Martin Schenk startete diesen Frühling die Zähringer Privatbank in Bern. Gegenüber finews.ch erklärt er, welche Beziehung er zur Bank Notenstein hat, und weshalb seine Leute eine Lohnobergrenze akzeptieren.


Herr Schenk, eben feierten Sie im Berner Kultur Casino die Eröffnung der Zähringer Privatbank. Sie sind einer der ganz wenigen Swiss Private Banker, der derzeit in Festlaune ist, oder?

Es ist sicher richtig, dass die Ausgangslage für Privatbanken derzeit schwierig ist. Die Branche hat sowohl mit einem Strukturbruch als auch mit einer Vertrauenskrise zu kämpfen. Hinzu kommt das Nullzins-Umfeld, das die Anlage von Vermögen herausfordernd macht. Aber ich will nicht jammern.

Sondern?

Mit der Gründung der Zähringer Privatbank wagten wir in diesem Umfeld einen Befreiungsschlag. Wir glauben an den Erfolg einer unabhängigen und eigentümergeführten Bank, die sich auf die Vermögensverwaltung für Schweizer Kunden fokussiert. Ausserdem haben wir das Privileg, auf der grünen Wiese zu starten – ohne Altlasten.

Im hart umkämpften Schweizer Privatkunden-Geschäft hat allerdings niemand auf ein kleines, regionales Institut gewartet.

Ich sehe durchaus Potenzial für einen spezialisierten Anbieter in diesem Geschäft. Indem wir alles auslagern, was nicht zu unserem Kerngeschäft gehört, können wir unsere Kräfte auf die Kundenberatung und die Anlagetätigkeit konzentrieren.

«Bis 2018 wollen wir die Gewinnschwelle erreichen»

Und diese beiden Tätigkeiten sind entgegen allen Behauptungen nicht skalierbar. Im Gegenteil – da spielt es für den Erfolg keine Rolle, ob man eine grosse oder eine kleine Bank ist.

Trotzdem benötigen auch Sie eine kritische Grösse – mindestens 800 Millionen Franken – um rentabel zu arbeiten. Wo sehen Sie Wachstumschancen?

Wir konzentrieren uns auf Unternehmer, selbständig Erwerbende wie Anwälte oder Ärzte sowie auf weitere Kunden, die uns ihre Vermögenswerte anvertrauen. Zudem möchten wir im Bereich der Freizügigkeits- und Kadervorsorgelösungen expandieren. Diesen Zielkunden bieten wir eine individuelle Vermögensberatung an, ohne dabei eigene oder fremde Finanzprodukte zu verkaufen.

Sie sagten vorhin, die Zähringer Privatbank starte auf der grünen Wiese. Das stimmt nicht ganz: Sie haben den grösseren Teil des Berner Teams der Privatbank Notenstein übernommen. Wieviel Notenstein-Kundenvermögen flossen da mit?

Das Team der Zähringer Privatbank arbeitet tatsächlich schon über 15 Jahre zusammen, zumindest teilweise. Und ebensolange bestehen vertrauensvolle und freundschaftliche Beziehungen. Das ist bei einer Neugründung sicher von Vorteil. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass die meisten Kunden Verbindungen zu mehreren Banken haben und diese auch behalten.

Bis 2018 wollen Sie angeblich die Gewinnschwelle erreichen. Ist das realistisch?

Ich sehe derzeit keinen Grund, unsere Ziele anzupassen.

Die grösste Kosten-Komponente im Private Banking sind die Löhne. Diesbezüglich hat die Zähringer Privatbank für einiges Aufsehen gesorgt, weil sie ankündigte, die Löhne nach oben begrenzen zu wollen. Führen Sie damit die Lohnpolitik der ganzen Branche nicht ad absurdum?

Manche Leute fanden, das sei ein mutiger Schritt. Aber eigentlich stimmt das so nicht: Wir machen Mitarbeiter zu Mitunternehmern und verwenden keine in der Branche üblichen Anreizstrukturen.

«Das gesamte Team ist mit eigenem Geld an der Bank beteiligt»

Die Chancen – aber auch die Risiken – sind letztlich in der Hand der verantwortlichen Personen, die hier arbeiten.

Wie meinen Sie das?

Das gesamte Team von derzeit 16 Personen ist mit eigenem Geld an der Bank beteiligt. Zwei Drittel des Kapitals des Instituts ist somit bei den Mitarbeitenden. Ein weiteres Drittel stammt von strategischen Investoren.

«Wir müssen nicht wachsen»

Gehört dazu auch die Bank Notenstein?

Nein, es gibt keine Verbindungen bezüglich Aktionariat zu meinem früheren Arbeitgeber.

Sie starteten mit einem bestehenden Grundteam. Aber können Sie hoffen, mit dieser Lohnpolitik weitere talentierte Kundenberater anzulocken?

Wir können wachsen, müssen aber nicht. Wir suchen Unternehmer mit langfristigem Horizont, die sich bei uns engagieren und eine neue Bank mitprägen wollen. Wachstum alleine ist für uns kein strategisches Ziel – wir fühlen uns als kleine, feine Privatbank sehr wohl.

Sie haben die IT, die Wertschriften-Verarbeitung, den Zahlungsverkehr sowie ein Tool zur Online-Kundenbetreuung an die Swisscom ausgelagert. Sieht so die Zukunft im Private Banking aus?

Fairerweise ist dazu zu sagen, dass es noch vor zehn Jahren undenkbar gewesen wäre, die Wertschöpfungs-Kette einer Bank derart aufzubrechen. Die Kern-Bankensysteme sind heute sehr stark standardisiert. Es gibt in der Schweiz mit Avaloq und Finnova noch zwei dominierende Software-Anbieter.

«Wir nutzen die gleiche Plattform wie etliche grössere Banken»

Auf der Finnova-Plattform haben wir unsere Bank installiert, und die Swisscom betreibt für uns die Standardprozesse. Das ist alles relativ unkompliziert.

Geht Ihre Bank bei der Swisscom nicht ein Klumpenrisiko ein?

Wir nutzen die gleichen Plattformen wie etliche grössere Banken des Landes. Ich denke, diese Prozesse lassen sich hierzulande nicht viel sicherer gestalten, als wenn wir uns diesem Standard anschliessen. Mit der Swisscom haben wir einen verlässlichen Partner gefunden.

Die Zähringer Privatbank verfügt einerseits über moderne Prozesse, fokussiert aber andererseits auf das Swiss Banking alter Schule. Wäre es statt dieses Spagats nicht viel klüger gewesen, voll auf die digitale Vermögensverwaltung?

Klassische Werte, zeitgemässe Lösungen: das ist unser Anspruch. Obwohl wir eine moderne Bank sind, bleiben wir dem klassischen Private Banking treu. Dies umso mehr, als dessen Werte heute aktueller denn je sind.

«Mich faszinieren die Zähringer»

Die Beratungsintensität in diesem Geschäft wird noch markant zunehmen – und ich wüsste nicht, wie sich zm Beispiel Kader-Vorsorgelösungen rein über den Online-Kanal bewirtschaften liessen. Das ist schlicht zu komplex.

Früher waren Sie einer der lokalen Könige der Bank Wegelin. Nun nennen Sie ihre Bank nach dem Gründergeschlecht zahlreicher Schweizer Städte. Woher diese Affinität zum Adel?

Mich faszinieren die Zähringer als geschickte und beliebte Städtebauer. Dabei folgten sie stets einem einfachen und schnörkellosen Plan. Dieser Grundriss erwies sich über die Jahrhunderte nicht nur als äusserst ausbaufähig, sondern auch als enorm beständig – und zugleich als Magnet für den Handel und das Gewerbe. Das sind alles Eigenschaften, die auch einer Bank gut anstehen.


Die Zähringer Privatbank in Bern ist eine Ausnahmeerscheinung im Swiss Private Banking: Im Februar 2015 gegründet, nahm die Neo-Bank mit einem 16-köpfigen Team in diesem Frühling den Betrieb auf.

Die verwalteten Vermögen seien «in der Startphase nicht aussagekräftig», sagt der 45-jährige Martin Schenk, Mitgründer und Vorsitzender der Geschäftsleitung des Instituts. Er hatte einst die Niederlassung der St. Galler Privatbank Wegelin & Co in Bern aufgebaut und leitete bei der Nachfolge-Bank Notenstein das Kerngeschäft Private Banking.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.36%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.81%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.84%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.35%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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