Der scheidende CS-Chef Brady Dougan versucht ein letztes Mal, seine Strategie, die er über die letzten Jahre verfolgt hat, der Finanzwelt zu veranschaulichen und verliert dabei für einen Moment sogar die Fassung.

Nur zwei Wochen noch, und dann endet die Ära Dougan bei der Credit Suisse (CS). Ab Juli kommt mit Tidjane Thiam ein neuer Chef ans Ruder – von dem sich Investoren und Branche auch frischen Wind in den CS-Doppelsegeln versprechen.

Bis dahin ist Noch-CEO Brady Dougan (Bild) alles andere als eine «lame duck» – zumindest in den Bemühungen, seine Zeit bei der zweitgrössten Schweizer Bank ins rechte Licht zu rücken. So gab er in den letzten Wochen eine ganze Reihe von hochprofiligen Interviews (etwa hier, hier und hier), zuletzt in der renommierten britischen «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig).

Wo der Unterschied liegt

Während er auch da wieder die Botschaften wiederholt, die man von ihm kennt – dass die CS gut durch die Krise gekommen sei und kein Geld vom Steuerzahler in Anspruch nehmen musste – lässt er nun erstmals auch etwas Ungeduld mit der Welt ausserhalb der CS durchscheinen.

So wird dem 55-jährigen Amerikaner immer wieder vorgeworfen, die CS-Investmentbank zu wenig vehement zurückgestutzt zu haben. Dass das Institut immer noch die Hälfte seines Kapitals für jene Division aufwendet, wird von Beobachtern als nicht mehr zeitgemäss und zu teuer kritisiert.

Dabei zielt die Kritik immer wieder auf Dougan selber. Eben weil er durch und durch Investmentbanker sei, habe er beim Rückbau dieses Geschäfts eine Beisshemmung gehabt, heisst es allenthalben.

Gegenüber der «Financial Times» kontert Dougan nun diesen Anwurf sichtlich gereizt: Was die Credit Suisse nämlich anstrebe, sei eine «einmalige Balance» zwischen Investmentbank und Private Banking, wobei derzeit der Wechsel zur Vermögensverwaltung klar forciert werde. Doch eben: Es gebe einen Unterschied, ob das Publikum eine Strategie möge, und ob es diese auch verstünde, giftelt Dougan.

Pokerface und Marathon-Mann

Um dann gleich wieder das bei ihm bestens bekannte Pokerface aufzusetzen. Die Leute liessen sich erst von einer Strategie überzeugen, wenn sie diese über eine längere Zeit nachverfolgen könnten, räumt der Noch-CEO ein. Entsprechend brauche es im Management Durchhaltevermögen.

Als Marathonläufer liege ihm das, sagt er dem britischen Blatt. Einmal mehr bedeckt hält er sich dazu, in welche Richtung ihn sein Lauf nach der Credit Suisse trägt. Man darf gespannt sein.

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