Erneut verlassen wichtige Private Banker Coutts International in Richtung einer Schweizer Konkurrentin. Diese empfängt die neuen Direktoren mit Handkuss. Ihr neuer Chef ist ihr alter.

Barclays ist keiner der grossen ausländischen Wealth Manager in der Schweiz. Aber die Schweizer Tochter der britischen Grossbank hat jedenfalls nicht vor, die Segel zu streichen, wie zuletzt etwa die Royal Bank of Canada.

Ulf Snellman 160Im Gegenteil: Sie baut ihre Präsenz in der Schweiz deutlich aus. Am Dienstag meldete Barclays in einer Email-Mitteilung die Zugänge von zwei erfahrenen Private Bankern: Ulf Snellman (Bild links) und Alexander Sandborg (Bild unten). Sie sind als Direktoren zum Wealth und Investment Management Team gestossen. Mit der Aufgabe, reiche Kunden aus Grossbritannien und Skandinavien für Barclays zu betreuen und dazuzugewinnen.Alexander Sandborg 160«Die beiden sind wahre Experten und werden uns dabei unterstützen, unser Geschäft in der Schweiz zu stärken,» sagte Barclays-Schweiz-Chef James Buchanen-Michaelson gemäss Mitteilung.

Buchanen-Michaelson weiss, wovon er spricht, wenn er Snellman und Sandborg als Experten preist. Die drei haben zuvor bei Coutts International in Genf zusammengearbeitet. Buchanen-Michaelson war dort der Chef der dortigen Niederlassung gewesen.

Wie finews.ch berichtet hatte, hatte der Brite Coutts aber mitten im Übernahmepoker mit der Union Bancaire Privée (UBP) verlassen. Nun lotste er zwei seiner früheren Mitarbeiter zu Barclays Schweiz. Wie Buchanen-Michaelson weiter zitiert wird, ist die Personal-Offensive damit nicht beendet.

Exodus auch in Asien

«Wir schauen uns laufend nach starken Talenten um, welche dem Geschäft in unseren Kernmärkten zu weiterem Wachstum verhelfen.»In Asien waren diesen Frühling Willie Cheng und Andrew Sum von Coutts zu Barclays gewechselt, wie auch finews.ch berichtet hatte.

Gemäss Angaben des Verbandes der Auslandsbanken in der Schweiz verwaltet Barclays Schweiz rund 12 Milliarden Franken Kundengelder. 2013 landete die Bank knapp in der Gewinnzone. Coutts International war mit über 30 Milliarden Franken verwalteten Kundenvermögen ein deutlich grösserer Player im Offshore-Geschäft.

Auch der Chef ging

Doch die Mutter Royal Bank of Scotland (RBS) hatte sich vergangenes Jahr aus strategischen für einen Verkauf entschieden. Die anhaltenden Gerüchte um mögliche Käufer, Short-Lists, Preis-Poker und Auktionsverfahren waren indes Gift für das Mitarbeiter-Vertrauen.

Im laufenden Jahr haben bei Coutts International denn auch immer wieder wichtige und langjährige Mitarbeiter den Hut genommen. Vor Buchanen-Michaelson, Snellman und Sandborg waren dies:

  • Michael Vlahovic und Basile Samarine vom Russland-Desk wechselten im März zu EFG International.
  • Andrew Lo verliess Coutts im Frühling in Richtung Standard Chartered.
  • Mit Quentin Marshall verliess im April der Leiter von Global Advisory die Bank.
  • Daniel Furtwängler, Westeuropa-Chef bei Coutts, wechselte im Mai zu EFG International.
  • Mit Peter Raar verliess im Juli ein weiterer Coutts-Kader die Bank. Kaar war in Asien für die Personal-Entwicklung zuständig gewesen.
  • Und last but not least: Auch der Chef von Coutts International, Andreas Classen, wechselt nicht zur UBP. Der Spitzenbanker hatte seinen Hut im April genommen. Anfang Mai war er durch Michael Blake ersetzt worden.

Das Wealth Management von Barclays und insbesondere die Schweiz-Tochter sind unter den Profiteuren der Coutts-Übernahme durch die Westschweizer UBP.

Schweiz wichtig in der neuen Ära

Die britische Grossbank steckt mitten in einem Grossumbau, nachdem vergangenes Jahr beschlossen worden war, das Investmentbanking massiv zurückzufahren. Während die neue Strategie von Barclays noch nicht gänzlich klar ist, zeichnet sich doch eine Bank nach dem Modell der UBS ab.

Das heisst, die Investmentbank soll mehr eine Zulieferfunktion für das Private Banking und Wealth Management erhalten. Barclays Schweiz ist somit eine der ausländischen Privatbanken, die im neuen Zeitalter des Bankings ihre Position stärken können.

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.79%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.31%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    15.49%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    45.63%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.78%
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