhaltige Energien die Investorengemeinde auf Dauer verscheucht.

Eine Klage gegen UBS-Miteigentümerin

Der Rechtsstreit mit Norwegen hat noch eine grössere Tragweite. Denn hier klagt ein Unternehmen, an dem die UBS beteiligt ist, gegen einen ihrer Grossaktionäre. Der aus den Öl- und Gaseinnahmen mit hunderten von Milliarden Dollar gefüllte norwegische Staatsfonds ist an der Grossbank mit 3,3 Prozent am Aktienkapital beteiligt. Damit ist Norwegen nach Singapur und dem Asset Manager Blackrock drittgrösste UBS-Aktionärin.

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