Seit einigen Monaten durchforstet ein Aufseher der New Yorker Finanzaufsicht auf Kosten der Credit Suisse deren Archive. Und offenbar hat er sogar potenziell belastendes Material gefunden.

Dass die Credit Suisse (CS) überhaupt einen Aufseher in ihre eigenen vier Wände lässt, war teil der Vereinbarung mit der New Yorker Finanzaufsicht vor rund einem Jahr, wie auch finews.ch berichtete. Damals hat sich die Schweizer Grossbank für die Beihilfe von Steuerhinterziehung für schuldig befunden und zahlte ein Busse von 2,8 Milliarden Dollar.

Beim Aufseher handelt es sich um Neil Barofsky (Bild). Seit letztem Oktober untersucht der 45-Jährige die Mitwirkung von Angestellten bei den angelasteten Tätigkeiten in New York und unterbreitet Vorschläge, wie solches Verhalten unterbunden werden kann.

Prüfenswerte Unterlagen gefunden

Und dies offenbar erfolgreich: So sei Barofsky auf Unterlagen gestossen, welche die US-Behörden eingehender prüfen werden, sagte eine mit der Sache vertraute Person gegenüber dem «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig). Ob die Untersuchungen letztlich weitere Geldbussen gegen die CS nach sich ziehen werden, sei zum aktuellen Zeitpunkt noch unklar, hiess es weiter.

Letztes Jahr musste die britische Standard Chartered Bank wegen unzureichender Massnahmen im Kampf gegen Geldwäscherei eine zusätzliche Strafe von 300 Millionen Dollar zahlen. Die Bank wurde zuvor zu einer Geldstrafe von 667 Millionen Dollar wegen der Umgehung von Sanktionen gegen den Iran und andere Länder verurteilt.

Flüge auf Kosten der CS

Dies könnte der Credit Suisse womöglich auch blühen. Denn Barofsky wird von seinen Berufskollegen als gewissenhaft und hartnäckig beschrieben.

Barofsky weilt zusammen mit seinem Recherche-Team laut dem Finanzjournal eine Woche pro Monat in der Schweiz – auf Kosten der CS. Die Bank bezahlt die Flüge und organisiert auch Arbeitsvisas und erstellt Dienstpläne für Barofsky und sein Team.

Ungewöhnlich breiter Spielraum

Der Deal zwischen der New Yorker Finanzaufsicht und der Credit Suisse räume Barofsky ohnehin einen «ungewöhnlich breiten Spielraum ein», zitiert das Finanzblatt eine mit der Sache vertraute Personen.

Und der Arbeitseifer des Barofsky-Teams überfordert offenbar die Schweizer Grossbank. Die Mannschaft überflute die CS mit Anfragen auf Dateneinsicht. Da die Bank zuerst abklären müsse, ob die Herausgabe mit dem Schweizer Datenschutzrecht konform sei, komme es zudem zu Verzögerungen. Insgesamt wird Barofsky zwei Jahre als Aufseher tätig sein.

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