Julius-Bär-CEO Boris Collardi hatte gute Gründe, Jimmy Lee zum Asien-Chef zu ernennen. Währenddessen spekuliert die Branche über Rivalitäten zwischen Kaderleuten in Singapur und Hongkong.

Warum löst der «Externe» Jimmy Lee Kong Eng (Bild) den bisherigen Asien-Verantwortlichen Thomas Meier ab und nicht einer der beiden regionalen Asien-Chefs, David Lim in Singapur oder Kaven Leung in Hongkong?

Offenbar entschied sich Julius-Bär-CEO Boris Collardi – wie so oft – für eine pragmatische Lösung, wie es in Singapurer Branchenkreisen heisst. Weil beide regionalen Zentren, Hongkong und Singapur, sich derzeit höchst erfolgreich entwickeln, wäre es nach Ansicht Collardis auch falsch gewesen, einen der beiden Manager zu bevorzugen, wie er gegenüber dem Hongkonger Branchenblatt «Asian Investor» erklärte. Allerdings spekulieren nun manche asiatischen Medien darüber, dass es zu Rivalitäten zwischen den Julius-Bär-Leuten in Hongkong und Singapur kommt.

Bloss keinen Expat

Collardi musste auch eine Lösung finden, bei welcher der Asien-Chef in Singapur stationiert ist, wo die Bank innerhalb des Kontinents auch die grössten Kapazitäten hat. Dadurch schieden bereits diverse, in Hongkong ansässige Kandidaten aus.

Dem Julius-Bär-Chef ging es offenbar aber auch darum, (endlich) einen Asiaten an der Spitze des «zweiten Heimmarktes» zu haben, und nicht einen «Expat», der in Singapur nicht richtig Fuss fasse und das Unternehmen nach zwei Jahren wieder verlasse, wie er gegenüber dem Branchenportal «Asian Private Banker» (Artikel kostenpflichtig) erklärte. Der 53-jährige Singapurer Lee blickt auf eine lange Berufskarriere im Sold diverser Grossbanken zurück, namentlich bei der Deutschen Bank und der Credit Suisse respektive der früheren CS-Privatbanken-Tochter Clariden Leu.

Nuancen im Geschäftsalltag

Ihm sei es darum gegangenen, eine Person an der Spitze zu haben, welche die Luft (von dort) atme, das lokale Essen konsumiere und vor allem mit den vielen, bisweilen winzigen Nuancen im Geschäftsalltag bestens vertraut sei, erklärte Collardi weiter. Nach erfolgter Integration des internationalen Geschäfts von Merrill Lynch werde man sich nun auch wieder intensiv um organisches Wachstum in der Region bemühen. Auch darum sei es wichtig, eine kompetente und mit dem Markt bestens vertraute Person an der Spitze zu haben, so Collardi.

Die Wahl Lees war auch deswegen kein Griff in die Wundertüte, da Collardi seinen Asien-Chef in spe schon von früher kennt – beide haben in Asien bei der Credit Suisse gearbeitet – wie auch Thomas Meier und David Lim. Julius Bär beschäftigt in Asien rund 1'000 Personen, davon rund 250 Kundenberater.

Mehr IT aus Singapur

Dem Vernehmen nach will die Bank die Zahl der Beschäftigten noch erhöhen; insbesondere in den rückwärtigen Bereichen. Denn im Zuge der angekündigten Erneuerung der gesamten Firmen-IT plant Julius Bär, manche Dienstleistungen inskünftig von Singapur aus für die gesamte Gruppe anzubieten. Dadurch dürfte der «zweite Heimmarkt» noch zusätzlich an Bedeutung gewinnen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.47%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.16%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.88%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.25%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.24%
pixel