UBS-Präsident Marcel Ospel wäre im Frühjahr 2008 noch länger im Amt geblieben. Erst die Bankenkommission veranlasste seinen Rücktritt.

Der 71-seitige Bericht der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht ist eine akribische Auseinandersetzung mit den ganzen Geschehnissen der letzten zwei Jahre.

Er zeigt dabei vor allem auch ein ausgesprochenes Powerplay zwischen den Aufsichtsbehörden und den Grossbanken auf. Selbstkritisch deckt der Bericht auch Mängel auf und teilweise zu wenig Durchsetzungskraft der Bankenaufsicht auf.

Dramatische Momente

Im Rückblick erweist sich das Jahr 2008 auch aus Schweizer Sicht als besonders dramatisch. Die verschiedenen Kapitalerhöhungen bei der UBS rufen in Erinnerung, in welcher Not die Grossbank bereits damals war und dabei mehrmals mit einer Verwedelungsstrategie die enormen Probleme vertuscht wurden.

In dieses Kapitel gehört auch das Wirken von Marcel Ospel, der sich trotz aller Turbulenzen erstaunlich lange an der Spitze im Verwaltungsrat halten konnte. Das zeigt einerseits die Macht, die er sich über die Jahre aufgebaut hatte, aber auch den Umstand, dass sich niemand fand, der ihn hätte ablösen können.

Marcel_Ospel

Zum Rücktritt «veranlasst»

Erst auf Druck der damaligen Eidgenössischen Bankenkommission (heute Finma) sah er sich genötigt, seinen Posten freizugeben, wie der nun vorliegende Bericht der Finma zeigt. Darin heisst es denn auch wörtlich auf Seite 35:

«Als Reaktion auf die fortgesetzt eintretenden Verluste musste die UBS ihre Eigenmittelmehrmals erhöhen, was die EBK mit Nachdruck forderte. Aufgrund der ersten Erfahrungen aus der Finanzkrise verschärfte die EBK Ende August 2007 erstmals und als einzige Aufsichtsbehörde weltweit die Anforderungen an den über den Mindestanforderungen zu haltenden Eigenmittelpuffer (Säule 2) der Grossbanken und zwar von 20 auf 30%. Am 10. Dezember 2007 erfolgte eine erste Rekapitalisierung der UBS durch die Ausgabe von Zwangswandelanleihen in der Höhe von CHF 13 Mrd. Durch ein Bankenkonsortium nahm die UBS am 1. April 2008 über die Festübernahme einer Bezugsrechtsemission von CHF 16 Mrd. eine weitere Kapitalerhöhung vor. In diesem Zusammenhang veranlasste die EBK Marcel Ospel am 20. März 2008, auf die ordentliche Generalversammlung vom 23. April 2008 hin vom Verwaltungsratspräsidium der UBS zurückzutreten. Die dritte Rekapitalisierung am 16. Oktober 2008 als Ausgleich für den Kapitalverlust infolge des Verkaufs illiquider Aktiven an die SNB-Zweckgesellschaft erfolgte mangels Aufnahmebereitschaft des Kapitalmarktes durch die Zwangswandelanleihe des Bundes von CHF 6 Mrd. mit dem Ziel der Wiederherstellung einer Tier-1-Ratio von 11%.»

Falsche Zuversicht

Zwar hatten die EBK-Verantwortlichen an ihrer Medienkonferenz vom 1. April 2008 in Bern Andeutungen gemacht, dass Marcel Ospel nicht ganz freiweillig zurückgetreten sei. Doch mit dem Finma-Bericht wird nun ein für alle Male klar, dass sehr viel Druck von den Behörden erforderlich war, um UBS-Präsident Ospel aus dem Amt zu bringen.

Vor diesem Hintergrund liest sich auch das Communiqué der UBS anders, das schliesslich den Rücktritt von Marcel Ospel ankündigte. Darin liess sich Marcel Ospel wie folgt zitieren: «Ich habe immer gesagt, dass ich Verantwortung für die Situation der Bank übernehme. Mit den bereits getroffenen Massnahmen, den entscheidungsreifen Vorlagen zu Handen der Generalversammlung und der Umsetzung der Lehren, die wir aufgrund der Erfahrungen gemacht haben, betrachte ich meinen Beitrag als erfüllt und bin sehr zuversichtlich für die künftige Entwicklung der UBS.»

Tatsache ist, dass die UBS Mitte Oktober 2008 in einer akuten Notfallaktion den Bund um eine Rettung bitten musste. Der Rest ist Geschichte.

Das ganze Communiqué der UBS findet sich auf diesem Link.

Der Bericht der Finma findet sich auf diesem Link.

 

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