Das Wachstum der Schweizer Grossbank UBS im Vorzeigemarkt Asien und in der prestigeträchtigen Betreuung von Superreichen stockt. Derweil sorgen Frankenstärke und Kapitalisierung für weitere Herausforderungen. Sieben Punkte zum UBS-Halbjahresausweis.

1. Asien: Ungestümes Wachstum ist vorbei

Lange Zeit galt die Region Asien-Pazifik für die UBS als Wachstumsmarkt par excellence. Unter diesen Prämissen war die Schweizer Grossbank im Wealth Management (Vermögensverwaltung) die unangefochtene Nummer eins. Das ist sie zwar immer noch, doch hat sich der Geschäftsgang merklich abgekühlt. Der Netto-Neugeld-Zufluss im zweiten Quartal 2015 betrug 4,5 Milliarden Franken, wie die Grossbank am Montrag mitteilte.

Das ist etwa die Hälfte dessen, was die Bank vor zwölf Monaten noch auswies, nämlich 8,9 Milliarden Franken. Auch im ersten Quartal 2015 vermeldete die UBS noch einen deutlich höheren Zufluss: 8,2 Milliarden Franken. Insgesamt beliefen sich die Kundengeldern in der asiatisch-pazifischen Region per Mitte 2015 auf 274 Milliarden Franken, das ist leicht weniger als noch drei Monate zuvor. Damals waren es 276 Milliarden Franken gewesen. Mit anderen Worten: Das ungestüme Wachstum in Fernost gehört fürs erste der Vergangenheit an.

Das illustriert auch die annualisierte Wachstumsrate für das Netto-Neugeld im zweiten Quartal: Diese liegt mit 6,5 Prozent deutlich unter den früheren Werten. Angesichts der Wachstumsschwäche in China und den Turbulenzen an den dortigen Finanzmärkten dürfte sich die weitere Entwicklung eher zu Ungunsten der UBS fortsetzen.

2. Frankenstärke: Aderlass bis in den Herbst hinein

Da hilft es wenig, dass der Frankenschock vom vergangenen Januar bei der grössten Schweizer Bank weiter nachhallt. Wie die UBS am Montag mitteilte, hat ein von der Grossbank gestartetes «Programm zur Optimierung der Bilanz und Kapitalposition» zu einem Netto-Abfluss von Kundengeldern von 6,6 Milliarden Franken geführt. Wie zahlreiche Schweizer Banken gibt auch die UBS die von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) verhängten Strafzinsen auf Bargeldeinlagen an gewisse Kunden weiter – und versucht gleichzeitig, die Klientel zum Umschwenken in andere Investments als Cash zu bewegen.

Das gefällt offensichtlich nicht allen: Die UBS rechnet auch im angebrochenen dritten Quartal mit Netto-Abflüssen von rund 4 Milliarden Franken.

3. Superreiche: Das Geschäft stockt

Lange hat die UBS zudem für sich in Anspruch genommen, eine der führenden Adressen für die allerreichsten Menschen dieser Welt zu sein, für die so genannten Ultra-High-Net-Worth-Individuals, die über ein investierbares Vermögen von mehr als 30 Millionen Franken verfügen. In diesem Segment dürfte die Schweizer Grossbank auch weiterhin ganz vorne mitmischen. Doch das Geschäft stagniert. Das Netto-Neugeld belief sich im zweiten Quartal des laufenden Jahres auf 7,1 Milliarden Franken; zwölf Monate zuvor hatte es sich noch 9,6 Prozent betragen. Im ersten Quartal 2015 hatte die UBS sogar 10,1 Milliarden Franken ausgewiesen. Das annualisierte Neugeld-Wachstum von 5,6 Prozent im zweiten Quartal liegt im Rahmen der Erwartungen, aber eher am unteren Ende.

Mit anderen Worten: Das Geschäft mit den Superreichen stockt etwas; gut möglich, dass dieser Kuchen nun bis auf weiteres unter den paar ganz grossen Finanzkonzernen dieser Welt aufgeteilt ist.

4. US-Vermögensverwaltung: Gut und teuer

In diesem Umfeld vermochte das Vermögensverwaltungsgeschäft der Division UBS Americas unter ihrem umtriebigen Chef Bob McCann erneut zu glänzen: Der Geschäftsertrag stieg auf 1,947 Milliarden Franken. Ein neuer Rekordwert, wie das Mutterhaus gerne festhält. Gestiegen sind allerdings einmal mehr auch die Kosten (vorab fürs Personal), und zwar auf 1,7 Milliarden Franken. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis (Cost Income Ratio CIR) ist mit 88 Prozent gar so hoch wie in den letzten zwei Jahren nicht mehr. Umso mehr scheint UBS Americas damit zu weiteren Erfolgen verdammt zu sein.

5. Investmentbank: Brummender Zulieferer

Die Strategie der UBS, ihre Investmentbank vorab als Zulieferer für das weit grössere Wealth Management zu nutzen, trug im zweiten Quartal erneut Früchte. Gegenüber dem Vorjahr entwickelten sich sowohl der Handel mit Aktien wie auch mit Zinsprodukten und Derivaten für Kunden als deutlich stärker – besonders im Trading-affinen Asien. Leicht rückläufig war der Geschäftsertrag im «klassischen» Investmentbanking mit der Beratung von Firmen bei Fusionen und Übernahmen – was Chef Andrea Orcel wohl dazu veranlassen dürfte, seine Teams in diesem Bereich noch stärker anzutreiben.

6. UBS Schweiz: Steigender Erfolgsdruck

Mit dem kürzlich erfolgten Start der neuen UBS Schweiz AG hätte eigentlich die Schweiz-Division Retail & Corporate im Fokus des Halbjahresberichts stehen sollen. Mit der um einen Tag vorgezogenen Veröffentlichung stand dann aber einmal mehr die globale Vermögensverwaltung im Rampenlicht. Eigentlich schade – erzielte die Schweiz-Division mit einem Vorsteuergewinn von 414 Millionen Franken doch laut der UBS das beste zweite Quartal seit fünf Jahren.

Derweil zeigt der Blick auf die einzelnen Schweizer Geschäftsbereiche ein durchzogenes Bild. Gegenüber dem (saisonal stärkeren) Vorquartal stagnierten die Gewinne; im Investmentbanking auf dem Heimmarkt waren sie gar leicht rückläufig. Und trotz laut UBS starken Neugeldfluss im Privatkundengeschäft gingen die verwalteten Vermögen gegenüber der Vorquartal von 178 Milliarden auf 172 Milliarden Franken zurück. Der Erfolgsdruck im alten neuen Schweiz-Geschäft wird damit bestimmt nicht abnehmen.

7. Kapitalisierung: Die Krux des Auslandsvergleichs

Die UBS hat auch im ersten Halbjahr 2015 ihr Fundament weiter zementieren können. Laut der Grossbank übertrifft die Quote ihres «harten» Kernkapitals mit 14,4 Prozent die Mindestanforderungen und gleichzeitig die Werte sämtlicher anderen globalen Grossbanken. Steigern konnte die UBS auch die so genannte Leverage Ratio, die das Eigenkapital ins Verhältnis zur Bilanzlänge stellt. Mit 4,7 Prozent liegt die Kennzahl aber immer noch leicht unter den als internationalen Mindestwert angestrebten 5 Prozent. Ein Manko, auf den die Aufseher bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) kürzlich ihren Finger hielten und der für einen führenden Vermögensverwaltung wie die UBS entscheidend ist: Stabilität ist derzeit das schlagende Argument, um das Vertrauen neuer Kunden zu gewinnen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.59%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.49%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.3%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.23%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.38%
pixel