Der Italiener Andrea Orcel leitet die Investmentbanking-Sparte der UBS. Doch eigentlich wäre er gerne selber Bankchef. Und das nicht bei irgendeinem Institut.

Andrea Orcel (Bild) ist für seine Umtriebigkeit ebenso bekannt wie für seine Ruhelosigkeit. So wollte er die ihm unterstellte UBS-Investmentbank schon zur «Louis Vuitton» der Branche transformieren. Wenig später liess er verlauten, dass er aus der Einheit eine Wallstreet-Beratungsbank alter Schule zu zimmern gedenke.

Und letzthin wurde ihm nachgesagt, dass er die UBS-Investmentbank aus dem Mutterhaus herauslösen und auf eigene Faust entwickeln möchte.

UBS erste Wahl

Dabei hat Orcel offenbar noch etwas ganz anderes Sinn. «Natürlich», sagte der bald 52-jährige Top-Banker der britischen Zeitung «Financial Times», wolle er eines Tages CEO einer ganzen Bank werden (Artikel bezahlpflichtig). Noch mehr: Wenn er die Wahl hätte, dann würde er dieses Amt bei der UBS übernehmen wollen. «Dieses Unternehmen ist herausragend», sagte er dem britischen Finanzblatt.

Das Problem: CEO der UBS ist schon Sergio Ermotti, und der sitzt nach einem glanzvollen Auftakt ins Jahr 2015 fester im Sattel denn je. Zudem hat gerade Orcel Ermotti sehr viel zu verdanken. Hatte dieser ihn doch von der Bank of America Merrill Lynch geholt, wo beide einst Seite an Seite arbeiteten, und Ende 2012 an die Spitze der Investmentbank befördert.

Wie einst John Costas

Eine Rolle, die dem Italiener weiterhin gefällt, wie er weiter beteuerte. Darum sei der Gedanke an den Chefsessel der Grossbank auch pure Hypothese.

Allerdings wäre Orcel nicht der erste UBS-Investmentbankchef, der innerhalb des Konzerns ganz nach oben wollte. John Costas, der von 2000 bis 2005 auf jenem Posten bei der Grossbank sass, hatte vor Medienvertretern einst ebenfalls mit dem Chefsessel geliebäugelt.

Es kam anders. Der ihm ab 2005 anvertraute UBS-Hedgefonds Dillon Read Capital Management (DRCM) gab die Inititalzündung dazu, dass die Grossbank in grossem Stil in Subprime-Papiere investierte – und später, im Sog der Finanzkrise, beinahe untergegangen wäre.

Fertig gespart?

Als Folge der Finanzkrise musste die UBS-Investmentbank ab 2012 im Rahmen der Transformation des Geldhauses ihre Risiken drastisch zurückfahren. Eine schmerzhafte Aufgabe, die Orcel auszuführen hatte. Und die er nun offenbar für beendet ansieht.

Wie er gegenüber der «Financial Times» weiter ausführte, möchte er, dass der Konzern wieder in seine Sparte investiert. «Ich würde gerne mehr Geld für IT ausgeben», sagte Orcel.

Den Vorsprung halten

Dank neuer Technologie will Orcel seinen Vorsprung gegenüber jenen Konkurrenten sichern, die jetzt erst mit dem Umbau ihrer Investmentbank begonnen hätten. «All jene Mitbewerber, die sich jetzt ans neue Umfeld anpassen, könnten dies schneller tun, wenn sie mehr Daten und Information haben.»

Er, Orcel, habe dann Gegenspieler am Hals, die künftig umso aggressiver mit der UBS um Marktanteile ringen würden.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.11%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.72%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.28%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.48%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.41%
pixel