Hans-Ulrich Meister, Schweiz-Chef und Private-Banking-Co-Leiter bei der Credit Suisse, musste sich lange genug allerhand Häme und harsche Kritik gefallen lassen. Nun könnte seine grosse Zeit gekommen sein.

Wie oft schon wurde er angezählt, Hans-Ulrich Meister (Bild), der Banker, der 2008 von der UBS kommend bei der Credit Suisse zusehends in die Rolle geraten war, die Altlasten abzubauen.

Klar, dass man sich damit keine Freunde macht. Und das war es auch, was sich der zupackende Manager über die letzten Jahre vergegenwärtigen musste: Haufenweise Kritik an seiner Person, an seinem Stil, an seinem Vorgehen – firmenintern wie extern.

Epochaler Strukturwandel

Unverdrossen haben manche Medien seinen Abgang antizipieren wollen, zuletzt, als der heutige CEO Tidjane Thiam ernannt wurde. Meister stehe mit seinem angeblich dürftigen Erfolgsausweis dermassen unter Druck, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis ihn der neue Konzernchef durch eine unverbrauchte und dynamischere Person ersetze.

Tatsächlich hatte Meister in den vergangenen Jahren keinen einfachen Job, zumal das Private Banking bis heute einem epochalen Strukturwandel ausgesetzt ist, und nach dem Ende des Schweizer Bankgeheimnisses in ein neues Geschäftsmodell überführt werden muss. Dass das alles – insbesondere im europäischen Markt – nicht ohne Stellenkürzungen, Reorganisationen und Verkäufen von Firmenteilen vonstatten gehen kann, sollte eigentlich klar sein. Und das dies Zeit braucht, auch.

Kalter Kaffee

Viel Zeit bisweilen, und das war es denn auch, was Meister unter Druck brachte und einer harschen medialen Kritik aussetzte. Doch nun ist das alles kalter Kaffee, Makulatur sozusagen. Denn scheinbar ideal orchestriert zum Amtsantritt Thiams brilliert Meister in seinen beiden Geschäftsbereichen (Schweiz sowie Private Banking) wie noch nie.

Der Anstieg des Vorsteuer-Semestergewinns in der Vermögensverwaltung auf 1,3 Milliarden Franken ist hauptsächlich auf die starke Performance in der Schweiz zurückzuführen, wie den Angaben der Präsentation vom Donnerstag zu entnehmen ist. Oder anders formuliert: Die Kosteneinsparungen unter Meister sowie die neuen Initiativen im Beratungsgeschäft (Invest, Mobile-App, UHNWI-Kredite) tragen offensichtlich Früchte. Und: Die Margen auf den verwalteten Vermögen stiegen. Ausserdem erzielte die Region Schweiz im ersten Halbjahr 2015 einen Neugeldzufluss von stolzen 2,6 Milliarden Franken.

Besser denn je

Aber auch in der wichtigsten Wachstumsregion der Welt, Asien, wo gemäss manchen Medienberichten die Credit Suisse gehörig unter Druck sein soll, ist recht eigentlich das Gegenteil der Fall. Kaum je zuvor hat die zweitgrösste Schweizer Bank bessere Resultate abgeliefert als jetzt.

Der Vorsteuergewinn hat sich innerhalb nur eines Jahres verdoppelt, und mit 873 Millionen Franken ist der Ergebnisbeitrag inzwischen beträchtlich. Und effektiv ist die Credit Suisse in der Region Asien-Pazifik unangefochten die Nummer drei, hinter der übermächtigen UBS und der Citigroup. Der Hauptgrund für diesen Erfolg:

Drei Pfeiler

Die integrierte Strategie der CS funktioniert besonders in Asien, wo der Konzern seine Stärken im Private Banking mit denjenigen der Investmentbank zu verknüpfen versteht. Den zu Geld gekommenen Unternehmern – namentlich in China – bietet das Institut Dienstleistungen in der privaten Vermögensverwaltung an, oder umgekehrt, steht es mit Finanzierungsleistungen, Beratungen und Kapitalmarkt-Lösungen den Unternehmen zur Seite.

Eine radikale Reduktion der Investmentbanking-Kapazitäten, wie dies in der letzten Zeit verschiedentlich in der Öffentlichkeit kolportiert worden war, dürfte bei der CS kaum ein Thema sein. Vor diesem Hintergrund wird vollends klar, dass die Neuausrichtung der Credit Suisse vor allem auf drei Bereichen fokussiert: Erstens auf den Wachstumsmarkt Asien, auf die integrierte Bank sowie auf den Heimmarkt Schweiz.

Tidjane Thiam setzt auf den Heimmarkt

Interessanterweise betonte der Thiam diese Woche – in einer Analogie zum Fussball –, wie wichtig es für jedes Unternehmen sei, im Heimmarkt erfolgreich zu sein. Denn nur so seien die Voraussetzungen gegeben, um auch im Ausland zu punkten, unterstrich der neue CS-CEO, der ein bekennender Arsenal-Fan ist.

Unter diesen Prämissen ist Hans-Ulrich Meister (lange Zeit ein bekennender FCZ-Fan) definitiv in eine der allerwichtigsten Positionen bei der Credit Suisse vorgestossen. Dass ihn Thiam diese Woche bei einer Präsentation verschiedentlich erwähnte und dabei auch erklärte, er habe die künftige Strategie, namentlich in der Schweiz, ausgiebig mit ihm erörtert, deutet eher auf eine Auf- als auf eine Abwertung Meisters innerhalb der «neuen» Bank hin.

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