Dem Branchentrend entsprechend will auch die Bank Syz ihre Vermögensverwaltung breiter abstützen. Grosse Hoffnung liegen dabei im Geschick einiger neu beförderter oder neu engagierter Mitarbeiterinnen.

Claire Manson (Bild oben) stiess erst im vergangenen September zu Syz Asset Management, nachdem sie sich zuvor sechs Jahre lang bei Franklin Templeton Investments einen Namen als Portfolio-Managerin gemacht hatte. Die Schottin ist spezialisiert auf Stock-Picking im Bereich europäischer Small- und Mid-Cap-Aktien.

Natürlich verliehen ihr die in den vergangenen Jahren haussierenden Börsen einen guten Lauf, doch hätte dies wohl kaum genügt, um auf sich aufmerksam zu machen. Vielmehr zeichnet sich Manson auch durch einen eigenwilligen Anlagestil aus, den sie im Gespräch mit finews.ch als «thematisch contrarian» bezeichnet, was in etwa soviel bedeutet, dass sie gewollt gegen den Strom investiert und jene Dividendenpapiere erwirbt, die andere Anleger gerade verschmähen.

Auf Schwellenländer und Russland gewettet

So setzte sie beispielsweise schon 2012 auf die wirtschaftliche Erholung im südlichen Europa und kaufte Titel wie Mediaset Espana CTT, BME oder Anima. Sie ging Anfang 2014 in Emerging-Markets-Aktien «long», als die Schwellenländer-Titel vollends aus der Gunst der Anleger gefallen waren und erwarb etwa die Titel des Asset Managers Ashmore Group, und Ende des vergangenen Jahres investierte sie mutig in russische Aktien wie Nokian Renkaat, Tikkurila, Tarkett oder ITE.

Aktuell geht Manson von einer anhaltenden Ölpreis-Schwäche aus. Ihrem gegenläufigen Anlagestil entsprechend ortet Mansons nun ausserdem Potenzial in französischen Aktien sowie in Titeln von Schiff- und Anlagebaufirmen wie der Aveva Group. Im Finanzsektor setzt sie auf Asset Manager wie Aberdeen Asset Management oder Anima sowie auf Börsenbetreiber wie Euronext.

Abschied von alten Gläubigkeiten

Alles in allem scheint die Schottin damit ein gutes Händchen gehabt haben, so gut zumindest, dass man auf sie und auf ihren Vorgesetzten Michael Clements (auch) bei Syz aufmerksam wurde und die beiden Fachleute im vergangenen Herbst engagierte, was in der britischen Finanzbranche für einiges Aufsehen sorgte, wanderten so gleich etwa drei Milliarden Franken an Kundengeldern in Richtung Asset Management der Schweizer Bank.

Eric Syz 502

Diese jüngste Entwicklung ist symptomatisch dafür, wie sich die erst 1996 gegründete Genfer Bankengruppe Syz im Zuge der epochalen Veränderungen in der Finanzbranche neu konstituiert und in eine Zukunft aufbricht, die mit den alten Gläubigkeiten im Swiss Banking nichts mehr zu tun hat, wie Firmengründer Eric Syz (Bild oben) im Gespräch mit finews.ch erklärt.

Kostspielige Wachstumsoffensive

Vor diesem Hintergrund forciert Syz nun neben der klassischen Vermögensverwaltung verstärkt auch das Asset Management; gemäss jüngsten Angaben verwaltetet das Unternehmen in diesem Bereich inzwischen mehr als 15 Milliarden Franken; und zusammen mit dem Private Banking bringt es die Syz-Gruppe auf derzeit 28,5 Milliarden Franken. Die Wachstumsoffensive war denn auch der Hauptgrund dafür, dass die Syz-Gruppe im vergangenen Jahr eine Gewinnhalbierung hinnehmen musste, wie auch finews.ch berichtete.

Ein bedeutender Teil der Erträge haben die Investitionen in neue Anlagethemen, zusätzliche Mitarbeiter, in ein aufgefrischtes Erscheinungsbild sowie in grössere Büros (in Edinburgh und London) verschlungen.

Neue Chefin im Asset Management

«Wenn sich Schweizer Banken künftig mit der internationalen Konkurrenz messen wollen, müssen sie das über ein breiteres Produktangebot und ihre Performance tun», umschreibt Eric Syz die neuen Erfordernisse. In diesem Kontext steht denn auch die stärkere Gewichtung der Asset-Management-Sparte, die seit kurzem unter neuer Leitung steht, wie auch finews.ch berichtete.

In diesem Monat hat Katia Coudray (Bild unten) die Verantwortung für diesen Bereich übernommen und leitet ausserdem die Produktepalette der Oyster-Fonds. Damit setzt Syz die im vergangenen Herbst erfolgte Integration der Oyster-Palette ins Asset Management auch auf Führungsebene um, wobei die Marke Oyster auch im neuen Setting bestehen bleiben soll.

Katia Coudray 505

Zweite Führungsebene aufgewertet

Coudray stiess 2011 zu Syz, nachdem sie viele Jahre bei der Genfer Union Bancaire Privée tätig gewesen war. Vor ihrer jüngsten Ernennung amtete sie als Investment-Chefin bei Syz Asset Management. Nun hat sie die gesamte Führung inne. In dieser Rolle hat sie bereits ihre erste Anstellung getätigt und Florent Guy-Ducrot von Amundi zu Syz geholt, der nun als Leiter Business Development die Sparte weiter entwickeln soll. Wie Coudray nimmt auch Guy-Ducrot nun Einsitz in die Geschäftsleitung, was eine weitere Veränderung bei Syz unterstreicht.

Nach dem Ausscheiden der beiden Mitgründer Paolo Luban und Alfredo Piacentini im März 2014 wertet der nunmehrige Hauptaktionär Eric Syz die zweite Führungsebene auf und baut sie personell sogar noch aus. So trägt er dazu bei, dass die Gruppe mit ihren insgesamt 440 Mitarbeitern nicht bloss auf ihn zentriert bleibt.

Die USA im Visier

Letztlich zielen alle diese Veränderungen darauf ab, das Swiss Banking in eine neue Ära zu überführen. Dass dabei wichtige Ausbauschritte – aus Kostengründen – derzeit in London, Edinburgh oder Mailand stattfinden, ist ein Merkmal der veränderten Situation, was aber Voraussetzungen schaffen sollte, dass die Gruppe von ihrem Hauptsitz in Genf aus weiter wachsen kann, wie Eric Syz unterstreicht.

Sei dies am Standort in Zürich, der aufgewertet werden soll, einer Akquisition im Private Banking – dafür stehen angeblich 400 Millionen Franken zur Verfügung – oder mit einer angedachten Expansion in die USA, wie Eric Syz bereits im vergangenen Februar in einem Interview mit finews.ch verlauten liess. Beim amerikanischen Steuerprogramm macht die Bank Syz nicht mit, dass sie auf Grund ihres (späten) Gründungsjahrs 1996 kein so genanntes Legacy-Business hat, sondern nur deklarierte US-Kunden.

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