Obschon China in der Vermögensverwaltung als der Wachstumsmarkt schlechthin gilt, haben ausländische Banken bislang kaum Onshore-Aktivitäten aufgebaut. Nun ist die UBS daran, dies zu ändern. Damit wagt sie sich allerdings in ein äusserst schwieriges Terrain vor.

Chinas Reiche und Superreiche hat die UBS bislang aus Hongkong oder Singapur betreut. Hauptsächlich: Denn eigentlich ist die UBS auch schon auf dem Festland zugegen – in Peking, Guangzhou, Schenzhen und Schanghai.

Nur: Die chinesischen Regulierungshürden wurden zwar 2006 gesenkt, so dass Onshore-Aktivitäten an sich erlaubt sind. Doch sind diese Gesetze und Bestimmungen weiterhin so hoch, dass spezialisierte Häuser wie die UBS ein umfassendes Wealth Management kaum anbieten können. So dienten diese Niederlassungen, auch bei anderen Instituten wie BNP Paribas, Deutsche Bank oder der Singapurer DBS, bislang nur strategischen Zwecken. 

Mit den Reichen auf Tuchfühlung

Für die UBS indessen ist nun die Zeit gereift, die Vermögensverwaltung auf dem Festland, also onshore, zu forcieren. Noch in diesem Jahr will die Grossbank eine entsprechende Niederlassung in Schanghai eröffnen, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» kürzlich berichtete.

Die Absicht ist klar: Die UBS will näher an die Millionäre und Milliardäre heranrücken. Gemäss Studien zählt China nach den USA die meisten Superreichen – das Privatvermögen im Land ansässiger Chinesen beträgt rund 18 Billionen Dollar (Stand von Ende 2014). Nicht berücksichtigt ist darin allerdings die derzeitige Korrektur an den Börsen von Hongkong und Schanghai. .

Markt der Zukunft

«In China sind derzeit einige Bestrebungen im Gange, den Finanzmarkt zu deregulieren», sagte Kathryn «Kathy» Shih, Leiterin der Sparte UBS Wealth Management in der Region Asien-Pazifik, gegenüber «Bloomberg» und ergänzte: «Vor diesem Hintergrund ist China definitiv der Markt der Zukunft.» Inzwischen sucht die UBS auch schon fleissig Personal für die Niederlassung in Schanghai.

Gleichzeitig hat die Regierung in Peking seit Anfang 2015 eine ganze Reihe von Beschränkungen aufgehoben, die den Spielraum der Auslandsbanken bislang stark einschränkte. Unter anderem können Banken nun einfacher eine Filiale gründen, und auch gewisse Währungstransaktionen sind jetzt leichter möglich.

Keine Eile

Das Onhshore-Potenzial Chinas sehen indessen auch andere Banken. In Eile, auf dem chinesischen Festland Fuss zu fassen, sind sie deshalb nicht, wie die Nachrichtenagentur «Reuters» unlängst feststellte. So sagte der Schweizer Michael Benz, der das globale Private Banking der britischen Standard Chartered verantwortet, er wolle erst die weiteren Deregulierungsschritte abwarten.

Und Bassam Salem, Chef der Citi Private Bank in Asien, erklärte, Chinas Kapitalmärkte seien noch unterentwickelt. «Als ausländische Bank bräuchten wir eine Lizenz fürs Brokerage und fürs Asset Management. Zudem dürfen wir nur 35 Prozent an einem Joint-Venture mit einem chinesischen Finanzinstituten halten. Damit habe ich auch nur 35 Prozent des Gewinns, aber bestimmt 100 Prozent der Arbeit», sagt der Citigroup-Manager, klar, dass das kein interessantes Geschäft sei.

Präsenz und Marke etablieren

Die UBS sieht das anders – vor allem aus einer langfristigen Perspektive. Kathy Shih verzichtet entsprechend auch auf wohlklingende Wachstumsambitionen in China. Die UBS solle bescheiden anfangen. «Uns geht es zunächst einmal darum, Fuss zu fassen. Wir wollen unsere Marke langsam und stetig etablieren», sagt Shih.

Die geplante Private-Banking-Niederlassung in Schanghai wird denn auch nicht in einem der Hochhäuser im Finanzdistrik sein, sondern an bester Passantenlage, so dass man das UBS-Logo von der Strasse aus sieht.

Ein Stelldichein der chinesischen Finanzelite

Die Einführung einer europäischen Bankmarke in China ist ohne Zweifel eine enorme Herausforderung. Denn die UBS muss davon ausgehen, dass nur ein Bruchteil ihrer anvisierten Klientel Englisch spricht. Wie also transportiert man Werte und Dienstleistungen einer Schweizer Bank in diese ganz andere Kultur?

Die UBS ist das erste ausländische Finanzinstitut mit einer Volllizenz im Reich der Mitte. Mit anderen Worten: Sie ist eine der wenigen Banken, welche die chinesische Führung auserkoren hat, um den inländischen Kapitalmarkt zu entwickeln.

Umgekehrt hat die UBS ihre China-Expansion von (ganz) langer Hand vorbereitet und treibt sie nun mehrgleisig voran. So organisiert sie schon seit einigen Jahren die Greater China Conference in Schanghai, das landesweit wichtigste Stelldichein der chinesischen Finanzelite. 

Bankgigant auf dem Radar

Inzwischen bekundet die UBS  auch Interesse daran, Miteigentümerin der China Postal Savings Bank zu werden, wie auch finews.ch berichtete. Diese Mega-Bank der nationalen Postbetriebe verfügt über mehr als 40'000 Filialen und eine halbe Milliarde Kunden. Nächstes Jahr wollen die Regenten in Peking das Unternehmen teilprivatisieren.

Schafft es die UBS, und ihre Chancen stehen diesbezüglich auch gut, eine Beteiligung zu ergattern, wäre dies der Schritt zu einem riesigen Vertriebsnetz für UBS-Dienstleistungen. Damit wäre dann die Eroberung Chinas fürs Erste geglückt.

 

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