Eine neue Mission für Stéphanie Gibaud: Die Ex-UBS-Angestellte und selbst ernannte Whistleblowerin, welche die Schweizer Grossbank in Frankreich in arge Nöte brachte, will bald den argentinischen Steuerfahndern helfen.

Bei der UBS Frankreich wurde Stéphanie Gibaud (Bild) als Marketing-Leiterin hinausgeworfen. Nun findet die Autorin und selbsternannte Whistleblowerin in Südamerika eine neue Aufgabe. Wie das französische Recherche-Portal «Mediapart» (Artikel bezahlpflichtig) am Mittwoch berichtete, reist Gibaud im kommenden September nach Buenos Aires.

Ihre Mission: Die argentinischen Steuerfahnder darüber zu unterrichten, wie die UBS reiche Argentinier anlockt und wie deren Geld in Schweiz fliesst.

4'000 Konti in Genf?

Gibaud will laut «Mediapart» von nicht weniger als 4'000 Konti von Argentiniern bei der UBS in Genf wissen. Schon im letzten Juni sorgte die Ex-UBS-Angestellte für Aufsehen, als sie von einem geheimen Netzwerk von Vermittlern berichtete, über das die Schweizer Grossbank in ganz Lateinamerika undeklarierte Gelder einsammle.

Das klang zwar alles reichlich vage; die UBS reagierte dennoch hoch nervös auf die Anschuldigungen. In einer umgehenden Stellungnahme hielt die Grossbank fest, dass Gibauds Vorwürfe «schlicht falsch» seien. «Man sollte ihnen keinen Glauben schenken, da sie von einer ehemaligen UBS-Angestellten in Frankreich gemacht wurden, die nie mit irgendwelchen anderen Geschäfsaktivitäten ausserhalb Frankreichs in Berührung gekommen ist», argumentierte die UBS damals.

Gibaud will Namen nennen

Die argentinischen Behörden sehen das anders. Sie sind offensichtlich überzeugt, dass Gibaud ihnen weiterhelfen kann – und eine nützliche Drohkulisse lässt sich dabei gleich mit aufbauen. Dabei können die Fahnder auch auf die Hilfe der Politik zählen: Diese will laut dem Bericht bewiesen sehen, dass ausländische Banken in Argentinien systematisch Beihilfe zu Steuerdelikten leisten.

Seit Gibaud bei einer Besprechung mit dem argentinischen Abgeordenten Marcelo D'Alessandro «weinend zusammengebrochen» sei, fordert dieser gar Gefängnisstrafen für Banker. «Das Treffen mit Gibaud hat mir gezeigt, dass die Steuerflucht so rentabel ist, dass auch Millionen-Bussen nichts ändern», so D’Alessandro gegenüber «Mediapart». Gibaud hat ihrerseits bereits angekündigt, Namen zu nennen.

Die Argentinier setzen allerdings nicht nur auf Gibaud, die 2014 ein Buch über die mutmasslichen Steuervetrugspraktiken der Bank schrieb und damit wesentlich dazu beigetrug, dass die andauernden Ermittlungen der französischen Behörden gegen die UBS-Tochter in Frankreich an Fahrt gewannen.

Prävention bei Studenten

Auch der in der Schweiz des Datendiebstahls beschuldigte ehemalige HSBC-Angestellte Hervé Falciani hat Argentinien seine Dienste angeboten. Falciani, dessen berüchtigte «Liste» mit Kundendaten der HSBC Privatbank in Genf Anfang 2015 mit der «Swiss-Leaks»-Affäre wieder ins Rampenlicht geriet, hilft bereits den argentinischen Behörden bei ihren Ermittlungen gegen die HSBC.

Inzwischen sieht sich Falciani in Argentinien aber mehr in der Rolle des Dozenten. Wie er gegenüber «Mediapart» aussagte, will er dort in der Schulung und Prävention tätig werden – etwa, indem er Studenten über die Praktiken der Steuerhinterziehung unterrichtet.

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