Um in den Untersuchungen zu den Devisenkursmanipulationen gut dazustehen, hat die UBS ihren Chefhändler kaltgestellt – behauptet dieser und klagt nun gegen die Bank. Er will 34,5 Millionen Dollar.

Die UBS ist wegen ihrer Beteiligung an den Devisenkursmanipulationen bekanntlich mit einem blauen Auge davon gekommen: Das Department of Justice verzichtete auf strafrechtliche Konsequenzen, dafür bezahlte die Bank an die US-Notenbank Fed 342 Millionen Dollar.

Nun soll die UBS aber nochmals in die Tasche greifen: Roger Böhler, ehemaliger Devisen-Chefhändler, klagt die Bank nämlich auf 34,5 Millionen Dollar ein, wie die US-Justiznachrichtenseite «Law360» (Artikel bezahlpflichtig) am Dienstag meldete.

Falschmeldung macht die Runde

Böhler macht in seiner, im New Yorker Supreme Court eingereichten Klage geltend, die UBS habe ihn fallengelassen, weil die Bank im Zusammenhang mit den Devisenmanipulationen schlechte Presse erhalten habe.

Tatsächlich machten die UBS und Roger Böhler mit den Devisenkursmanipulationen Negativschlagzeilen. Im Oktober 2013 meldete der Zürcher Banken-Blog «Inside-Paradeplatz», Böhler sei nach internen Untersuchungen entlassen worden.

Die Meldung ging um die Welt. Fortan tauchte der Name Roger Böhler immer wieder im Zusammenhang mit den Devisenkursmanipulationen auf.

Von «exzellent» zu «verstärkte Aufsicht»

Aber die Meldung war falsch. Denn Böhler hatte laut Klageschrift im Januar 2014 von seinem Vorgesetzten Chris Murphy, Co-Head Fx, Rates and Credit und Geschäftsleitungsmitglied der UBS-Investmentbank, noch eine sehr gute Beurteilung erhalten. Er war also noch immer bei der UBS. Der Chefhändler in der Investmentbank im Range eines Managing Director habe 2013 eine «exzellente» Performance erreicht.

Zu diesem Zeitpunkt war die Untersuchung im Manipulationsfall bereits in vollem Gang: Die UBS kontrollierte die Chatrooms der Händler rigoros – und sie zog auch personelle Konsequenzen im Handel. Ende November 2013 wurde der bisherige Co-Chef im Forex-Handel, Chris Vogelgesang, in eine andere Abteilung versetzt. Der Devisen- und Edelmetallhandel wurden mit dem Zins- und Kreditgeschäft zusammengelegt.

Böhler kam erst im Februar 2014 unter die Räder. In einer zweiten Beurteilung Murphys hiess es gemäss Klage nun, seine Performance sei «verbesserungswürdig». Kurz darauf habe er eine Verwarnung erhalten, er nehme seine Verantwortung nicht wahr. Seinen Bonus für 2013 hielt die UBS zurück.

Ein «fabrizierter» Fall?

Böhler widersetzte sich der Verwarnung. Im April kam er unter «verstärkte Aufsicht» und wurde angewiesen, alle Kommunikationskanäle seiner Händler zu überwachen. Mitte April habe Böhler dann seinen Rücktritt eingereicht. Er arbeitete 27 Jahre in der Investmentbank.

In seiner Klage heisst es, die UBS habe den Fall «fabriziert», um ihn loszuwerden und um seine gegenwärtigen und noch gesperrten Bonus-Gelder einhalten zu können. Dabei geht es um 4,5 Millionen Dollar. Ausserdem will Böhler 30 Millionen Dollar Schadenersatz. Die UBS sagte auf Anfrage von finews.ch: «Wir wehren uns gegen die Vorwürfe, können aber nicht weiter kommentieren.»

Im Komittee der New Yorker Fed

Böhler, der als Devisenchefhändler wohl eine Mitverantwortung bei den Kursmanipulationen trägt, sieht sich als Bauernopfer der UBS, die bereits im Libormanipulationsskandal eine der Hauptrollen spielte und nun als Kronzeugin ihren Kopf aus der Schlinge ziehen wollte.

Tatsache ist, dass Böhler nicht entlassen worden war, nachdem die Nachrichtenagentur «Bloomberg» Mitte 2013 erstmals von den Untersuchungen im Devisenmarkt berichtet hatte. Im Gegenteil: Der UBS-Manager war 2013 noch im Chefhändler-Kommittee der New Yorker Fed vertreten gewesen, was Murphy in seiner ersten Beurteilung noch hervorgehoben hatte.

Sammelklage und Böhler Name

2014, nach der Falschmeldung seiner Entlassung, war er allerdings im Visier der Öffentlichkeit und von Sammelklägern. Anfang Februar 2014, kurz vor der ersten negativen Beurteilung, schloss sich das Philadelphia Board of Pensions and Funds der Sammelklage von Investoren gegen sieben Devisenhandelsbanken an, darunter die UBS

Roger Böhler wird in der Klage mit einer Reihe von anderen Devisenhändlern namentlich erwähnt, die inzwischen entlassen oder versetzt worden seien. Zu diesem Zeitpunkt sass Böhler noch nichtsahnend auf seinem Posten in der UBS Investmentbank. Kurz darauf erhielt er seine schlechtere Bewertung von Murphy und die Verwarnung, die zu seinem Abgang führte.

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