Die britisch-südafrikanische Bank Investec war an Coutts interessiert – aber erfolglos. Trotzdem will das Institut den Standort Schweiz als Zentrum für Offshore-Kunden ausbauen und Kundenbücher kaufen.

Zuletzt musste Investec zuschauen, wie die Union Bancaire Privée (UBP) das Rennen um die heiss umworbene Coutts International machte. Die britisch-südafrikanische Bank hatte sich am Auktionsprozess zwar beteiligt.

«Aber wir haben es nicht durchgezogen. Ein Kauf wäre zu komplex für uns gewesen», sagte Investec-CEO Stephen Koseff diese Woche in einem Gespräch mit der «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig).

Standort für Offshore-Kunden

Coutts International mit über 32 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen hätte der Bank mit dem Zebra im Logo hierzulande einen Quantensprung ermöglicht. Derzeit verwaltet die Bank an ihrem Schweizer Sitz in Zürich nur 1,3 Milliarden Franken Kundengelder.

Aber das auf Asset Management und Investmentbanking spezialisierte Institut hat für sein Wealth Management eine Wachstumsstrategie ausgearbeitet. Und die Schweiz soll als Standort für Offshore-Kunden eine tragende Rolle einnehmen.

Ziel sei, das Wealth Management vor allem in der Schweiz auszubauen, sagte Koseff. Längerfristig bestehe die Absicht, reiche Kunden in Afrika anzusprechen, die ihren Wohnsitz nicht in Südafrika haben. Investec ist in Johannesburg an der Börse gelistet.

Kundenbücher gesucht

Investec führt in Südafrika mehrere Niederlassungen und ist auch in Botswana, Namibia und auf Mauritius vertreten. Der Wachstumsfokus richte sich darum vor allem auf Kunden aus Ostafrika, so Koseff.

In der Schweiz schaut sich Investec nach Kaufgelegenheiten um. Annelise Peers, die Anlagechefin von Investec in Zürich, sagte, zurzeit wachse Investec noch organisch. «Aber wir wollen Kundenbücher kaufen.» Das Ziel sei zunächst, die verwalteten Vermögen im Privat Banking auf 2 Milliarden Franken zu erhöhen.

Aktiver Konsolidierer

Mit diesen Plänen schlägt sich Investec ins Lager jener Banken, die sich an der Konsolidierung im Schweizer Markt aktiv beteiligen wollen.
An Kaufoptionen dürfte es für Investec derzeit nicht fehlen. Zahlreiche Schweizer wie ausländische Privatbanken sind noch immer daran, ihre Kunden neu zu segmentieren und sich aus Kosten- und Regulierungsgründen auf weniger Offshore-Märkte zu fokussieren.

Zudem gibt es noch immer eine Anzahl an Auslandsbanken, die einen kompletten Ausstieg aus dem Schweizer Private-Banking-Markt prüfen. Die Royal Bank of Canada und Standard Chartered haben dies bereits getan.

Ganz einfach wird für Investec akquisitorisches Wachstum aber nicht zu finden zu sein. Am Beispiel der Coutts-Transaktion hat sich dies gezeigt. Vielfach passen die Kundenbücher der Kaufobjekte nur in Teilen zur Strategie der kaufwilligen Banken.

Kann Geld ausgeben

Attraktive und auf wenige Märkte fokussierte Portfolios ziehen wiederum grösseres Kaufinteresse von Mitkonkurrenten an. Doch Investec hat mit dem Coutts-Abenteuer signalisiert, dass die Bank willens ist, Geld auszugeben, um im Schweizer Markt eine grössere Nummer zu werden.

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