Und tatsächlich wurden zwei Schweizer Institute seither abgestossen: Dresdner Bank (Schweiz) ging zu LGT, ING wechselte zu Julius Bär.

Wie sich die Branche in der Schweiz innert Kürze verändert hat – und wie er sich weiter entwickeln könnte –, zeigt der Blick über die wichtigsten Fusionen der letzten Wochen:

Deutsche Bank / Sal. Oppenheim

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Die Übernahme von grossen Teilen der Bank Sal. Oppenheim durch die Deutsche Bank bedeutet auch eine Gewichtsverschiebung im Schweizer Private Banking:  Im Schweizer Markt dürften rund 6,5 Milliarden Franken an Assets under Management unter das Dach der Deutschen Bank wechseln.

In der Schweiz ist die Ackermann-Bank mit rund 45 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen und rund 750 Mitarbeitern die sechstgrösste Auslandsbank. Mit Sal. Oppenheim dürfte sie auf Rang vier vorstossen, nach HSBC Private Banking, BSI und der Rabobank-Halbtochter Sarasin.

Vontobel / Commerzbank

Ende Juli übernahm die Vontobel-Gruppe die Commerzbank (Schweiz) AG mit Sitz in Zürich, einer Niederlassung in Genf sowie einer Tochtergesellschaft in Wien und insgesamt 127 Angestellten.

Die betreuten Kundenvermögen im Private Banking der Vontobel-Gruppe stiegen durch den Deal um 20 Prozent auf rund 28 Milliarden Franken (Zahlen Stand Ende 2008).

Wie weiter? Vontobel ist bereit für weitere Zukäufe. Konzernchef Herbert Scheidt sagte unlängst, er rechne mit «einigen interessanten Objekten» in den nächsten zwei Jahren und sei bereit, weiter über Zukäufe nachzudenken: «Eine kleinere Übernahme, die leicht integriert werden kann, ist denkbar.»
Wo

LGT / Dresdner Bank

Ebenfalls Ende Juli wurde bekannt, dass LGT die Dresdner Bank (Schweiz) übernimmt. Die Dresdner-Bank-Filiale verwaltete Ende 2008 Kundenvermögen von 9,4 Milliarden Franken. Die kombinierte Schweizer Tochter der LGT wird über Kundenvermögen von fast 20 Milliarden Franken verfügen.

Die gesamte LGT Group wird durch die Akquisition ihre verwalteten Vermögen auf über 87 Milliarden Franken und ihre Mitarbeiterzahl auf rund 2‘000 erhöhen. Sie ist an 29 Standorten in Europa, Asien und dem Mittleren Osten präsent.

Wie weiter? Der Deal folgte auf den Verkauf des Treuhandgeschäfts durch LGT – und bestätigt insgesamt eine Strategie, wonach die Fürstenbank sich einerseits aufs Kerngeschäft fokussiert, andererseits aber international im Private Banking expandieren will. Und zwar im Onshore-Geschäft.

In der Spekulationsbörse erscheint LGT nun als Interessent für die Schweizer Tochter der BHF Bank. BHF gehört zu Sal. Oppenheim; nachdem Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann aber in dieser Woche klarmachte, dass er nur auf Sal. Oppenheim und deren Vermögensverwaltungsgeschäft schiele, dürfte ein Verkauf anstehen. (In der «Gerüchteküche» beurteilten die Leserinnen und Leser von finews.ch – also ein Fachpublikum – den Wechsel von BHF zur LGT im Schnitt als «wahrscheinlich».) BHF hat rund 40 Milliarden Franken an Assets under Management – also knapp halb so viel wie die LGT-Gruppe.

Julius Bär / ING

Die aufgespaltene Bank Julius Bär, jetzt wieder ein «pure player» im Private Banking, galt in den letzten Monaten regelmässig als mögliche Käuferin – zumal ihr durch den Spin-off von Artio Global Investors neue Mittel zufliessen. Die Idee, eine Übernahme der CS-Tochter Clariden Leu anzustreben, wurde freilich wieder fallen gelassen.

Anfang Oktober wurde es dann offiziell: Bär übernimmt ING Schweiz. Der Kaufpreis beträgt 520 Millionen Franken. Damit steigert die Bank Bär ihre verwalteten Vermögen um rund 10 Prozent – nämlich von 155 Milliarden auf rund 170 Milliarden Franken. Verstärkt wird insbesondere die Präsenz auf dem Finanzplatz Genf.

Wie weiter? Bär bleibt ein aktiver Player im Private-Banking-Monopoly. Konnzernchef Boris Collardi deutete seither an, dass der Bärenhunger mit ING noch keineswegs gestillt ist. Für Zukäufe habe man weiterhin noch «viel Spielraum», sagte er in einem Interview mit dem Magazin «Bilanz»; seine Bank prüfe auch weiterhin Opportunitäten.

Basler Kantonalbank / AAM

Ebenfalls Ende Juli übernahm die Basler von der Baselbieter Kantonalbank die AAM Privatbank. Damit wechselten auch deren Töchter Gräff Capital Management und ATAG Private Client Services den Besitzer. AAM verwaltet rund 3,1 Milliarden Franken an Kundenvermögen.

Wie weiter? Hier ging es vor allem um positive Synergieeffekte und Effizienzsteigerung, die AAM soll weitestgehend in die Basler Kantonalbank integriert werden. Damit verbunden ist ein massiver Arbeitsplatzabbau – rund die Hälfte der 86 AAM-Stellen verschwinden.

Valartis / Hypo Investment Bank

Mitte September übernahm die Valartis-Gruppe die Hypo Investment Bank in Liechtenstein, eine Privatbank mit 50 Mitarbeitern und rund 4'500 Private-Banking-Kunden. Damit steigen ihre verwalteten Vermögenswerte auf rund 6 Milliarden Franken – rund 1,6 Milliarden Franken davon entfallen auf die Hypo Investment Bank.

Wie weiter? Valartis intensiviert seine Aktivitäten im Private Banking eingestandenermassen – in Genf, in Zürich, in Wien und jetzt auch via Liechtenstein in diversen europäischen Ländern.

Clariden Leu / ???

Eigene Akquisitionen gab es nicht, allerdings sagte Bank-Chef Hans Nützi noch im Frühjahr, die CS-Tochter sei bereit für Zukäufe: Gemeinsam mit dem Mutterhaus Credit Suisse wolle Clariden Leu «eine aktive Rolle» bei der Branchenkonsolidierung spielen. Im Vordergrund stünden dabei kleinere und mittlere Akquisitionen.

Credit Suisse / ???

Einerseits kämpft die Bank derzeit gegen regulatorische Pläne, das Format der Grossbanken zu beschneiden. Andererseits zeigt sich die Paradeplatz-Bank derzeit offen für Übernahmen im Private Banking (abgesehen davon, dass sie das Wachstum mit der eifrigen Rekrutierung von Beratern vorantreibt). Sowohl Konzernchef Brady Dougan als auch Private-Banking-Chef Walter Berchtold stellten in den letzten Wochen und Monaten klar, dass die Bank bei der Konsolidierung der Branche eine aktive Rolle spielen will.

Anfang September sagte Private-Banking-Chef Walter Berchtold an einer Konferenz, dass sich die Konsolidierungswelle in der Branche – die ja schon «seit etlichen Jahrzehnten» laufe – fortsetzen werde. Und die Credit Suisse prüfe Akquisitionen, um im Private Banking weiter zu wachsen: «Wir sind klar bereit für Übernahmen», so Berchtold.

Allerdings wird auch kräftig darüber spekuliert, ob Credit Suisse nicht vor allem in Fernost als aktiver Käufer auftreten wolle.

HSBC / ????

Auch die HSBC-Privatbank befindet sich offenbar auf Freiersfüssen. Gerüchteweise galt sie ebenfalls als Interessentin für die Private-Banking-Einheiten von ING. «Zweifellos ist unsere Gruppe auf Expansionskurs. Wir haben keine Pläne auf der Verkaufsseite», sagte Alexandre Zeller, CEO der HSBC Private Bank in Genf, Ende September zur Agentur «Reuters».

Die HSBC-Gruppe ist hauptsächlich an Finanzhäusern interessiert, die über Kundschaft oder Potenzial in den Schwellenländern verfügen.

HSBC präsentierte in den letzten Monaten eine weitere Form der Konsolidierung im Schweizer Private Banking: Sie integrierte im Frühjahr ihre Tochter HSBC Guyerzeller und löste die Marke auf. Ähnliches tat die Deutsche Bank mit ihrer Tochter Rüd, Blass (die in einem neuen Konzernbereich Private Wealth Management Schweiz aufging) sowie die Finter Bank mit der Bank Hugo Kahn.

EFG / ???

Zu den Banken, die als mögliche Käuferin bei einem möglichen Verkauf von Clariden Leu auftreten könnten, zählte die Gerüchteküche auch EFG. Aber die Zürcher Privatbank nahm sich Anfang Oktober selber aus dem Rennen um mögliche Übernahmen: Lukas Ruflin, der stellvertretende CEO der Privatbank, sagte an der European Financials Conference von Keefe, Bruyette & Woods, dass die Wahrscheinlichkeit der Übernahme eines Konkurrenten gering sei.

Bank Leumi / ???

Dagegen äussert die Bank Leumi offen Interesse an einer Übernahme in der Schweiz: Die hiesige Tochterfirma des israelischen Finanzinstituts plant die Akquisition einer Bank. Dabei soll das ideale Institut rund 2 bis 3 Milliarden Franken an Assets under Management aufweisen. Dies meldete das israelische Wirtschaftsportal «Globes Online» unlängst unter Berufung auf CEO Amnon Saidenberg.

Solch eine Übernahme würde die verwalteten Vermögen der Bank Leumi hierzulande um 30 bis 50 Prozent steigern – derzeit weist das 1953 gegründete Institut 5,8 Milliarden Franken Assets under Management auf.

Der CEO der Bank Leumi (Switzerland), Amnon Saidenberg, sagte dabei, es sei denkbar, dass sein Institut entweder eine kleine Bank oder eine Investmentfirma übernimmt. «Wir sind nun in einem rollenden Prozess, um solch eine Bank zu suchen. Der Zeitpunkt der Akquisition hängt ab von den Möglichkeiten, die sich auftun.»

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